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Abwärtstrend stoppenPolitiker fordern mehr Sicherheit und Sauberkeit am Bahnhof in Kerpen-Horrem

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Foto ist ein leerstehendes Ladenlokal im Bahnhof Kerpen- Horrem zu sehen.

Die Ladenlokale in der Bahnhofshalle stehen seit langem leer. Proviant oder Lesestoff für die Bahnpendler gibt es so nicht.

Der Befund ist nicht neu, die Debatte über den Bahnhof auch nicht. Ebenfalls nicht die Erkenntnis, dass sich kaum etwas zum Besseren wendet.

„Ihr Einkaufsbahnhof – Gute Geschäfte. Mehr erleben“ steht immer noch auf einem Plakat, das an dem Schaufenster eines der zwei Ladenlokale im Bahnhof in Kerpen-Horrem hängt. Doch hinter der Glasscheibe ist der Geschäftsraum leer, genauso wie das Ladenlokal daneben. Überhaupt bietet die Bahnhofshalle des erst 2014 als „Erster Grüner Bahnhof Deutschlands“ bei der Eröffnung groß gefeierten Neubaus einen überaus tristen Anblick.

Zwischen den Sitzbänken liegt Abfall herum, ein Hund hat dort seine Hinterlassenschaften platziert. Auch die seinerzeit immer wieder geforderte öffentliche Toilettenanlage im Bahnhof, die gegen Geld zu nutzen ist, sieht von außen wenig einladend aus. Auf dem Boden vor der Tür zur Toilettenanlage steht eine Pfütze, wahrscheinlich Urin, wie sich am Geruch vermuten lässt. Sie soll auch immer wieder defekt sein, heißt es.

Dann sind hier lauter Zombies unterwegs
Ein Gast im Lokal „Gleis 7“

Im Biergarten des Lokals „Gleis 7“, direkt neben dem dem Bahnhof, diskutieren Gäste die Zustände am Bahnhof. „Hier braucht es eigentlich eine 24-Stunden-Aufsicht“, meint einer von ihnen. Ein anderer berichtet, dass erst vor wenigen Tagen ein Obdachloser, der sich wie viele andere Notleidende am Bahnhof aufgehalten hat, in der Bahnhofshalle mit seinem Rollator gestürzt und dann dort frühmorgens gestorben ist. „Der Mann war ruhig und zurückhaltend“, heißt es noch. Im Gegensatz zu anderen, die immer wieder rund um den Bahnhof randalieren würden.

Besonders nachts und an Wochenenden müssen die Zustände am Bahnhof am Schlimmsten sein. Dann, wenn die S-Bahnen aus Köln ihr oft angetrunkenes Feier-Publikum ausspucken und sich dieses mit den Personen mischt, welche sich ohnehin am Bahnhof aufhalten. „Dann sind hier lauter Zombies unterwegs“ , erzählt einer.

Die Fahrradanlage wird von Obdachlosen auch als Schlafstätte genutzt, wie diese Decken zeigen.

Die Probleme sind nicht neu und mit den Zuständen an anderen deutschen Bahnhöfen vergleichbar. Es sind öffentliche Räume, in denen soziale Notlagen und gesellschaftliche Probleme besonders deutlich werden.

Immer wieder haben Kerpener Politiker Verbesserungen gefordert, ohne Ergebnis: So forderte der CDU-Ortsverein Horrem vor zwei Jahren mal wieder, eine Polizeiwache am Bahnhof einzurichten, was die Polizeiverwaltung aber mit Hinweis auf die Kriminalstatistik als „unnötig“ ablehnte. Bei Notfällen sei man von der Polizeiwache Kerpen aus in wenigen Minuten am Bahnhof, hieß es damals. Doch die CDU will nicht lockerlassen. Es sei nun mal so, dass – unabhängig von der Einschätzung der Polizei – die Menschen den Bahnhof als „Angstraum“ erleben würden, so CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp.

Auch die SPD ist nicht untätig: Sie hat nun einen ausführlichen Antrag für die nächste Planungsausschusssitzung gestellt, in dem es um „Sicherheit, Sauberkeit und Leerstände“ am Bahnhof geht. Tenor: Die Stadt solle mit der Bahn Gespräche führen, wie die Reinigung des Bahnhofs und seines Umfeldes verstärkt werden kann.

Das ist nicht einfach, da für manche Flächen die Bahn, für andere die Stadt und für die Toilettenanlage, die ein Mietbetrieb ist, ein Dritter zuständig ist. Zudem soll ein Sicherheitskonzept mit verstärkter Präsenz von Sicherheitspersonal aufgestellt werden.

Bahn soll Mieten für die leerstehenden Ladenlokale senken, fordert die SPD

Die Bahn hat in einem Schreiben an den SPD-Ortsverein aber schon 2023 darauf hingewiesen, dass von ihr „örtliches Sicherheitspersonal in Bahnhöfen wie Horrem grundsätzlich leider nicht vorgesehen“ sei. Bei sicherheitsrelevanten Vorfällen könne aber Sicherheitspersonal über eine Rufnummer „kurzfristig“ angefordert werden.

Dies sei in der Vergangenheit schon wiederholt geschehen. „Allerdings muss diese Einsatzgruppe auch Schwerpunkte an vielen anderen Bahnhöfen abarbeiten, daher sind solche Einsätze nur punktuell und temporär begrenzt. Weitere Möglichkeiten bieten sich aktuell nicht.“

Wie die leerstehenden Ladenlokale in der Bahnhofshalle wieder gefüllt werden können, dafür hat die Horremer SPD eine ganz einfache Idee: Die Bahn solle dafür die Mieten senken. „Nach Mitteilung ehemaliger Mieter dieser beiden Geschäftsflächen ist aus ihrer Sicht für diesen bedauerlichen Niedergang eine zu hohe Miete und eine damit einhergehende mangelnde Rentabilität ursächlich“, schreiben die beiden Ortsvereinsvorsitzenden Miriam Lemaire und Philipp Krüll in ihrem Antrag.

Auf dem Foto ist ein Bahnsteig am Bahnhof Horrem zu sehen.

Der Bahnhof Horrem ist einer der meist frequentierten Orte im Kreis. Neben Regionalzügen und S-Bahnen kommen hier täglich auch mehrere hundert Busse an.

Eine gute Nachricht immerhin ist dem SPD-Antrag zu entnehmen: Wie die Bahn 2023 der SPD mitgeteilt hat, soll die ohnehin schon vorhandene Video-Überwachung am Bahnhof ausgebaut werden. Bislang handele es sich um eine kleine Anlage mit sieben Kameras, die die Geschehnisse am Bahnhof allerdings nicht aufzeichnete. „Aktuell befindet sich aber eine weitaus umfangreichere Videoanlage für den Bahnhof Horrem in der Ausführungsplanung. Diese wird dann auch mit einem Aufzeichnungssystem ausgestattet werden, welches der Bundespolizei zur Verfügung steht“, hieß es 2023. Ob die neue Anlage nun, ein Jahr später, schon in Betrieb ist, bleibt offen.


In ihrer Reihe „Sommergespräche“ befasst sich der CDU-Ortsverband Horrem am 7. August mit der Sicherheit am Bahnhof Horrem: 19 Uhr, Soziokulturelles Zentrum. Gäste sind willkommen.