An der DDR-GrenzeWie ein kleiner Zwischenfall eine große Leidenschaft weckte
- Auf der Fahrt nach Westberlin, wo Armin Schmitt Testfahrer für Stoßdämpfer einen beruflichen Termin hatte, wurde er 1965 von einer Grenzpolizistin so lange aufgehalten und schikaniert, dass er seine Verabredung nicht einhalten konnte.
- Wie erzählen die Geschichte einer eigentlich banalen Situation, aus der eine riesige Sammelleidenschaft wurde – und ein Museum.
Kerpen-Buir – Mehr als 100 Uniformen von Heer, Marine, Luftwaffe, Grenz- und Volkspolizei, vom leichten Gala-Sakko bis zum schweren Schaffellmantel, hängen an Kleiderständern und Schaufensterpuppen, daneben Orden, Ehrenzeichen und anderen Erinnerungsstücken, die in Vitrinen und Regalen ausgestellt sind. Armin Schmitt stellt in seinem kleinen Garagenmuseum ein Stück DDR-Geschichte aus.
Begründet hat die Sammelleidenschaft des 78-jährigen geborenen Hürthers ein Zwischenfall an der innerdeutschen Grenze. Auf der Fahrt nach Westberlin, wo der Testfahrer für Stoßdämpfer einen beruflichen Termin hatte, wurde er 1965 von einer Grenzpolizistin so lange aufgehalten und schikaniert, dass er seine Verabredung nicht einhalten konnte. „Die Blicke und die Uniform habe ich bis heute nicht vergessen“, sagt Schmitt.
Vom einfachen Matrosen und Soldaten bis zum Admiral und General
Jahre später, 2001, hat er mit einem Freund einen Trödelmarkt bei Greifswald besucht und dort genau die Uniform gesehen, die die Grenzerin getragen hatte. Er kaufte sie und machte sie zum Erstling einer umfangreichen Sammlung.
Seitdem trug er Uniformen zusammen, vom einfachen Matrosen und Soldaten bis zum Admiral und General. Geholfen haben ihm dabei seine guten Beziehungen zu Bewohnern der ehemaligen DDR. 1994 kauften er und seine Frau sich eine Datsche bei Wolgast, unweit der Ostsee und der Insel Usedom, „weil es uns da so gut gefallen hat im Urlaub“, wie Schmitt sagt. Alle paar Wochen fährt er seitdem zu Kurzurlauben dorthin. „Ich fand die DDR nicht so toll. Aber irgendwie hat mich die Sammelleidenschaft gepackt“, begründet er sein außergewöhnliches Hobby.
Aus Wohnungsauflösungen, durch Tipps aus dem Bekanntenkreis und der Auflösung eines Museums bei Greifswald wuchs die Sammlung rasch an. Orden und Ehrenzeichen, Mützen, Helme, Stiefel, Radios, Walkie-Talkies, Koppeln und Fahnen zeugen vom militärischen Leben vor dem Mauerfall. Neben einem Foto von Erich Honecker liegen der Helm eines MiG-12-Piloten und die Zielvorrichtung des russischen Kampfflugzeugs, die Schmitt vor der Verschrottung bewahrt hat.
Kompletter Flaggensatz der Volksmarine
Aber auch das zivile Leben findet Raum. Eine Kosmonautenuhr und eine kleine Sammlung an Spielzeug-Trabis gehört ebenso zur Sammlung, wie Haushaltsgegenstände, Ostmark-Münzen und -Banknoten, Schnapsflaschen, wie den „Blauen Würger“, und Lafitte-Weinbrand, die Hausmarke des Staatsratsvorsitzenden.
Stolz ist Schmitt, der in den 50er-Jahren an der Gründung des Fischenicher Fanfarencorps' beteiligt war, auch auf zwei Trommeln und eine Lyra aus Beständen der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und einen kompletten Flaggensatz der Volksmarine, der auf allen Kampfschiffen vorgehalten werden musste.
In einer Vitrine ist eine Urkunde zu sehen, die die Leichtathletin Sabine Busch 1986 vom Staatssekretariat für Sport und Körperkultur erhielt. Die in Erfurt geborene dreifache 400-Meter-Weltmeisterin in der Staffel und über die Hürden lebt heute in Erftstadt. Die 56-Jährige erfuhr von Schmitts Museum, besuchte ihn im vergangenen Jahr und stellte Urkunde und Verdienstmedaille für die Ausstellung zur Verfügung.
Geöffnet ist das Museum, Am Ziegelgrund 11, vor dem mitunter eine DDR-Flagge weht, nach Absprache unter 02275/6638. Am 30. Jahrestag des Mauerfalls, Samstag, 9. November, ist von 9 bis 18 Uhr geöffnet.