Dr. Heinz Brunkhorst ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Ehemalige Kolleginnen und Kollegen erinnern an einen Menschen von besonderer Herzenswärme.
NachrufDer Gründungsschulleiter des Europagymnasiums Kerpen ist gestorben
Ein 68er war er nicht, Dr. Heinz Brunkhorst, aber das Jahr 1968 spielte die entscheidende Rolle in seinem beruflichen Leben: „Es war das Jahr der Studentenunruhen, die die Unzufriedenheit mit den gesellschaftlichen Verhältnissen der Nachkriegszeit zum Ausdruck brachten. Man versuchte, nach den Jahren des Nationalsozialismus an die Vorkriegsverhältnisse anzuknüpfen.
Die Nachkriegsgeneration aber wollte die überkommene, nicht mehr zeitgemäße gesellschaftliche Trennung von oben und unten, arm und reich überwinden. Das bedeutete, der ‚Unterschicht‘ zu helfen, ihre ‚Bildungsferne‘ zu überwinden. Dazu wurden Gesamtschulen und Tagesheimbetrieb favorisiert.“ So beschrieb Brunkhorst die Stimmungslage im Gründungsjahr des Kerpener Gymnasiums.
Ganztagsorganisation des Europagymnasiums war damals ein fast revolutionärer Gedanke
Die besondere Förderung von Kindern aus sogenannten ‚bildungsfernen‘ Familien lag Brunkhorst am Herzen. Diese Idee fand ihren Niederschlag in der Ganztagsorganisation der Schule, damals ein fast revolutionärer Gedanke. Zahlreiche Unterstützungsangebote für Schülerinnen und Schüler, wie Workshop, Doppelstundensystem zur Entspannung des Schulalltags, weitgehende Hausaufgabenfreiheit, zusätzlicher Förderunterricht, von Lehrerinnen und Lehrern angebotene Arbeitsgemeinschaften, all das waren Ideen des Gründungsschulleiters, die bis heute am Europagymnasium Bestand haben.
Die gute Ausstattung der Schule war auch Brunkhorsts Durchsetzungsfähigkeit und diplomatischem Geschick zu verdanken. Er wollte für die Schule einen Flügel für Musikunterricht und Konzerte anschaffen. „Einen Flügel?“, fragte die Schulverwaltung. „Zu teuer, unnötig, für Sie reicht ein Klavier!“ Also bestellte Brunkhorst ein „Pianoforte mit vergrößertem Resonanzraum“. Und von da an hatte die Schule ihren Flügel.
Seine schulischen Weggefährtinnen und Weggefährten denken gerne an den Pädagogen, der 93 Jahre alt wurde, zurück: „Am Tag vor Weiberfastnacht ist Dr. Brunkhorst verstorben. Da fielen mir die Lehrer-Karnevalsfeiern ein, die wir zusammen gefeiert haben", sagt Christiane von Freeden, von 1970 bis 2012 Lehrerin und bei Brunkhorsts Nachfolger Bernhard Ripp stellvertretende Schulleiterin.
Und weiter: „Er war immer dabei, im phantasievollen Kostüm, und natürlich mit einer selbst geschriebenen witzig-bissigen Büttenrede, mit der er uns, den Lehrerinnen und Lehrern, gern ein paar versteckte Hiebe versetzte, die wir ihm dann gerne mit der nächsten Büttenrede heimzahlten.“
Wendel Hennen, seit Beginn des Schuljahres neuer Schulleiter am Europagymnasium, schreibt: „An zwei Abenden hatte ich Gelegenheit, Dr. Brunkhorst ganz persönlich kennenzulernen. Bei Kaffee, Keksen und Wein erzählte er mir als dem Neuen in seinem ehemaligen Amt vieles über Kerpen im Allgemeinen und das Europagymnasium im Besonderen.
Die Trauerfeier für Heinz Brunkhorst findet am 10. März
Vieles am Europagymnasium verstehe ich besser, weil ich ihn kennenlernen durfte. Und vieles, was er hier vor über 50 Jahren auf den Weg gebracht hat, ist im letzten Jahrzehnt zum bildungspolitischen Konsens geworden. Insofern kann man sagen, dass uns ein echter Visionär verlassen hat – und sein Vermächtnis überaus lebendig ist!“
Die Trauerfeier findet statt in der evangelischen Johanniskirche in Kerpen am Freitag, 10. März, 13 Uhr. Anschließend gibt es die Urnenbeisetzung auf dem Friedhof Alte Landstraße in Kerpen
Unser Autor war von 1978 bis 2018 Lehrer am Europagymnasium in Kerpen.