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Der Tod lauert im VorgartenKerpener Halloween-Haus lässt Blut in den Adern gefrieren

Lesezeit 4 Minuten

Die makellosen Gesichter von Schaufensterpuppen hat Thomas Schiffer in schaurige Fratzen verwandelt.

Kerpen – Der Tod lauert in Schiffers Vorgarten. „Ich nenne ihn meinen Wächter“, sagt Thomas Schiffer über die gesichtslose Figur, die zu den ersten seiner selbst gebauten Halloween-Objekte gehört. Der Wächter streckt Besuchern auch am Abend vor Allerheiligen ein Friedhofslämpchen entgegen. Seit drei Jahren verwandelt sich der Vorgarten von Familie Schiffer zu Halloween in ein Gruselkabinett.

Umweht von Transportvlies wartet Gevatter Tod auf die Besucher.

Von Halloween angetan sei er schon, seit er zum ersten Mal den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1978 gesehen habe, erzählt Schiffer. Irische Einwanderer brachten das Halloweenfest in die USA, wo es sich „All Hallows Eve“, also Abend vor Allerheiligen, nennt. Seit den 1990er-Jahren feiern auch die Deutschen Halloweenpartys, schauen Horrorfilme oder kochen Kürbissuppe. Vor allem Kinder ziehen in schauriger Verkleidung durch die Straßen. Aufwendig geschmückte Häuser wie das von Thomas Schiffer sind aber hierzulande noch immer eher selten.

Mit Grablichtern leuchteten Gruselgestalten den Besuchern den Weg durch das Horrorkabinett.

Doch Halloween bietet sich für den 44-jährigen Türenbauer einfach an – hier kann er seine Bastelleidenschaft ausleben. Wochenlang hat er etwa für dieses Halloween Vogelscheuchen präpariert, die einen anderen Namen verdient hätten. Schiffer entfernte Köpfen aus dem Friseurbedarf die Augen, sodass nur noch dunkle Höhlen zurückblieben. Mit Hilfe von Transportvlies und Kleister modellierte er die zuvor makellosen Gesichter so, dass sie als grauenhafte Fratzen mit gequältem Gesichtsausdruck von hohen Holzgestellen glotzen. Ein halbes Dutzend davon ziert am Halloweenabend seinen Vorgarten.

Schaurigen Spaß hatten die Kinder zu Halloween.

Nach und nach kommen Familien mit Kindern vorbei. Annika Koppe aus Kerpen ist mit ihren zweieinhalb und fünf Jahre alten Kindern Justus und Elaine unterwegs. Der „Coronamahngeist“, ein weißes Gespenst mit einem Mund-Nasen-Schutz am Eingang des Vorgartens, erinnert die drei daran, dass auch hier Maske tragen angesagt ist. Dann führt der Weg die Familie an den Vogelscheuchen vorbei bis zum „Geistertunnel“, den Schiffer mit Hilfe seines Teams in diesem Jahr im Gang vor der Haustür aufgebaut hat. Hier weht eine ganze Menge Transportvlies im Wind, grünes und rotes Licht und Dampf aus einer Nebelmaschine tauchen selbst gebaute Grabsteine in schauriges Licht. Dort liegen laut Inschrift „Wilma Ruhe“, „Leif Sacks“ oder „Bella Ciao“ begraben. Am Ende des Geistertunnels steht Schiffer, als „Scarecrow“ verkleidet – die Vogelscheuche aus Batman. Das Kopfteil hat er sich gespart. „Das wäre zu viel für die Kinder“, schmunzelt er. Stattdessen trägt auch er Mund-Nasen-Bedeckung und steht mit Abstand drei Stufen über den Kindern an der Haustür. Ein schüchternes „Hallo?“ aus dem Mund von Elaine, dann lobt der Hausherr die Kinder auch schon für ihren Mut und fragt nach dem Zauberspruch: „Süßes oder Saures!“ Die Süßigkeitenübergabe geht kontaktlos.

Hier ruht laut Inschrift auf dem Grabstein „Wilma Ruhe“.

Noch am Nachmittag hat Schiffer eine „magische Rutsche“ gezimmert. Die Leckereien rutschen durch eine Papprolle, die Schiffer neben dem Treppengeländer aufgebaut hat. Unten fangen die Kinder sie auf und sind beeindruckt.

Auch Mutter Annika hat nur begeistertes Lob übrig: „Ihr Haus ist mega, ich habe es auf Facebook gesehen und sie im Vorbeifahren schon im Geiste gegrüßt, weil es so gut aussieht!“

Erschreckt gern seine Gäste: Halloween-Fan Thomas Schiffer.

Zurück geht es einen anderen Weg – Schiffer hat einen Rundweg im Vorgarten geschaffen, indem er einfach ein Auto in die Mitte stellte. Familie Koppe muss vorbei an einem mit allerlei schaurigen Utensilien bestückten Gruselregal. Ein einzelnes Bein hängt von der Decke, Köpfe in Einmachgläsern und andere Körperteile sind dort aufgereiht. Blutige Hammer und Hackebeilchen vervollkommnen die Requisitensammlung. Größter Gruselfaktor ist „Bob“, eine in Müllsäcken eingewickelte Puppe, die gleich vor dem Regal im Gras liegt.

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„Wir hatten für den Abend eigentlich eine kleine Show mit Live-Akteuren geplant“, erzählt Schiffer noch. Normalerweise bestreitet er den Halloweenabend nicht allein, sondern lädt Rosemarie und Lars Triebel, Saskia Borkowski und Jan Philipp Wiegelmann zum Feiern ein. In schaurigen Verkleidungen hätten sie Besucher nicht nur erschreckt, sondern sie auch durch den Garten geleitet – wegen der Coronaregeln sagte Schiffer das Spektakel ab. „Vielleicht klappt das nächstes Jahr wieder.“