Eindreiviertel Jahre vor der Wahl kommt Bewegung in die ersten Entscheidungen. So will Annika Effertz in ihrer Heimatstadt Kerpen kandidieren.
Kommunalwahl 2025Die Grüne Annika Effertz will Bürgermeisterin in Kerpen werden
Am 26. September 2025 wird ein neuer Bundestag gewählt. Am selben Tag steht in NRW die Kommunalwahl an – was die Hoffnung nährt, dass die künftigen Stadträte und Bürgermeisterinnen und Bürgermeister durch die Stimmen von deutlich mehr Menschen legitimiert sein werden als die derzeitigen. So lag die Wahlbeteiligung 2021, die die Ampel in Berlin an die Regierung gebracht hatte, in den beiden Wahlkreisen im Rhein-Erft-Kreis bei knapp 80 Prozent.
Im Jahr zuvor, bei der Kommunalwahl, hatten lediglich rund 54 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Noch darunter lag die Beteiligung zwei Wochen darauf, als in einigen Städten über das Stadtoberhaupt in einer Stichwahl entschieden werden musste. Mit knapp 36 Prozent gab es die geringste Beteiligung in Kerpen, dort wurde Dieter Spürck (CDU) mit 9.520 Stimmen der 52.224 Wahlberichtigten in seinem Amt als Bürgermeister bestätigt.
Annika Effertz hat sich zur Kritikerin von Bürgermeister Spürck aufgeschwungen
Für die Grünen in der Kolpingstadt hatte vor drei Jahren der parteilose Norbert Schlömer im ersten Wahlgang gut 18 Prozent der Stimmen geholt, in die Stichwahl gegen Spürck kam aber Klaus Lipp (SPD). An dessen Stelle möchte in eindreiviertel Jahren Annika Effertz sein. Die Parteivorsitzende der Grünen in Kerpen hat im Gespräch mit dieser Redaktion angekündigt, sie wolle in ihrer Heimatstadt als Bürgermeisterin kandidieren.
Die Mutter dreier Kinder hat sich nach ihrer Wahl Anfang 2022 schnell zur Wortführerin aufgeschwungen. In diesem Sommer warf sie Bürgermeister Spürck zu große Nähe zu RWE vor und kritisierte, dass vor einigen Jahren Verträge mit dem Energieversorger unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschlossen worden waren. Der CDU-Mann nahm dies zum Anlass, ein externes Rechtsgutachten für mehrere 10.000 Euro in Auftrag zu geben, das sein Handeln als rechtskonform bestätigte. Die Juristin Effertz setzt sich zudem in einer Bürgerinitiative gegen ein zwischen Kerpen und Gymnich geplantes Gewerbegebiet ein.
Sie sei in Kerpen bestens vernetzt – auch weit über die Parteigrenzen hinweg, sagt die 48-Jährige. Sie ist dort aufgewachsen, zur Schule gegangen, nie weggegangen und habe dies auch nicht bereut. Kerpen verkaufe sich unter Wert, sagt Annika Effertz; allerdings trügen „kleinere und größere Skandale“ im Rathaus dazu bei, dass der Ruf der Kolpingstadt gelitten habe. Dies zu korrigieren, sei einer ihrer Beweggründe, sich als Kandidatin zur Verfügung zu stellen.
Die 48-Jährige setzt auf „offene, ehrliche und transparente Kommunalpolitik“. Sie will „raus aus de Tuschel- und Munkelecke, wo Entscheidungen am Stammtisch oder in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen werden“, stattdessen Offenheit und Respekt gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern Kerpens. Die Grüne möchte „Politik nachvollziehbar machen – und das ohne Denkverbote: „Ich finde es wichtig, Träume und Visionen zuzulassen, um sich ihnen dann unter Berücksichtigung realpolitischer und wirtschaftlicher Aspekte ganz neu nähern zu können.“
Thematisch rückt die Juristin ihren Fokus unter anderem auf Erneuerbare Energien – sie seien in der Kolpingstadt bisher völlig vergessen worden. Die CDU habe alles blockiert, was sinnhaft gewesen wäre, sagt Effertz: „Wir brauchen Windkraft, und zwar schnell.“ Photovoltaikanlagen müssten entlang der A 61 und auf jedem Dach geschaffen werden.
Annika Effertz verfolgt zudem das Ziel, dass alle Schüler gute Bildung erhalten. Dazu gehöre es, Schulgebäude zu sanieren, auch das des Gymnasiums. Die Entscheidung zum Neubau müsse neu geprüft werden, fordert sie. Zudem müsse die Betreuung in Kitas und Horten kostenlos sein, um Chancengleichheit herzustellen.
Positive Signale von ihren Vorstandskolleginnen und -kollegen habe sie erhalten, auch Parteimitglieder würden ihre Bewerbung unterstützen. Bei einer Versammlung kürzlich waren jedoch zu wenige Grüne anwesend, um über die Vorgehensweise bei der Kandidaten-Kür zu beraten.
In neun der zehn Städte im Rhein-Erft-Kreis werden neue Bürgermeister gewählt
Gewählt wird nur in neun der zehn Städte, weil Wesseling dies Ende 2022 bereits getan hat. Dort war nach dem gesundheitlich bedingten Ausscheiden von Erwin Esser (SPD) eine Neuwahl erforderlich geworden, in der sich Ralph Manzke gegen Olaf Krah (CDU) durchgesetzt hatte.
In einer früheren Version des Artikels hatten wir Tina Conrady als Vorsitzende der Grünen im Rhein-Erft-Kreis bezeichnet. Sie ist Vorsitzende der Grünen in Erftstadt. Den Vorsitz der Grünen im Kreis teilen sich Christian Schubert und Birgit Vonester. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.