2018 waren die Verantwortlichen im Rathaus von 90 Millionen Euro ausgegangen. 2022 wurden schon 160 Millionen Euro daraus. Doch es geht noch teurer.
Politiker geschocktKosten für geplanten Neubau des Europagymnasiums in Kerpen explodieren
„Das wird eine der größten Investitionen der Kolpingstadt Kerpen sein", hatte Dieter Spürck im Jahr 2018 prophezeit, nachdem die Politik sich für den Neubau des Europagymnasiums ausgesprochen hatte. Der CDU-Bürgermeister ahnte vermutlich nicht, wie recht er damit behalten sollte: 90 Millionen Euro sollte der Bau ursprünglich kosten.
Eine aktuelle Berechnung geht mittlerweile von 230 Millionen Euro aus. Diese Summe entspricht den gesamten Kosten eines Jahres, die die Kolpingstadt in den vergangenen Jahres in Haushalt angesetzt hatte.
Mit dieser Kostenexplosion befasst sich am Dienstag (10. September) der Bauausschuss der Kolpingstadt. Und die einstige Geschlossenheit in den Reihen der Politik scheint zu bröckeln. Tamer Kandemir (FDP) hat auf seinem Facebook-Account angekündigt, er werde „diesen Wahnsinn sicherlich nicht mittragen“. Wer immer doch denke, dass eine 70.000-Einwohnerstadt ein 230 Millionen Euro teurer Gymnasium benötigt, „sollte sich unbedingt schnellstmöglich untersuchen lassen“. Er lässt offen, ob es sich um „Wahnsinn oder Größenwahn“ handle.
Schon zwischen 2018 und 2022 waren die Kosten sprunghaft gestiegen
Überraschend komme für ihn diese Entwicklung nicht. Er habe dies bereits vor zwei Jahren kommen sehen. Es sei traurig, dass die Stadtverwaltung das erst zwei Jahre später auch erkennen müsse. Kritik kommt auch vom BBK: „Dass die Kosten in auf unglaubliche 230 Millionen gestiegen, halte ich für schwer nachvollziehbar und ist den Bürgerinnen und Bürgern schwer zu vermitteln," sagt der Stadtverordnete David Held.
Schon zwischen 2018 und 2022 waren die geschätzten Kosten sprunghaft gestiegen. Für einen Baubeginn im Jahr 2025 kalkulierte die Stadtverwaltung bereits mit 160 Millionen Euro. Ein Sprecher nannte erhöhte Anforderungen an das Gebäude und das Außengelände sowie extrem gestiegene Baukosten.
Die abermals höheren Baukosten für die Umsetzung des aus einem Wettbewerb hervorgegangenen Wettbewerbs begründet die Stadtverwaltung nun damit, dass die Kosten für den Umbau der Verkehrsanlagen, das Anlegen eines Parkplatzes und für Verwaltungskosten sowie ein Risikozuschlag von 3 Prozent hinzukämen.
Bereits im Vorjahr präsentierte die Stadtverwaltung den Politikerinnen und Politikern bei einem anderen Schulbauprojekt eine gesalzene Rechnung. Die Kosten für eine dringend benötigte dritte Grundschule in Sindorf waren von ursprünglich 15 auf 33 Millionen gestiegen. Ein Architektenbüro begründete dies damit, dass von der Stadt beauftragte Planer Schule und Sporthalle zu klein geplant hatten.