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BerufsmesseFörderschüler informierten sich in Kerpen über Jobs

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt mehrere Menschen auf einer Messe.

Etwa zehn Betriebe, die erfolgreich Menschen mit Unterstützungsbedarf beschäftigen, präsentierten sich bei der Berufswahlmesse im Adolf-Kolping-Berufskolleg.

Zehn Betriebe zeigten im Berufskolleg in Horrem, welche Optionen Schüler mit Förderbedarf nach der Schule haben. Auch Beratungen gab es.

Gerhard Fürstenau nahm einen kleinen Pflanztopf zur Hand, füllte Blumenerde und Samen hinein, drückte die Erde fest und goss. Der 20-Jährige zeigte bei der vierten Berufswahlmesse für junge Menschen mit Unterstützungsbedarf, wie seine Arbeit auf dem Simonshof aussieht.

Seit eineinhalb Jahren hat Fürstenau, der zuvor die Paul-Kraemer-Schule in Frechen-Habbelrath besucht hat, eine feste Anstellung am Simonshof in Pulheim. „Ich arbeite im Treibhaus und helfe in der Küche“, erzählte er. Am meisten Spaß mache es ihm, an der frischen Luft zu arbeiten und die Grünanlagen rund um den Simonshof zu pflegen.

Zehn Betriebe präsentierten sich auf der Messe

Der Simonshof war nur einer von zehn Betrieben, die sich bei der Berufswahlmesse vorstellten. Förderschüler – besonders die der Schulen für geistige und körperlich-motorische Entwicklung – sind auf konkrete und möglichst realistische Darstellung der Arbeitsmöglichkeiten angewiesen, die sich ihnen nach der Schule bieten.

Etwa 120 Schülerinnen und Schüler der Förderschulen LVR-Donatus-Schule Pulheim-Brauweiler, der Paul-Kraemer-Schule Frechen, der Maria-Montessori-Schule Brühl und der Schule Zum Römerturm Bergheim konnten sich über verschiedene Berufsmöglichkeiten informieren und Praktisches ausprobieren.

Vielfältige Arbeitsmöglichkeiten für Schüler mit Förderschwerpunkten

Bildungsbegleiter Markus Fleischer von den Reha-Betrieben Rhein-Erft etwa führte die Schülerinnen und Schüler an die Arbeit mit der Bohrmaschine heran. Junge Menschen, die nach der Schule zu den Reha-Betrieben wechseln, können dort etwa in der Schreinerei, der Garten- und Landschaftspflege, in der Hauswirtschaft oder der Lagerlogistik tätig werden.

Simone Köpke vom Brühler Palettenhandel zeigte anschaulich, wie man mit Hilfe einer Nagelpistole Paletten zusammenbaut. Das Zentrum für Arbeit durch Bildung und Sport (ZABS) der Gold-Kraemer-Stiftung informierte über die Möglichkeiten, einen Job im Sportsektor zu finden. Andrea Kuhne etwa trainiert als Judoka im ZABS und holte im vergangenen Jahr bei den Special Olympics World Summer Games 2023 eine Goldmedaille für Deutschland. Bei der Messe stellte sie sich und ihre Arbeit vor.

Institutionen beraten Jugendliche vor Ort

Über die Caritas Wertarbeit hat Luisa Trötscher erst im Sommer eine Anstellung in der Seniorenresidenz gefunden. „Ich gehe mit den Leuten spazieren oder spiele mit ihnen“, erzählt die 19-jährige vormalige Schülerin der Paul-Kraemer-Schule.

Auch bietet sie gemeinsames Einkaufen an und unterstützt überall dort, wo die Zeit der Pflegekräfte nicht mehr ausreicht. Zuvor hat sie einen Zertifikatskursus für Alltagsbegleiter abgelegt.

Auch beratende Institutionen waren bei der Messe vertreten. Bianca Feldmann etwa vom Integrationsfachdienst oder Britta Schaaf von der Agentur für Arbeit informierten die Schülerinnen und Schüler über ihr Angebot.

Arbeiten in der Werkstatt oder auf dem freien Markt möglich

Dazu gehören etwa regelmäßige Besuche in den Förderschulen mit individuellen Beratungen, wie ein Einstieg in die Arbeitswelt für die jungen Menschen aussehen könnte. Ein großer Teil der Schulabsolventen wird zumindest zu Beginn der beruflichen Laufbahn in einer Werkstatt unterkommen. „In der Werkstatt wird man nie arbeitslos“, sagte Feldmann. „Hier hat man Anschluss, es gibt auch Freizeitgestaltung und eine bessere Rentenabsicherung.“

Das Foto zeigt einen jungen Mann beim Pflanzen von Blumen.

Gerhard Fürstenau (r.) zeigte bei einer Pflanzaktion gemeinsam mit Daniela Hofsümmer vom Simonshof, wie seine Arbeit dort aussieht.

Manche Menschen werden ihr Leben lang in der Werkstatt bleiben, so Feldmann. Andere bleiben in der Werkstatt, nehmen jedoch außerhalb einen Arbeitsplatz an. „Das ist für viele schön – sie bleiben in der Grundsicherung und genießen die Sicherheit der Werkstätten, können sich jedoch im normalen Arbeitsleben bewähren.“

Auch gibt es die Möglichkeit, ganz auf den freien Arbeitsmarkt zu wechseln. Andrea Klinkenberg etwa ist als Job-Coach bei den Reha-Betrieben tätig. „Ich bin zuständig, wenn jemand aus einer Werkstatt raus möchte. Im besten Fall wird es nach einer Ausbildung in der Werkstatt eine Übernahme auf dem freien Arbeitsmarkt.“

Organisiert wurde die Messe vom Runden Tisch, einem Zusammenschluss der drei Förderschulen für Geistige Entwicklung und der Schule für Körperlich-Motorische Entwicklung sowie der Arbeitsagentur Brühl, des Integrationsfachdienstes, des Integrationsamtes, der Reha-Betriebe Erftland und der Gold-Kraemer-Stiftung. Feierlich eröffnet wurde die Messe von Landrat Frank Rock und Martin Lorek, Berufswahlkoordinator an der Paul-Kraemer-Schule.