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Wehrhafte DemokratieIn Kerpen gibt es jetzt ein Bündnis gegen jede Form von Extremismus

Lesezeit 3 Minuten
Politiker und Vertreter von Initiativen wie Hab8cht unterhalten sich miteinander.

Im Rathaus hat sich ein Bündnis für Toleranz, Zusammenhalt und wehrhafte Demokratie gegründet.

Ab sofort gibt es in Kerpen ein Bündnis, das sich gegen Extremismus einsetzt. Der Termin für eine erste Demonstration steht schon fest.

Das Gründungstreffen des Kerpener Bündnisses gegen Rechtsextremismus war zunächst als eine kleine Runde geplant. Doch als bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung immer mehr Menschen ins Rathaus strömten, war den Initiatoren klar: Der ausgesuchte Raum ist zu klein. Das Gründungstreffen musste auf den Ratssaal ausweichen.

Die Moderatoren Alessa Flohe (Piraten) und Michael Ernst (Grüne) zählten etwa 90 Menschen im Ratssaal. Eingeladen waren Vereine, Initiativen, Bürger und Politiker. Vertreter aller politischen Parteien aus Kerpen nahmen am Gründungstreffen teil – auch von CDU, SPD und FDP. Aus den drei Stadtverbänden der Parteien hatte es zuvor Kritik daran gegeben, dass es die Grünen waren, die zu dem Treffen eingeladen hatten.

Die Initiative „Hab8cht“ will eine Demonstration organisieren

Im Rathaus selbst spielte es aber keine Rolle mehr, wer das Treffen initiiert hatte. Initiativen wie „Hab8cht“ und „Vielfalt der Kulturen“ machten klar, dass die Politik in dem Bündnis nur ein Akteur von vielen ist – und dass die Zivilgesellschaft im Vordergrund steht. Alleine stemmen könnten die Initiativen aber nicht alles, sagte Michaela Sulger von der Initiative „Hab8cht“. „Wir haben leider nicht die Manpower für ein Bündnis. Wir übernehmen aber gerne die Organisation einer Demonstration.“

Menschen sitzen im Ratssaal des Kerpener Rathauses.

Etwa 90 Kerpener kamen zu dem Gründungstreffen des Bündnisses.

Woher die benötigte „Manpower“ kommen kann, wusste Mohamed Arma vom Deutsch-Arabischen Kulturverein Horrem: „Wir sollten Unternehmen und Gewerkschaften mit ins Boot holen.“ Die Runde im Rathaus lieferte anschließend Ideen, wofür das Bündnis stehen soll. Der Konsens: Das Bündnis könne nur Wirkung zeigen, wenn mehr als eine Demonstration geplant werde. Zum Beispiel Podiumsdiskussionen oder Aufklärungsarbeit an Schulen. Etwas Konkretes haben die potenziellen Bündnispartner aber noch nicht vereinbart.

Bündnis hat auch Linksextremisten und Islamisten im Blick

Während der Diskussion zeigte sich auch, dass Neonazis nicht die einzige Sorge der Kerpener sind. Einige sprachen sich dafür aus, den Demonstrationszweck auf den Kampf gegen Linksextremisten und den politischen Islam auszuweiten – unter anderem Christian Schröer von der Initiative „Auch wir sind Sindorf“ und Pfarrvikar Franz-Josef Pitzen. Grünen-Politiker und Kinderbuchautor Ahmet Özdemir schlug vor, sich nicht nur auf deutschen Rechtsextremismus zu beziehen. „Wenn wir auf die Straße gehen, dann müssen wir gegen den Rechtsextremismus aller Nationalitäten auf die Straße gehen“ , sagte Özdemir.

Schröer führte den Gedanken weiter: „Anstatt eine Gegen-Demo gegen alle möglichen Formen von Extremismus zu organisieren, sollte Mitmenschlichkeit das Thema sein“, sagte er. Ein Punkt, hinter dem auch die Initiative Hab8cht geschlossen stand.

Einen Namensvorschlag für das Bündnis lieferte Bürgermeister Dieter Spürck: Bündnis für Toleranz, Zusammenhalt und eine wehrhafte Demokratie. Der Vorschlag erntete Applaus.

Bei Uwe von der Liek (SPD) stieß das auf Unverständnis. „Wir haben kein Problem mit Islamisten oder Linksextremisten. Das Bündnis steht für den Kampf gegen Rechtsextremismus und so sollte es auch heißen.“ Viele Teilnehmer des Treffens waren jedoch anderer Meinung.

Die erste Demonstration des Bündnisses ist für Sonntag, 25. Februar, geplant.