BürgerinitiativeKerpener fordern Friedwald anstatt Sozialwohnungen
Kerpen-Brüggen – Unterschriftenlisten liegen in den Geschäften und Kneipen aus. In den Sozialen Netzwerken wird heftig geworben, und auch auf dem Stadtfest in Kerpen und am Bahnhof Horrem sind die Mitglieder der Bürgerinitiative „Friedwald“ schon unterwegs gewesen. Am kommenden Wochenende wollen sie zudem auf dem Brüggener Schützenfest präsent sein: Sie wünschen sich, dass auf der Erweiterungsfläche des Friedhofes in Brüggen ein Friedwald angelegt wird und haben deshalb ein offizielles Bürgerbegehren gestartet. Bekommen sie rund 3500 Unterschriften von wahlberechtigten Kerpener Bürgern zusammen, muss der Stadtrat über die Sache beraten. Wird es dann dort abgelehnt, könnten alle Kerpener Wahlberechtigten zu einem offiziellen Bürgerentscheid an die Urne gerufen werden.
„Knapp 1000 Unterschriften haben wir schon“, sagt Lieven Werner, einer der Sprecher der Initiative. Inwieweit die schon abgegebenen Unterschriften auch gültig sind, soll heute in einem Gespräch zwischen der Initiative und der Stadt geklärt werden, berichtet Christa Cornely, Sprecherin der Stadtverwaltung. Bei einem Bürgerbegehren müssten bei der Unterschriftensammlung bestimmte formelle Dinge berücksichtigt werden. Grundsätzlich sei das Begehren aber zulässig, betont sie.
Die Fläche liegt idyllischen zwischen Wiesen und nahe der Feldflur
Gäbe es in Kerpen einen Friedwald, müssten die Bürger, die eine solch alternative Form der Bestattung wünschen, nicht etwa auf den Friedwald in Bad Münstereifel ausweichen, sagt Werner. Die Erweiterungsfläche in Brüggen sei für einen Friedwald ideal, meint er. Denn sie liege idyllisch zwischen Wiesen und nahe der Feldflur.
Doch politisch ist das Anliegen brisant: Denn eigentlich will die Stadt Kerpen auf der Erweiterungsfläche am Friedhof fünf Häuser bauen, die öffentlich gefördert werden und deshalb günstige Mieten haben sollen. Da diese ursprünglich nur für Flüchtlinge gedacht gewesen waren, gibt es dafür besonders hohe Zuschüsse des Landes. Der Stadtrat hatte unter dem Eindruck der Flüchtlingskrise 2015 dem Standort einstimmig zugestimmt, obwohl es damals schon Bedenken von Anwohnern gab. Zusätzlich zu den Sozialwohnungen soll ein Baugebiet entstehen, für das zurzeit das Planverfahren läuft. Das zumindest, ist aber noch nicht entschieden.
Auch Naturschützer protestieren gegen
Die Initiative betont, nicht gegen Sozialwohnungen zu sein: Man habe einige Kompromissvorschläge, über die man gerne mit Politikern in Form eines „Runden Tisches“ reden würde.
Einen ersten Erfolg gab es schon vor dem Start der Unterschriftensammlung: Denn eigentlich wollte die Stadt Anfang Juni mit einem offiziellen Spatenstich den Bau der Sozialwohnungen starten, doch dieser musste kurzfristig abgesagt werden. Nachdem auch Naturschützer gegen das geplante Bauvorhaben protestiert hatten, stellte sich heraus, dass auch noch eine Zustimmung der Naturschutzbehörde des Kreises fehlte. Ein Formfehler, der jetzt noch behoben werden soll.
SPD, CDU und UWG zumindest wollen am Bau der Sozialwohnungen festhalten. Sie sollten parallel zur Straße angeordnet werden, so Wolfgang Scharping (UWG). Über das zusätzliche Baugebiet aber könne noch geredet werden, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Lipp. Ortsvorsteher Dietmar Reimann (CDU) betont, man wolle mit den Häusern nicht die ganze Gegend zupflastern.