Welle der SolidaritätEmotionales Benefizkonzert für Brandopfer
Kerpen-Manheim-neu – Es war die Erfüllung eines Lebenstraums, als Margot S. (Name geändert) vor gut fünf Jahren endlich in ihr eigenes Häuschen am Sonnenblumenweg im neuen Manheim einziehen konnte. Doch dann kam jener unglückselige Abend des 23. November 2019, als ein vermutlich durch einen Kurzschluss in einem defekten PC ausgelöstes Feuer den kleinen Bungalow unbewohnbar machte. Einige Habseligkeiten konnten gerettet werden, doch viele Möbel und persönliche Erinnerungsstücke wurden zum Raub der Flammen. „35 Jahre lang hatte ich hart gearbeitet und jeden Euro für dieses Haus beiseite gelegt. Als ich dann aus dem Krankenhaus kam und das zerstörte Gemäuer sah, hätte ich beinahe jeglichen Lebensmut verloren. Ich war völlig am Ende“, gibt die aus einfachen Verhältnissen stammende 60-jährige Frau unumwunden zu.
Dass es ihr und ihrer erwachsenen Tochter, die mit in dem Haus lebte, inzwischen wieder etwas besser geht, ist einer Welle der Solidarität zu verdanken, mit der Margot S. nach eigenem Bekunden niemals gerechnet hätte: „Ich habe als gebürtige Kölnerin zwar 20 Jahre lang im alten Manheim gelebt und bin mit den anderen in den neuen Ort gezogen, habe aber nie groß im Vereinsleben mitgemischt. Außer meinen direkten Nachbarn kannte ich im Dorf nicht allzu viele Menschen. Umso überraschter und dankbarer bin ich dafür, was die ganzen Vereine und Gruppen nun trotzdem für mich tun. Es ist einfach überwältigend, so viel Mitmenschlichkeit zu erleben.“
Gala innerhalb von zwei Wochen organisiert
Als die Hilfsaktionen am Sonntagnachmittag ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten, war Margot S. nicht dabei. Sie habe einfach noch nicht die Kraft dazu und wolle auch nicht gern als Opfer im Mittelpunkt stehen, erklärt die Frau entschuldigend. Doch viele andere Manheimer versammelten sich im Bürgerzentrum, um bei einer großen Benefizveranstaltung ihr Scherflein beizutragen.
Möglich machten es in erster Linie Dirk Scholz von der Manheimer Bürgerinitiative „Gemeinsam“ und Stimmungssänger Sascha Kramer von der Karnevalsband Kolibris. Gemeinsam hatten sie innerhalb von gut zwei Wochen eine Gala auf die Beine gestellt, die sich wahrlich sehen lassen konnte. „Ich habe nur meine Kontakte ein bisschen spielen lassen. Aber es war letztlich gar nicht so schwer, ein paar Kollegen zusammenzutrommeln, die bereit waren, hier in Manheim ohne Gage aufzutreten. Wir Karnevalskünstler wollen den Menschen Freude bereiten, und da ist es irgendwie doch auch Ehrensache, zu helfen, wenn jemand dringend Hilfe braucht“, sagt Sascha Kramer.
Stattliche Summe kommt zusammen
So gaben sich die Jecken mit den großen Herzen im gut besuchten Bürgerzentrum dann munter die Klinke in die Hand. Die Jungen Trompeter, der Tulpenheini, das Gesangsduo Mi Hätz und die Jemmenicher Flüh reisten an, Labbes und Drickes und Mister James sorgten für Frohsinn, und das Erftlandtanzkorps und die Roten Husaren als Ur-Manheimer Karnevalsgrößen durften bei der dreistündigen Party natürlich auch nicht fehlen. Dazu gab es eine große Tombola, für die Kerpener Geschäfts- und Privatleute fast 200 Preise gestiftet hatten. Auch der Erlös aus dem Getränke- und Essensverkauf fließt in den Spendentopf für das Brandopfer. Wie viel Geld letzten Endes aus das Hilfskonto überwiesen werden kann, stand gestern Abend noch nicht fest. Aber Ortsvorsteherin Loni Lambertz, bei der man nach wie vor die Daten des Spendenkontos erfragen kann, rechnet mit einer stattlichen Summe. Die sei auch nötig, denn Margot S. habe kaum Rücklagen und müsse viele Neuanschaffungen tätigen, deren Verlust nicht durch Versicherungen gedeckt seien.
Wohl gesichert ist aber zumindest der Neuaufbau des Hauses. Im Januar soll die niedergebrannte Ruine komplett abgerissen und Platz für den Bau eines neuen Hauses geschaffen werden. Auf den Tag des Einzugs freut sich Margot S. schon jetzt, und mit ihr freuen sich sicherlich viele ihrer Manheimer Mitbürger.