AusreißerJäger erschießen flüchtigen Bullen

Jäger erschossen den ausgerissenen Bullen.
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Kerpen/Erftstadt – Aus einer Koppel am Siedlerweg in Erftstadt-Gymnich sind am Montagmorgen vier junge Bullen ausgebrochen. Zwei konnten nach Angaben des Eigentümers Ralf Mager sofort wieder eingefangen werden. Der dritte Bulle wurde in Gymnich an einer Gartenlaube gestellt und fixiert, so dass er wieder auf den Bauernhof zurückgebracht werden konnte. Doch der vierte Stier, ein besonders wilder, büxte aus. „Der war total bekloppt und hat die anderen mit verrücktgemacht“, sagt Mager: „Vorher hat er auch schon das Tor zur Koppel durch Kopfstöße geöffnet, so dass die vier Bullen überhaupt aus der Koppel entkommen konnten“, berichtet Mager auf Anfrage weiter.
Polizei, Feuerwehr, ein Tierarzt und die Landwirte und Jäger Peter Brand und sein Sohn Thomas aus Kerpen-Brüggen verfolgten das Tier. Zeitweise sollte die Autobahn gesperrt werden. Der nach Angaben des Besitzers rund 350 Kilogramm schwere und acht bis neun Monate alte Jungbulle sei gegen 8.30 Uhr in der Nähe des Gymnicher Sportplatzes über die Autobahnbrücke gelaufen, berichtete Thomas Brand.
Danach sei das Tier durch die Erft gewatet und in der Nähe der Straße Am Burgtor in Brüggen durch Gärten gebrochen. „Der war so wild, der ist glatt durch Stacheldrahtzäune hindurchgegangen“, schildert Thomas Brand seine Eindrücke. Dann lief das Tier zurück zur Erft – Polizei, Jäger und Rettungskräfte immer hinterher. Ein Mann an einer Pferdekoppel neben dem Wohnpark Türnich an der Platanenallee wunderte sich ebenso über das Polizeiaufgebot wie zwei Radtouristen, die eigentlich an der Erft eine Spazierfahrt machen wollten. Doch da war zu dieser Zeit gerade der Bulle zugange.
Zwischen Türnich und Horrem unterquerte das Tier eine Erftbrücke. Die Jäger waren bereits vorausgeeilt, um ihm den Weg abzuschneiden. Der Bulle sei angriffslustig gewesen, so Brand weiter. Zunächst habe sein Vater „vier Mal“ auf den Bullen geschossen, den finalen Schuss habe er dann abgegeben, so Thomas Brand.
Eigentümer Ralf Mager bestreitet das: „Der erste Schütze hat öfter geschossen. Das war grausam. Der Bulle war auf freiem Feld, den hätte man mit einem Narkosegewehr von der Feuerwehr schießen können, das ja auch vor Ort verfügbar war. So hat das Tier unnötig gelitten.“
Vater und Sohn Brand sehen das anders. Um mit dem Narkosegewehr schießen zu können, hätte man wesentlich näher an das Tier herankommen müssen, finden die beiden. „Viel zu gefährlich, der Bulle ging ja auf jeden an“, sind die beiden sicher. Sein Vater hätte die ersten Schüsse aber aus einer Entfernung von 120 Metern abgeben müssen. Erst danach habe er das Tier aus etwa 30 bis 40 Metern sicher zur Strecke bringen können können, so Thomas Brand: „Der Bulle war so angriffslustig, der ist auf jeden zugegangen.“ Vater Peter Brand sagt: „Endlich war das Tier auf freiem Feld, wenn es über die Erft in den Busch entwischt wäre, hätten wir es nicht mehr gekriegt.“
Am Nachmittag erklärte die Polizei, der Entschluss, auf das Narkosegewehr zu verzichten, sei gemeinsam von Einsatzleitung und einem anwesenden Tierarzt getroffen worden: „Es dauert eine gewisse Zeit, bis die Narkosespritze wirkt. Es war nicht auszuschließen, dass von dem Bullen in dieser Zeit noch Gefahr ausgehen wird.“ Nach Aussagen eines Tierarztes hätte selbst die doppelte Menge des möglichen Narkosemittels nicht ausgereicht. Der Adrenalinspiegel des Tieres sei zu hoch gewesen. Das Tier wäre möglicherweise noch eine halbe Stunde gefährlich aktiv gewesen, betonte die Polizei.
Deshalb seien „der Jagdaufsichtsberechtigte und sein Sohn“, das sind Vater und Sohn Brand, beauftragt worden, das Tier zu erlegen. Der Vater habe vier Mal, der Sohn zwei Mal geschossen, berichtet die Polizei.
Im Laufe des Tages organisierte Mager den Abtransport des getöteten Bullen. Das Tier habe einen Wert von 1200 Euro. Für die Schäden an den Vorgärten während der Flucht komme wohl eine Versicherung auf, für das Tier nicht.