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Junge stürzt ins GleisDiskussion um Bahnsteigbreite im Bahnhof Kerpen-Sindorf

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt den Bahnsteig in Kerpen-Sindorf

Am Montagmorgen stürzte ein Junge auf die Schienen im Bahnhof Sindorf, kurz bevor eine S-Bahn einfuhr.

Wann der Bahnsteig in Kerpen-Sindorf möglicherweise vergrößert wird.

Das war knapp. Fast wäre am Montagmorgen an der S-Bahnhaltestelle Kerpen-Sindorf ein Jugendlicher von der S-Bahn überfahren worden. Der junge Mann war gegen 7.15 Uhr vom Bahnsteig auf die Gleise gefallen, kurz bevor dort die S-Bahn aus Aachen einfuhr.

„Er war anscheinend bewusstlos, ein Helfer ist ins Gleis gesprungen und hat versucht ihn von den Schienen zu ziehen“, berichtet ein Augenzeuge. Die Umstehenden auf dem Bahnsteig hätten mit Winken und Schreien den Lokführer des einfahrenden Zuges auf die Situation aufmerksam gemacht, der dann eine Notbremsung einleitete.

Dem Helfer gelang es buchstäblich in letzter Sekunde den jungen Mann von den Gleisen zu ziehen, bevor der Zug mit kreischenden Bremsen rund zwei Meter vor der Unfallstelle zum Stillstand kam. Weinend und schreiend hätten viele andere Menschen auf dem Bahnsteig das Geschehen mitbekommen, so der Zeuge weiter.

Der Bahnsteig in Sindorf ist eine Katastrophe
so ein Augenzeuge

„Der Bahnsteig in Sindorf ist eine Katastrophe“, berichtet der Augenzeuge weiter. „Ich bin seit vielen Jahren Pendler und beobachte jeden Morgen die Situation dort.“ Dann seien die nur rund zwei Meter breiten Bahnsteige dort überfüllt. Die Fahrgäste - darunter viele Schüler - müssten sich aneinander vorbeidrängen. Es war erwartbar, dass dort mal etwas passiert.

Die Polizei bestätigt den Vorfall. Nach ihren Informationen soll der junge Mann Kreislaufprobleme gehabt haben und infolgedessen auf die Gleise gefallen sein. Es gebe keine Anzeichen für eine Straftat: Als der verständigte Rettungsdienst und der Notarzt von der Feuerwehr Kerpen eintrafen, war der Jugendliche bei Bewusstsein.

Der Jugendliche wurde in eine Klinik gebracht

Helfer hatten ihn in den Bahnhofskiosk gebracht. Der Jugendliche wurde untersucht und anschließend mit dem Rettungswagen in eine Klinik nach Köln gebracht. Die S-Bahnstrecke war wie auch die Regionalzugstrecke für rund 20 Minuten gesperrt worden.

Schon in der Vergangenheit war der S-Bahnhaltepunkt Sindorf wegen seiner nur circa zwei Meter breiten Bahnsteige öfters kritisiert worden. Seit Jahren schon fordern Kerpener Politiker eine Verbreiterung. 2019 hatte auch ein Gutachten des Nahverkehrs Rheinland ergeben, dass auf dem Bahnsteig Veränderungen nötig sind, um Staubildungen zu vermeiden.

Der Bahnsteig ist so eng, dass die Sicherheitslinie entlang der Bahnsteigkante immer wieder überschritten werden muss, wenn die Menschen dort aneinander vorbei wollen. Die Bahnstation ist für 1500 Passagiere ausgelegt. Darunter fallen sowohl Ein- als auch Aussteiger. Da Sindorf weiter wächst, wächst aber auch die Zahl der Zugpendler. Bis 2040 soll sich diese laut einer Prognose auf 9200 Menschen pro Tag mehr als versechsfacht haben.

2023 hieß es noch, dass der S-Bahnhof in Sindorf im Zuge der Einführung neuer Züge bis 2027 umgebaut werden solle. Dann soll es auch längere und breitere Bahnsteige und einen Aufzug geben. Dass der Termin gehalten wird, ist aber fraglich. Das Projekt befinde sich noch in der Vorplanung, hieß es nun seitens für die S-Bahn zuständigen go.GmbH. Alleine die Vorplanung werde sich bis 2026 hinziehen.