Taxi Naurath hat einen neuen Eigentümer. Kerim Kasikci führt ab sofort die Geschäfte des Kerpener Unternehmens.
TraditionsunternehmenAuch der neue Eigentümer von Taxi Naurath in Kerpen ist Quereinsteiger
„Taxifahren macht Spaß“: Darin sind sich Thomas Naurath und Kerim Kasikci einig. Wobei Naurath, der dieses Jahr 65 Jahre alt wird, einschränkt, dass die Belastung durch die Beförderungspflicht von Taxiunternehmen über 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche ein wesentlicher Grund für ihn war, sein Unternehmen zum Jahreswechsel an Kasikci zu verkaufen. Ganz wird er die Personenbeförderung aber nicht aufgeben: Seit Anfang des Jahres betreibt er in Erftstadt das Mietwagenunternehmen Naurath's Fahrdienst, das auf Rollstuhlfahrten und Krankentransporte spezialisiert ist.
Kerim Kasikci hat nach mehrjähriger Tätigkeit als Finanz-Controller beim Schuhhersteller Birkenstock 2019 den Sprung in die Selbstständigkeit als Taxiunternehmer in Frechen gewagt. Nicht zuletzt, weil er nebenbei trotz seines Hauptberufs über viele Jahre mit Freude Taxi gefahren ist, auch für Naurath. In kurzer Zeit hat er seither mehr und mehr Taxiunternehmen mit Konzessionen, Fahrzeugen und Kundenstämmen übernommen, darunter Yellow Car, Taxi Gierens und Taxi Reuter. Und jetzt folgt mit Taxi Naurath der Sprung über die Stadtgrenze nach Kerpen. Der Name soll zunächst erhalten bleiben, „weil er eingeführt ist und einen guten Ruf hat“, wie Naurath versichert.
Vom Daimler Chrysler Abteilungsleiter zum Taxifahrer
Er selbst kam ebenfalls als Quereinsteiger vor mehr als 18 Jahren zu seinem Unternehmen, nachdem er zuvor als Abteilungsleiter für Daimler Chrysler Services gearbeitet hatte. Als er durch Umstrukturierungen seinen Job verlor, nutzte er den Freiraum, um wie früher als Student wieder Taxi zu fahren. So hörte er durch Zufall, dass Taxi Spitzlei zu verkaufen sei und schlug zu. 2008 übernahm er noch Taxi Pelzer mit weiteren Konzessionen.
In den mehr als 18 Jahren von Taxi Naurath hat sich das Geschäft gewandelt. Früher seien sie „die ganze Nacht gefahren“, erzählen Naurath und Kasikci unisono, weil sich viele Menschen mit dem Taxi aus Diskotheken und Kneipen nach Hause fahren ließen. Immer mehr Gaststätten hätten seither zugemacht, was mit einem Wandel in der Gesellschaft zusammenhänge: Die jungen Leute träfen sich mehr zu Hause, hat Naurath beobachtet. Durch die deutlich gestiegenen Kosten und dadurch verursachten höheren Preise sei Taxi-Fahren außerdem fast ein Luxusgut geworden, ergänzt Kasikci. Alles zusammen habe dies bei den sogenannten Nachtfahrten zu einem Rückgang um die Hälfte geführt.
Inklusion war Naurath immer wichtig
Dagegen ist das Volumen des Tagesgeschäfts gleichgeblieben, wobei es auch hier eine Verschiebung gibt. Die Fahrten für Firmen, wie das Abholen von Mitarbeitern vom Flughafen, sind seit Corona deutlich zurückgegangen, weil viele Meetings nur noch digital stattfinden. Dagegen nehmen die Rollstuhl- und Krankenfahrten zu. „Ich habe gleich zu Anfang ein Rollstuhltaxi angeschafft“, erzählt Naurath. Damals seien er und Taxi-Esser in Bergheim die einzigen gewesen, die so ein Angebot gemacht hätten. Mittlerweile hätten fast alle Taxi-Unternehmen Rollstuhlfahrten im Angebot, weil der Bedarf wachse. Ihm selbst sei es immer ein persönliches Anliegen gewesen, sich für Inklusion einzusetzen. Weshalb er nicht nur die typischen Krankenfahrten zur Dialyse und Chemo- und Strahlentherapie bewirbt, sondern auch Fahrten zu Sport- und Kulturveranstaltungen, um die Teilhabe am öffentlichen Leben zu ermöglichen.
Für Rollstuhl- und Krankenfahrten müssen die Fahrer speziell geschult werden. Sie müssen den Rollstuhl und seinen Insassen korrekt anschnallen. Auch die Fahrweise ist an die Passagiere anzupassen. „Sie können mit einem Rollstuhl im Auto nicht mit Tempo 30 über eine Bodenschwelle fahren oder schnell in die Kurve gehen. Das ist für den Rollstuhlfahrer extrem unangenehm“, weiß Naurath. Genauso wichtig wie diese fahrtechnischen Besonderheiten sind Empathie und Hilfsbereitschaft der Fahrer. Sie begleiten die Menschen, wenn diese keine andere Begleitung haben, von deren Wohnung bis zum Bett im Krankenhaus, helfen bei Bedarf auch beim Auskleiden. Nicht jeder Fahrer sei für solche Fahrten geeignet, sagt Kasikci.
Taxi-Unternehmer will vorerst nicht in E-Autos investieren
Und wie beurteilen die beiden Unternehmer den Wechsel hin zur E-Mobilität? Planen sie Investitionen in Elektrofahrzeuge? Vorerst nicht. Dafür sei die Reichweite gerade im Winter, wenn die Heizung laufe, zu gering und die Anschaffungskosten noch zu hoch. Förderungen gebe es nicht, anders als zum Beispiel in Hamburg.
Trotz der Rückgänge im Taxi-Geschäft ist Kerim Kasikci überzeugt, dass seine Branche Zukunft hat. Es werde immer Menschen geben, die von A nach B transportiert werden müssen. Er erwartet jedoch eine Konzentration, da sich die Anforderungen, die sich aus der Beförderungspflicht ergeben, ab einer bestimmten Betriebsgröße besser steuern lassen. Kleinere Taxiunternehmen werden nach seiner Meinung in Zukunft vom Markt verschwinden und von größeren übernommen werden.
Den Spaß am Fahren jedenfalls wollen sich Thomas Naurath und Kerim Kasikci trotz aller aktuellen Herausforderungen nicht verderben lassen.