Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Stadtrat Kerpen90 Millionen Euro für neues Gymnasium

Lesezeit 4 Minuten

Die Europaschule, das Gymnasium der Stadt Kerpen, soll für 90 Millionen Euro einen Neubau erhalten.

  1. Der Stadtrat in Kerpen hat Neubau der Europaschule an einer anderen Stelle beschlossen.
  2. Mehr als 90 Millionen Euro soll das Gymnasium kosten.
  3. Spätestens Anfang nächsten Jahres soll der neue Standort gefunden sein.

Kerpen – Die Kolpingstadt Kerpen erhält ein neues Gymnasium. Einstimmig hat der Stadtrat sich per Grundsatzbeschluss dafür ausgesprochen, die Europaschule an anderer Stelle neu zu errichten. Die Verwaltung rechnet mit Investitionskosten in Höhe von mehr als 90 Millionen Euro.

Eine entsprechende Summe soll in den Doppelhaushalt 2019/2020 eingestellt werden. „Das wird eine der größten Investitionen der Kolpingstadt Kerpen sein“, sagt Bürgermeister Dieter Spürck. „Sie reiht sich ein in die Liste vieler anderer Investitionen in unsere gut aufgestellte Bildungslandschaft.“

Größte Schule in NRW

Die Europaschule ist mit rund 2000 Schülerinnen und Schülern sowie fast 200 Lehrerinnen und Lehrern eine der größten Schulen Deutschlands und die größte in Nordrhein-Westfalen. Als Standorte kommen zwei Areale in unmittelbarer Nähe in Frage: der jetzige Sportplatz der Schule und eine Fläche südlich des Friedhofs. Die Grundstücke sollen nun auf ihre Tauglichkeit geprüft und mit den Eigentümern Verhandlungen geführt werden. Ein neuer Standort soll spätestens Anfang nächsten Jahres gefunden sein, Baubeginn könnte im dritten Quartal 2019 sein.

Das könnte Sie auch interessieren:

Parallel will die Stadtverwaltung einen neuen Standort für das Jahnstadion von Blau-Weiß Kerpen in direkter Nachbarschaft der neuen Schule finden. Die Stadt rechnet zudem mit Erlösen aus dem Verkauf von Sportplätzen und dem Grundstück der alten Schule. Dort sollen Wohngebiete entstehen.

Die Schule, einst als Schulzentrum für Gymnasium, Realschule und Hauptschule konzipiert, ist 50 Jahre alt, das aktuelle Schulgebäude stammt, zumindest in den ältesten Teilen, von 1975, gilt jedoch als teils marode und pädagogisch nicht auf dem neuesten Stand. Es ist nicht barrierefrei, und wegen der Wiedereinführung des Abiturs nach 13 Jahren (G9) gibt es einen größeren Platzbedarf.

Antrag auf Denkmalschutz abgelehnt

Die Frage nach einem Neubau oder einer Sanierung steht schon seit Jahren im Raum, blieb aber lange unbeantwortet, weil im Dezember 2016 „von einer Privatperson ein Antrag auf denkmalrechtliche Unterschutzstellung der Europaschule gestellt wurde“, wie es in der Vorlage zur Ratssitzung hieß. Das hat das Amt für Denkmalpflege nun abgelehnt.

Ein Anfang mit Hindernissen

Als Gründer der Europaschule gilt Dr. Heinz Brunkhorst. Er setzte sich für ein neues Südkreis-Gymnasium im Kreis Bergheim ein, das als Tagesheimschule insbesondere Arbeiterkindern die Möglichkeit zum Abitur bieten sollte. Am 9. August 1968 wurde in der Türnicher Erfthalle die Gründung des Gymnasiums gefeiert, das mit zwei Lehrern und zwei Klassen mit insgesamt 85 Schülern startete. 50 Jahre später ist das Gymnasium der Stadt Kerpen mit mehr als 2000 Schülern eine der größten Schulen Deutschlands.

Die junge Schule musste sich erstmal in zwei Pavillons in Türnich ansiedeln. Schon nach einem Jahr zog sie in die Türnicher Barbaraschule, eine ehemalige Grundschule, um, die aber auch schon bald aus den Nähten platzte – Tagesheimgymnasium (THG) war ein Erfolgsmodell. Wegen der hohen Anmeldezahlen mussten die Schüler teils auf den Fluren unterrichtet werden. Zum Mittagessen gingen die Kinder in die benachbarte Erfthalle.

Ein Neubau entstand an der Philipp-Schneider-Straße. 1975 wurde der erste Bauabschnitt bezogen. 1994 wurde das THG mit dem im Halbtag arbeitenden Horremer Leibniz-Gymnasium zusammengelegt. Neuer Schulleiter des THG war damals Bernhard Ripp: Er musste die beiden Schulen und ihre Lehrer nach Jahren des Streites integrieren: Fortan gab es an dem Gymnasium einen Ganztags- und einen Halbtagszweig.

Ihre bislang größte Schülerzahl hatte die Europaschule 2011/12. 170 bis 180 Lehrer unterrichteten 2400 Schüler. Mittlerweile pendelt sich die Schülerzahl bei 2000 ein. Dies solle mittelfristig auch so bleiben, sagt Tatjana Strucken, die 2014 Schulleiterin wurde. (wm)

„Mit dem Ganztag war das Kerpener Gymnasium ein Vorzeigeobjekt in der Republik“, sagte CDU-Fraktionsvorsitzender Klaus Ripp. „Das ist eine gute Investition.“ Andreas Lipp (SPD) äußerte die Hoffnung, dass es nach den Verzögerungen der Vergangenheit „nun zügig vorangeht“. Es hingen ja auch Sportstätten von der Entwicklung ab.

„Symbolträchtige Entscheidung“

Von einer „symbolträchtigen Entscheidung“ sprach Oliver Niederjohann (FDP). „Wir sollten das schnell auf den Weg bringen.“ Bernd Krings (Grüne) mahnte, dass die tatsächlichen Kosten für den Neubau, etwa mit der Finanzierung, bei gut 150 Millionen Euro liegen würden, begrüßte die Entscheidung aber.

Die Verwaltung hatte zuvor vorgerechnet, dass eine Sanierung des Schulgebäudes ungleich teurer werden würde. Eine Modernisierung und Sanierung würde fast 106 Millionen Euro kosten, und es müsste im laufenden Schulbetrieb gearbeitet werden, was „erhebliche Nachteile für die Schulgemeinschaft zur Folge haben“ würde.