Wie in anderen Rhein-Erft-Kommunen auch wächst in Kerpen die Verwaltung. Der FDP-Fraktionsvorsitzende fürchtet hohe Kosten für die Steuerzahler.
„Kein Gestaltungsspielraum“Kerpener FDP-Fraktionschef sieht Wachstum der Verwaltung kritisch
Ein Personalwachstum von 16 Prozent in fünf Jahren. Damit liegt die Verwaltung der Kolpingstadt im Rhein-Erft-Kreis im Mittelfeld. Einer der Gründe ist laut Stadt, dass Bund und Land den Kommunen zusätzliche Aufgaben zugewiesen haben. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Oliver Niederjohann sieht die Entwicklung trotzdem kritisch. Er fürchtet weiteres Wachstum und höhere Kosten für die Steuerzahler.
„Früher hieß es immer aus der Verwaltung: Wir wollen den Personalstand reduzieren. Tatsächlich haben wir jetzt mehr Personal, in manchen Bereichen sogar ein Drittel mehr“, sagt Niederjohann. „Die Stadt Kerpen sollte jede zusätzliche Stelle hinterfragen. Durch zusätzliche Stellen nehmen wir uns den finanziellen Gestaltungsspielraum.“ Oft sei die FDP aber die einzige Fraktion im Stadtrat, die in dieser Hinsicht an der Seite des Kämmerers stehe.
Für die FDP ist auch der Verkauf der Erftlagune nicht vom Tisch
Für die Freien Demokraten war das auch ein Grund, um sich für einen Verkauf des Vierjahreszeitenbads Erftlagune aus - oder zumindest weiter über diesen zu sprechen. „Wenn ein interessierter Käufer das ganze Personal übernimmt und dafür sorgt, dass die Bürger weiter zu den gewohnten Zeiten schwimmen können, sollte die Stadt darüber nachdenken“, sagt der FDP-Fraktionschef. Die Erftlagune und ihr Personal böten ein gewaltiges Einsparpotenzial für die Stadt. Ähnliches Potenzial gebe es auch in anderen Bereichen. „Externes Personal ist in der Regel günstiger als eigenes.“
Doch Niederjohann sagt auch, dass die Kerpener FDP nicht grundsätzlich gegen neue Stellen sei. „Es gibt Bereiche, in denen Personal gebraucht wird. Jeder neuen Stelle im Kita-Bereich stimmen wir zu.“ Der größte Wachstumsfaktor beim Personal ist aus Sicht des FDP-Fraktionschefs allerdings die Bürokratie. „Wir haben sehr viel Verwaltung, die sich mit Verwaltung beschäftigt. Das führt zu absurden Organisationsstrukturen. Zum Beispiel dazu, dass wir einen Berater einstellen, der Amtsleiter sucht.“
„Ich komme aus der freien Wirtschaft. Und dort werden eher Stellen abgebaut als neu geschaffen“, sagt Niederjohann. „Die Stadt muss sich in Zukunft fragen: Ist zusätzliches Personal erforderlich oder ein besonderer Standard?“ 1159 Beschäftigte zählte die Kerpener Verwaltung im vergangenen Jahr.
Damit bewegt sie sich auf einem ähnlichen Niveau wie das Unternehmen Computacenter, das in der Kolpingstadt rund 1000 Menschen beschäftigt. Andere in Kerpen ansässige Unternehmen, Konservenhersteller Stollenwerk und Filterbau-Weltmarktführer Boll & Kirch beispielsweise, haben weniger Beschäftigte. Stollenwerk zählt rund 300, Boll & Kirch hat etwa 900 Mitarbeiter – und das weltweit.