Freakware hat 1997 mit dem Verkauf von Modellhelikoptern gestartet. Heute gehört das Unternehmen in Deutschland zu den führenden im Modellbau.
RC-ModellbauKerpener Unternehmen verkauft Helikopter und Mercedes im Kleinformat
Es sind keine Kinderspielzeuge, die die Firma Freakware im Sindorfer Industriegebiet überwiegend online verkauft. Und doch sollte man sich die kindliche Leidenschaft fürs Basteln und Tüfteln bewahrt haben, wenn man sich für die Produkte begeistert. Denn Freakware gehört nach eigenen Angaben zu den führenden deutschen Unternehmen im RC-Modellbau.
RC steht für Remote Control, also die Fernsteuerung der funktionstüchtigen und mit einem Empfänger ausgestatteten Modelle von Hubschraubern, Autos, Flugzeugen und Schiffen. Der Händler hat jetzt am Standort an der Karl-Ferdinand-Braun-Straße in eine Lagerhalle und einen Showroom investiert.
Dabei hat die Erweiterung nur indirekt mit dem Modellbau zu tun. Denn die Szene ist geschrumpft. „Es gibt immer weniger Menschen, die Modellbau betreiben und Freude daran haben, die Modelle selbst aus verschiedenen Komponenten zusammenzustellen und zusammenzubauen“, sagt Nicole Abels, seit 2007 neben Unternehmensgründer Markus Schaack Geschäftsführerin. Heutzutage kauften die Kunden eher fertige Boxen, während sie früher etwa die Servos, also die Ansteuerungs- und Antriebseinheiten, aus einem großen Sortiment auswählten, einbauten und sich in Online-Foren austauschten.
Es gibt immer weniger Modellblau-Klubs und Modellflugplätze
Aus mehr als 300 Einzelteilen besteht zum Beispiel ein RC-Hubschrauber. Sie können bei Reparaturen, etwa nach einem Absturz, alle Komponenten einzeln ausgetauscht werden. Ein Servicetechniker bietet bei Freakware telefonisch Hilfe an.
Schaack, der das Unternehmen 1997 gründete, und mit Hubschrauber-Modellen begann, sieht einen weiteren Grund für den Rückgang in den immer umfangreicheren gesetzlichen Auflagen. Sie betreffen bei Flugmodellen etwa die Abstandsregeln zu Wohngebieten wegen Lärmschutzes, die Registrierungs- und Versicherungspflicht für die Modelle oder die Notwendigkeit eines Kenntnisnachweises, einer Art Führerschein. „Wir stellen fest, dass es immer weniger Modellbau-Klubs, Foren und Modellflugplätze gibt“, sagt Schaack. Und das wirkt sich negativ auf sein Geschäft aus.
Das Mercedes-Modell AMG One ist der Verkaufsschlager
Deshalb hat der studierte Elektrotechniker, der begeistert über die technischen Details seiner Produkte erzählt und selbst Elektronik und Bauteile für Modelle entwickelt hat, 2019 einen weiteren Produktbereich in das Sortiment aufgenommen: Klemmbausteinsets, also Modelle, die aus einzelnen Bausteinen ähnlich wie bei Lego mit einem Klemmsystem zusammengesteckt werden können.
Sieht man sie fertig zusammengebaut, hat man den Eindruck, ein Modell wie aus einem Guss vor sich zu haben. Erst wer genauer hinsieht, erkennt die einzelnen Steine. Auch diese Modelle sind überwiegend mit Antriebstechnik und Fernsteuerung ausgestattet. Schaack: „Wir kommen von der Technik und bleiben dabei.“
Nach nicht einmal fünf Jahren macht Freakware bereits die Hälfte seines Umsatzes mit den Klemmbausteinsets. Vor allem das Mercedes-Modell AMG One ist derzeit stark nachgefragt. Wer es erwerben möchte, landet auf einer Warteliste. Das Original sei seinerzeit in einer limitierten Auflage von 275 Stück gebaut worden und kostete 2,75 Millionen Euro, erzählt Abels. Den detailgetreuen Bausatz gibt es analog für 275 Euro.
„Beim Modellbau haben wir viel über Foren und Mundpropaganda verkauft, weil Modellbauer Probleme hatten, für die wir Lösungen anbieten konnten. Klemmbausteinsets sind Produkte, auf die wir aufmerksam machen müssen nach dem Motto: Wir haben da was, was dich interessieren könnte“, sagt Schaack. Der größere Showroom biete die Möglichkeit, die Modelle und Bausätze besser zu präsentieren.