KerpenBürger können Strom und Gas nun von den Stadtwerken beziehen

Am Start: Stadtwerke-Geschäftsführer Michael Stangel, Markus Wagner und Siegbert Kobus (Technik), die Vertriebsmitarbeiter Jürgen Kohn und René Zander sowie Bürgermeister Dieter Spürck (v. l.)
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Kerpen – Bürgermeister Dieter Spürck unterzeichnete als Erster einen Stromliefervertrag mit den neuen Stadtwerken Kerpen. Andreas Lipp, SPD-Fraktionsvorsitzender, tat es ihm nach. Beide hoffen nun, dass ihnen viele Kerpener Bürger folgen und ihren Strom und ihr Gas demnächst ebenfalls von den Stadtwerken beziehen. Das neue Unternehmen hat die Stadt gemeinsam mit dem Partner Innogy SE nach jahrelangen politischen Diskussionen gegründet.
Freiwilliger Wechsel gewünscht
Jetzt geht es in Kerpen an den Start, im Rathaus fand eine Auftaktveranstaltung statt: In den nächsten Tagen sollen zwei Mitarbeiter von Tür zu Tür ziehen, um dort für einen Wechsel zu den Strom- und Gasangeboten der Stadtwerke zu werben, der für die Bürger freiwillig ist. Sie können auch bei ihren bisherigen Anbietern bleiben. Zudem führt die Stadt Informationsveranstaltungen in den Stadtteilen durch.
Im Angebot haben die Stadtwerke dabei in den ersten Jahren Strom und Gas, welches sie von Innogy beziehen. Dabei wird es neben konventioneller Energie auch jeweils eine „Natur“-Variante geben, die kohlendioxidneutral und damit umweltschonender sein soll.
Die Tarife lägen unterhalb derer, die etwa Innogy selbst anbiete, berichtete Bürgermeister Dieter Spürck. „Wir wollen aber nicht der billigste Anbieter auf dem Markt sein, sondern der leistungsstärkste.“ So werden die Stadtwerke im Rathausfoyer eine eigene Servicestelle betreiben, so dass die Kunden dort auch persönlich betreut werden können und nicht etwa – wie bei anderen Anbietern – nur telefonisch.
Versorgung wird dezentraler
Er setze darauf, dass viele Bürger aus einer lokalpatriotischen Einstellung heraus zu den Stadtwerken wechseln und von dort Gas und Strom beziehen wollen: „Wenn schon einer an diesen Produkten verdient, dann doch am besten die Stadt selbst.“
Im Laufe der nächsten Jahre sollen die Stadtwerke zunehmend auch eigene Energie – etwa durch neue Windparks und Solaranlagen – erzeugen oder von dritten Anbietern einkaufen. Es gehe darum, von den Lieferungen von Innogy mit der Zeit unabhängiger zu werden, erläuterte der technische Beigeordnete Joachim Schwister. So sei geplant, Neubaugebiete wie etwa am Vinger Weg mit Blockheizkraftwerken zu versorgen, die von den Stadtwerken betrieben würden. Die Zukunft der Energieversorgung werde dezentraler werden. Hier sollen die Stadtwerke einen wichtigen Beitrag leisten.
2019 kommt Glasfaserkabelnetz hinzu
So sieht es auch CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp: Der Vertrieb herkömmlicher Strom- und Gasangebote werde sicherlich nicht „das Hauptgeschäft“ der Stadtwerke sein. Vielmehr gehe es nun darum, eigene Produkte und Versorgungsnetze zu schaffen.
Das Hauptgeschäft der Stadtwerke besteht zurzeit aus dem Betrieb des Strom- und Gasnetzes, welches bislang von Innogy betrieben wurde und welches die Stadtwerke für einen zweistelligen Millionenbetrag gekauft haben. Ab dem kommenden Jahr kommt das Glasfaserkabelnetz hinzu. Für die Nutzung der Leitungen durch die verschiedenen Strom-, Gas- und Telekommunikationsanbieter kassiert die Stadt Netzentgelte. Nach Abzug aller Kosten sollen diese nun jedes Jahr rund zwei Millionen Euro an Gewinn bringen.