Abgebrochene, beschädigte, kranke BäumeKerpener Revierförster sorgt sich um den Wald
- Revierförster Florian Claßen ist schockiert über den Zustand des Kerpener Broichwalds.
- Überall sind Bäume krank oder Beschädigt. Die Gründe für die Probleme seien ausschließlich menschengemacht, sagt der Förster.
- Folgen des Klimawandels und des Kohletagebaus, sowie eingeschleppte Pilze machen den Bäumen zu schaffen.
Kerpen – Revierförster Florian Claßen ist richtig erschrocken, wenn er dieser Tage durch den Kerpener Broichwald geht: Überall sind Bäume abgebrochen, beschädigt und offensichtlich krank: „Die Probleme nehmen immer weiter zu“, sagt Claßen. Die Gründe dafür seien ausschließlich menschengemacht: Grundwasserabsenkungen, aus Übersee eingeschleppte Pilzkrankheiten, Dürre und Stürme aufgrund des Klimawandels.
„Immer stärker zeigen sich die Auswirkungen eines ganzen Bündels an Problemen, mit dem die ehemaligen Auewälder an der Erft, aber teilweise auch die seit etwa 25 Jahren angelegten Aufforstungen in der Erftaue zu kämpfen haben.“ Den alten Bäumen mache besonders die wegen der Kohletagebaue durchgeführte Grundwasserabsenkung zu schaffen: Denn damit seien Bodensetzungen verbunden, die zu Rissen in den Wurzeln führten, in die dann Baumpilze eingedrungen seien. Das verursache Stamm- und Wurzelfäule: „Viele Altbäume sind innen hohl oder besitzen kaum noch intakte Wurzeln.“ Sie kippen bei Sturm und manchmal schon bei Windstille „wie Streichhölzer“ einfach um.
Gefährliche Pilzsporen
Dazu kommen eingeschleppte Pilze wie das Eschentriebsterben oder die Rußrindenkrankheit, die besonders den Bergahorn befalle. Der Pilzbefall werde durch die Trockenheit der vergangen Jahre verstärkt und führe zum Absterben der Bäume. Zudem seien die Pilzsporen auch für Menschen gefährlich.
Die Forstverwaltung tue ihr Möglichstes, um die Schäden in Grenzen zu halten. Es fehle aber an Forstunternehmen, die man dafür beauftragen könne. „Wir versuchen, die Wege möglichst schnell wieder frei zu kriegen.“ Auch entferne man entlang der Wege geschädigte Bäume, um Risiken für Waldbesucher zu verringern. Bei Sturm oder anderen Wetterextremen sollten diese weiter den Wald meiden.
Platz für Neuanpflanzungen
In stark geschädigten Waldbereichen oder auf „Windwurfflächen“ werden kranke Bäume entnommen, um Platz für Neuanpflanzungen zu schaffen. „Dabei wird Wert darauf gelegt, dass Mischbestände entstehen, die insgesamt stabiler, weniger risikobehaftet und artenreicher sind.“ Stieleichen, Flatterulme, Wildkirsche, Spitzahorn, Feldahorn, Hainbuche, Winterlinde, Wildapfel, Wildbirne, Haselnuss und Weißdorn kommen hier zum Zuge. Eschen würden solange nicht mehr gepflanzt, bis resistente Exemplare aus Baumschulen zur Verfügung stehen.
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Von großflächigen Bewässerungsmaßnahmen im Auenwald, wie sie noch vor wenigen Jahren mit Hilfe von abgeleiteten Erftwasser durchgeführt wurden, hält Claßen nichts mehr: Das habe sich nicht bewährt. „Dadurch wird viel Müll in den Wald hineingetragen. Das Wasser aber versickert wieder schnell und hilft den Bäumen nicht auf Dauer“, sagt Florian Claßen.