Vor zwei Jahren mussten mehrere Bäume für ein großes Bauprojekt weichen. Gebaut wird allerdings noch immer nicht. Das führt zu Protesten.
„Baurecht bricht Baumrecht“Horremer wollen am Stamm einer gefällten Buche demonstrieren
„Sinnlos gestorben?“, lautet die Überschrift der Flugblätter, die Elke und Wolfgang Bader schon gedruckt haben und nun in Horrem verteilen wollen. So wollen sie für Samstag, 14. Dezember, 11 Uhr, für eine Demonstration mobilisieren, um auf einen „Umweltskandal“ hinzuweisen. Es geht um die alte Buche, die bis vor zwei Jahren noch an der Ecke Hauptstraße/Am Kalkofen, hinter dem Denkmal, stand.
Der Baum wurde vor zwei Jahren gemeinsam mit einer alten Walnuss und einer Zierkirsche gefällt, weil er wie die anderen Bäume dem Bau eines von der Stadtverwaltung genehmigten großen Wohn- und Geschäftshauses an der Straßenecke im Wege stand. „Die Bäume sind nun seit zwei Jahren weg, von dem Bau ist aber nichts zu sehen“, fasst Elke Bader, die mal für die Grünen im Stadtrat saß, die Lage zusammen. „Wir Anwohner trauern um den Verlust. Die vorzeitige Fällung der Bäume hat Ortsbild und Stadtklima völlig grundlos geschädigt.“
Kerpen: Umweltausschuss stimmte der Baumfällung zu
Jahrelang hatten sich die Politiker mit dem Thema befasst und wollten die Fällung der Bäume eigentlich verhindern. In der entscheidenden Sitzung im November 2022 änderte dann der Umweltausschuss jedoch seine Haltung und stimmte der Fällung der Bäume zu. Nur die Grünen blieben bei ihrer ablehnenden Haltung. Da half auch die Baumschutzsatzung der Stadt nichts mehr, wonach insbesondere die Blutbuche aufgrund ihres großen Stammumfanges eigentlich unter Schutz stand.
„Baurecht bricht Baumrecht“, hieß es damals im Ausschuss. Angeblich hatte der Investor die Stadtverwaltung unter Druck gesetzt und mit einer Schadenersatzklage gedroht, falls sie die Fällgenehmigung für die Bäume nicht erteile. „Damals sind Fakten geschaffen worden, und nun passiert nichts“, sagt Elke Bader ärgerlich.
Genehmigung verpflichtet den Investor nicht zum Bau
Auch von den seinerzeit zugesagten Ausgleichspflanzungen für die gefällten Bäume sei noch nichts zu sehen. Die Stadt solle nun die Erteilung eines „Baugebotes“ prüfen, um den Investor zu zwingen, mit dem Bau des Hauses zu beginnen, „damit kein städtebaulicher Schandfleck entsteht“.
Auch Sibilla Simons (CDU), Ortsvorsteherin von Horrem-Nord-Ost, „ärgert sich maßlos darüber“, dass es mit dem Bau nicht vorangeht. Sie war früher als Ortsvorsteherin für ganz Horrem zuständig und hat das Bauvorhaben über viele Jahre begleitet. Sie erinnert daran, dass der Investor ursprünglich auf der Ecke ein überdimensioniertes Haus mit vielen kleinen Appartements bauen wollte, die etwa an Studenten und Monteure vermietet werden sollten.
Bauprojekt in Horrem soll auf Immobilienportalen angeboten werden
Die Versuche der Stadt, ihn zu einem kleineren Bauvorhaben zu bewegen, bei dem die Bäume hätten stehen bleiben können, seien erfolglos gewesen. Der Mann habe auf seinen Rechtsanspruch für die Baugenehmigung gepocht. Immerhin habe die Stadt aber erreicht, dass die Baugenehmigung nun normale Wohnungen statt vieler kleiner Appartements vorsehe.
Wie die Stadtverwaltung mitteilt, gebe es weiterhin einen genehmigten Bauantrag, welcher praktisch unbefristet sei. „Es ist eine Erlaubnis, keine Verpflichtung.“ Der Investor könne nicht gezwungen werden, auch wirklich zu bauen.
Eine Stellungnahme des Investors war nicht zu bekommen. Wie Simons berichtet, habe sie den Mann vor etwa ein, zwei Jahren noch einmal getroffen. Damals habe dieser erzählt, mit dem Projekt aufgrund der gestiegenen Baukosten nicht voranzukommen. Nun soll das Grundstück einschließlich der vorhandenen Baugenehmigung auf Immobilienportalen zum Verkauf angeboten werden.