Zehn Busse sind bereits bestellt. Für die REVG ein Quantensprung, andere Verkehrsbetriebe im Kreis sind da schon weiter.
EnergiewendeBald rollen die Wasserstoffbusse der REVG durch Rhein-Erft
Für die Energiewende braucht es einen langen Atem: 2019 hatte der Kreistag in Bergheim eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Es sollte geklärt werden, welche alternativen Antriebsarten für die aktuell mit Diesel betriebene Linienbus-Flotte der Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft (REVG) am besten geeignet sind. E-Busse wurden getestet, zudem solche, die mit Wasserstoff und Biogas getankt werden.
Die Wahl fiel 2021 schließlich auf Wasserstoff. Jetzt werden die ersten Wasserstoffbusse für die REVG produziert.
Bis 2030 müssen alle Dieselbusse ausgetauscht werden
Schon 2022 hat das Verkehrsunternehmen den Auftrag für die Lieferung von 26 Wasserstoff-Bussen ausgeschrieben. Den Zuschlag erhielt der belgische Hersteller Van Hool.Zwischenzeitlich hatte eine Landesregierung gewechselt, der Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) wurde durch die Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) abgelöst, und der geplante Zwischenschritt auf dem Weg, Emissionen zu vermindern, fiel dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zum Opfer. Der synthetische Kraftstoff GTL (Gas-to-Liquids), mit dem die emissionsarmen EURO-VI-Dieselomnibusse betankt werden sollten, verteuerte sich in einem Maße, dass die REVG sich von diesem Plan verabschiedete.
Und mit den Jahren, den politischen Entscheidungen, den Gutachten, den langwierigen Ausschreibungsverfahren rückt ein Datum bedrohlich näher: Es ist das Jahr 2030. Innerhalb der verbliebenen sechs Jahre will und muss die REVG – wie andere Verkehrsunternehmen auch – Diesel betriebene Busse komplett aus ihren Fuhrpark verbannen. Der umfasst 109 eigene Fahrzeuge, hinzu kommen 160 Busse von Subunternehmern.
Mit den ersten zehn Wasserstoffbussen, die in den kommenden Monaten auf dem Betriebshof in Kerpen eintreffen werden, startet die REVG auch sichtbar das Projekt Energiewende 2030. Wobei die Fahrgäste den Unterschied zwischen den Diesel-Fahrzeugen und den Wasserstoffbussen kaum merken werden, sagte Geschäftsführer Walter Reinarz in einem Gespräch mit dieser Redaktion. Natürlich fehlen die bei Dieseln üblichen Fahrgeräusche und laufen durch ihren Elektromotor sehr geräuscharm, zudem stoßen sie lediglich Wasserdampf aus. Die Anschaffung wird zu 80 Prozent vom Bund subventioniert.
Nun schreitet die Energiewende nicht in einem Tempo voran, dass man an jeder Ecke Wasserstoff tanken könnte. Zu dem Zweck stellt die H. Freund Silo-Fachspedition der REVG eine entsprechende Tankstelle zur Verfügung.
Das soll aber nur eine Zwischenlösung sein, will die Stadt Kerpen doch in unmittelbarer Nähe zum Betriebshof an der Röntgenstraße einen Elektrolyseur zur Erzeugung grünen Wasserstoffs, eine Wasserstofftankstelle sowie einer Abfüllstation im Gewerbegebiet Türnich errichten. Das war auch einer der Gründe, weshalb sich die REVG für Wasserstoff und nicht für Gas oder Strom beim Antrieb entschieden hatte.
Kerpen will eine der nachhaltigsten Städte Deutschlands werden
Dies ist ein Modul für die „SpeicherStadtKerpen“: ein achtstufiges Stadtentwicklungs-, Energie- und Infrastrukturkonzept, das Kerpen zu einer der modernsten und nachhaltigsten Städte in Deutschland machen soll. Dafür kooperiert die Kommune mit Innogy Westenergie, Siemens Energy und den Stadtwerken Kerpen.
In Hürth rollen seit 2020 Wasserstoffbusse über die Straßen. Dort sind die Stadtwerke verantwortlich. Zunächst waren es zehn, mittlerweile sind es 16 – was in der Branche und auch in Energiewende-Foren mit Anerkennung bedacht worden ist. Auch in Brühl und Wesseling verkehren mit Wasserstoff betriebene Busse. In Brühl zuständig sind die Stadtwerke, in Wesseling die Gesellschaft Regionalverkehr Köln.
Doch hat sich die Stadt beim geplanten nächsten Schritt selbst ein Bein gestellt. Da nicht sämtliche Busse im Chemiepark Knappsack betankt werden können und die Stadtwerke auf umliegende Städte ausweichen müssen, sollte aus Gründen der Unabhängigkeit eine Wasserstofftankstelle an der Bonnstraße/Eschweiler Straße gebaut werden. Unglückseligerweise hat sich die Stadt bei der Berechnung der Fläche verrechnet – sie ist zu klein.
Auch an anderen Stellen stößt das Projekt Energiewende an Grenzen, und das mitunter im wahrsten Sinne des Wortes: Durch Bedburg-Blerichen werden die neuen Wasserstoffbusse der REVG nicht fahren können. Durch den erhöhten Dachaufbau für die Wasserstofftanks, die Brennstoffzelle und die Energiespeicher passen die Fahrzeuge nicht unter der dortigen Brücke hindurch.
Und auch Gelenkbusse werden wegen baulicher Probleme noch nicht in Serie produziert. REVG-Mitgeschäftsführer Martin Gawrisch sieht es pragmatisch: „Dann müssen wir auf bestimmten Linien eben mehrere Busse einsetzen.“