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Wirkstoff gegen FaltenEin Kerpener entdeckte einst das Hyaluron

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Das Geburtshaus von Dr. Dr. Karl Meyer in Kerpen

Kerpen – Hyaluron hält die Haut straff und die Augenflüssigkeit in der Balance. Sinkt die Produktion im menschlichen Körper, schwächelt die Sehkraft und es entstehen Altersfalten. Hyaluron ist in vielen Cremes enthalten. Entdeckt hat es 1935 der in Kerpen geborene Wissenschaftler Karl Meyer. Aus Anlass der Reihe „1700 Jahre jüdisches Leben in der Region“ zeichnete Archivarin Susanne Kremmer das Leben des in den USA bekannt gewordenen doppelten Doktors der Medizin und der Philosophie nach.

1899 in Kerpen als Sohn von Ida und Ludwig Meyer geboren, wuchs er an der Stiftsstraße auf, wo heute das Haus mit der Nummer 81 steht. In der Antoniterstraße neben der Synagoge ging er zur Schule, wechselte zur Höheren Bürgerschule in der Kölner Straße, machte 1917 Notabitur am Kölner Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und studierte dann Medizin in Bonn, Köln, Heidelberg, Zürich und Berlin.

Karl Meyer zieht aus Kerpen nach Kalifornien

1930 wanderte er nach Kalifornien aus, wo er an der Universität lehrte. Als Assistenzprofessor für Augenheilkunde an der Columbia University entdeckte er 1935 das Hyaluron, „das unter anderem im Glaskörper des menschlichen Auges vorhanden ist. Vereinfacht ausgedrückt versorgt das von Meyer so genannte Hyaluron die menschlichen Zellen mit Feuchtigkeit“, erläuterte Kremmer den interessierten Zuhörern im Kolpinghaus. „Ab etwa 25 Jahren verlieren die Menschen Hyaluron und bekommen Falten.“ Neben der kosmetischen gibt es zahlreiche medizinische Anwendungsgebiete.

Karl Meyer Kerpen

Der gebürtige Kerpener Dr. Dr. Karl Meyer entdeckte 1935 in den USA das Hyaluron.

Bis 1981 hatte Meyer zahlreiche Auszeichnungen erhalten, einschließlich der Wahl in die Nationale Akademie der Wissenschaften und der Ehrendoktorwürden der Universitäten Uppsala/Schweden und der Columbia. „Sein Ruf als Vater der Glykosaminoglykanchemie war fest etabliert“, referierte Kremmer.

Karl Meyers Schwestern wurden von Nazis ermordet

1990 starb Meyer 90-jährig. Seine Schwestern Rosa und Frieda emigrierten ebenfalls in die USA, Berta und Dora wurden mit ihren Familien von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet.

„Die Information darüber, dass der Entdecker des Hyaluron identisch ist mit dem 1899 in Kerpen geborenen Dr. Karl Meyer ist, verdanken wir dem Forscher Gerd Friedt, der diese Tatsache erstmals 2008 in der von ihm bearbeiteten und vom Heimatverein herausgegebenen Carpena Judaica publiziert hat“, führte die Archivarin aus.

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Die nächste Veranstaltung der Heimatfreunde Kerpen in der Reihe findet am Sonntag, 5. September, im Capitol-Theater, Kölner Straße 24, statt. Sie steht unter dem Titel „Charles Schwarz: Spurensuche für eine (jüdische) Familie“. Beginn ist um 11 Uhr. Der Eintritt ist frei.