Vorbild in BickendorfPfarrkirche St. Albanus und Leonhardus soll umgestaltet werden
- Vor rund einem Jahr ist die Pfarrkirche St. Albanus und Leonhardus entweiht worden.
- Anstelle eines Abbruchs wünscht sich Norbert Schlömer, parteiloser Bürgermeisterkandidat der Grünen in Kerpen, einen Umbau.
- Für eine große Summe soll die Pfarrkirche zu einer Grabeskirche werden.
Kerpen-Manheim – Rund ein Jahr ist es her, dass die Pfarrkirche St. Albanus und Leonhardus im Umsiedlungsort Manheim-alt entweiht wurde. Seitdem droht der Abbruch des ehemaligen Gotteshauses, für dessen Erhalt sich nicht nur Braunkohlegegner, sondern auch Heimatschützer einsetzen.
Norbert Schlömer, parteiloser Bürgermeisterkandidat der Grünen in Kerpen, macht nun einen Vorschlag, wie der rund 120 Jahre alte, spätgotische Backsteinbau im Falle seiner Rettung genutzt werden könnte – als „Urnen- oder Grabeskirche“, in der Verstorbene in Grabkammern beigesetzt werden. Schlömer hat ausgerechnet, dass mit den Bestattungsgebühren der Erhalt der Kirche dauerhaft finanziert werden könnte.
Jeder kann sich in Kirche bestatten lassen
Urnen- oder Grabeskirchen sind als pflegefreie Bestattungsform in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Nachfrage soll sich in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt haben, Tendenz weiter steigend. Früher war eine Urnenbestattung in einem Gotteshaus ein Privileg, das nur Herrschern, Adeligen und Bischöfen vorbehalten war. Heutzutage können sich aber auch Normalsterbliche unter einem Kirchendach bestatten lassen – als Alternative zu Friedhöfen und Friedwäldern.
Bestes Beispiel ist die Kirche St. Bartholomäus in Köln-Bickendorf am Helmholtzplatz. Sie wurde 2013 für rund 1,4 Millionen Euro in eine Grabeskirche umgebaut. Für die gelungene meditative und spirituelle Gestaltung des Innenraumes gab es Architekturpreise. 2400 Urnen finden nun darin Platz, in Einzel- und in Doppelgrabstellen. Mehr als 35 Prozent davon sind bereits belegt, mehr als 250 Menschen haben sich hier schon zu Lebzeiten eine Grabstelle reservieren lassen. Die Gebühr für das Nutzungsrecht einer Ruhezeit von 20 Jahren beträgt für eine Einzelgrabstelle 3050 Euro und für eine Doppelgrabstelle 5350 Euro. Die Nutzung der Kirche für eine Trauerfeier, die Begleitung durch einen Musiker sowie die Grabplatte sind in der Gebühr enthalten. Die Kirche ist täglich für Besucher geöffnet und wird auch für Ausstellungen, Konzerte und Lesungen genutzt.
Kosten können refinanziert werden
Schlömer: „Wenn es eine solche tolle und würdevolle Bestattungsmöglichkeit auch bei uns in Kerpen gäbe, wäre ich einer der ersten, der sich dort vormerken ließe.“ Er hat am Fall der Grabeskirche St. Bartholomäus ausgerechnet, dass die Investitionskosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro schnell wieder refinanziert werden könnten: „Bei voller Belegung betragen die Einnahmen 6,7 Millionen Euro – und das alle 20 Jahre.“ Sein Fazit: „Das rechnet sich wirklich.“
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Wie ein solches Projekt auch in Manheim umgesetzt werden könne und wer als Investor in Frage komme, müsse nun diskutiert werden, meint Schlömer: „Vielleicht können sich mehrere Beerdigungsinstitute aus der Region zusammenschließen und das in Angriff nehmen.“ Dass die Kirche schon teilweise demontiert ist, stört ihn allerdings.
So fehlt etwa das Turmkreuz, auch sind die Fenster mit Holzplatten verrammelt. „Hoffentlich sind wenigstens die Scheiben noch drin.“ Auch ist das Dorf größtenteils schon dem Erdboden gleichgemacht worden. Doch Schlömer glaubt, dass sich das Kirchengebäude und seine Umgebung für Bestattungszwecke wieder herrichten ließe. „Ein paar Bäume drum gepflanzt, dann ergibt das einen tollen Anblick.“