Familienfest in Vierjahreszeitenbad fand nicht die erhoffte Resonanz. Diejenigen, die zum Mitfeiern da waren, kamen auf ihre Kosten.
25 Jahre ErftlaguneKerpen will trotz Finanznot Bäder sichern
Der Eingang der Erftlagune ist mit bunten Luftballons umrahmt. Die 25, die daneben schwebt, zeigt an, warum es an diesem Tag geht: Das Kerpener Vierjahreszeitenbad feiert sein 25-jähriges Bestehen mit einem großen Familienfest im Innen- und Außenbereich.
Im Schwimmerbecken treiben als Spielinseln eine große rote Krabbe und eine grüne Schildkröte, die von zahlreichen Kindern und vereinzelten Eltern bevölkert werden. Auch im Spaßbecken mit der Rutsche tummeln sich etliche Kinder. Musik aus der Anlage des Zephyrus-Discoteams schallt durch die Schwimmhalle und wenn es die Kinder zu den Wasserspielen animiert und anleitet, fühlt man sich fast wie im Kluburlaub.
Auch Bürgermeister Dieter Spürck ist gekommen, um das Familienfest offiziell zu eröffnen und hat sich dafür vorne auf das Ein-Meter-Brett der an diesem Tag abgesperrten Sprunganlage gestellt. Seine wichtigste Botschaft ist ein Versprechen: „Die drei Kerpener Schwimmbäder werden trotz Finanznot erhalten bleiben.“ Denn die Schwimmbäder gehörten zur Daseinsvorsorge, wie er im Gespräch ausführt.
In ihnen hätten Generationen von Kindern schwimmen gelernt, was heute weiter notwendig, aber weniger selbstverständlich sei als früher. Deshalb empfehle er keine Privatisierung der öffentlichen Bäder.
Obwohl die Kinder sichtlich Spaß haben, sind Brigitte Fischenich, Abteilungsleiterin Sport, Bäder und Kultur der Stadt Kerpen, und Silke Keune, Amtsleiterin Schule, Sport und Kultur, enttäuscht, weil sie auf deutlich mehr Besucher gehofft hatten. Auch um allen zu zeigen, was für ein tolles, top gepflegtes Bad die Erftlagune sei.
Die Erftlagune hat in den 25 Jahren ihres Bestehens schon einiges erlebt, worin sich auch gesellschaftliche Entwicklungen spiegeln. Zum Beispiel hatte das engagierte Team früher noch Kapazitäten, um selbst Kurse anzubieten zum Schwimmenlernen, Aquajogging und -biking. Oder Veranstaltungen wie Spielenachmittage, Saunanächte, Sommerfeste oder Schools-out-Partys durchzuführen.
Für solche „Kürveranstaltungen“ fehlen heute die Kapazitäten. Mehrere Stellen für Fachpersonal sind vakant, weil der Arbeitsmarkt für diese Branche leergefegt ist. So schafft es das vorhandene Personal nur noch, den Badebetrieb aufrecht zu erhalten. Auch hier zeigt sich der Fachkräftemangel.
Das Gewaltpotenziell unter den Besuchern ist gestiegen
Dazu kommt, dass die Badeaufsicht mehr gefordert ist. Obwohl Schilder darauf hinweisen, dass Eltern verpflichtet sind, ihre Kinder zu beaufsichtigen, kommen viele dieser Pflicht nicht nach, versänken stattdessen in ihren Handys, berichtet Keune. Außerdem habe der Respekt vor dem Badepersonal abgenommen, das Gewaltpotenzial sei gestiegen.
Gerade junge Erwachsene akzeptierten die Hinweise auf die Baderegeln zum Wohle aller Gäste und das Drängen auf deren Einhaltung nicht mehr, ergänzt Fischenich. Deshalb hätte man in diesem Jahr an stark frequentierten Sommertagen erstmals einen Sicherheitsdienst engagieren müssen. Auch das eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich im Schwimmbad zeigt. Doch das alles spielt an diesem Tag keine Rolle: Die gekommen sind, feiern in und mit der Erft-Lagune eine fröhliche Familien-Pool-Party.