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Vizeweltmeister im HaareschneidenKerpener Friseur schließt Salon nach 38 Jahren

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Seinen eigenen Friseursalon schloss Bernd Wilmers nun nach 38 Jahren in Mödrath.

Kerpen – Es ging um Millimeterarbeit, wenn Bernd Wilmers vor den Augen einer strengen Jury zur Tat schritt. Drei Frisuren – ein artistischer, ein modischer und ein Messerhaarschnitt – waren in möglichst kurzer Zeit zu schaffen, als der Friseurmeister aus Mödrath in der Dortmunder Westfalenhalle gegen 70 Konkurrenten antreten musste. Schließlich konnte sich Wilmers gegen alle anderen durchsetzen und wurde 1991 Deutscher Meister der Friseure im Herrenfach, ein Jahr später in Tokio sogar Vizeweltmeister. Jetzt hat Wilmers seinen eigenen Salon am Mödrather Friedensring nach 38 Jahren geschlossen und geht mit 71 Jahren in den Ruhestand.

1976 hatte der Haar-Stylist erstmals an einem Friseurwettbewerb teilgenommen und seitdem Urkunden und Pokale in Mengen gesammelt. „Die Atmosphäre auf den Wettbewerben hat mich gleich begeistert“, erzählt er.

Vor rund 30 Jahren wurde der Haar-Stylist aus Kerpen Deutscher Meister und Vizeweltmeister der Friseure.

Die Anforderungen waren hoch. Geübt wurde in zweiwöchigen Trainingslagern etwa, wie eine artistische Frisur mit exakten Wirbeln und Tellerformen geschaffen werden kann, die dann nur mit Schere, Kamm und Klinge in einen Messerhaarschnitt umgewandelt wurde. Zudem waren auch typische Modefrisuren verlangt, etwa zu den damaligen Zeiten der Minipli – winzig kleine Dauerlocken, die bei Männern seinerzeit gefragt waren.

Nach der Meisterschaft gab es einen Empfang in der Jahnhalle

Wilmers griff zum Üben oft auf junge Männer aus der Umgebung zurück, die noch eine volle Haarpracht hatten und deshalb als Modelle geeignet waren. Doch auch die damalige Kerpener Polit-Prominenz zählte zur Kundschaft: Einen modischen Kurzhaarschnitt bekam der Bürgermeister, für den einen Stadtverordneten gab es einen akkuraten Seitenscheitel, dem anderen wurde die volle Haartracht besser in Form gebracht.

Die deutsche Meisterschaft feierte er mit einem großen Empfang in der Jahnhalle, es gab Livemusik und auch eine Würdigung durch die Stadt. Für Wilmers war dies Ansporn weiterzumachen. Er trainierte etwa noch die Friseur-Nationalmannschaftsteams von Japan, Russland und Deutschland, war aber in seinem Geschäft auch nach wie vor für ganz normale Kundschaft erreichbar.

Jetzt ist das Ladenlokal schon ausgeräumt. Wilmers will jedoch Schere, Kamm und Föhn noch nicht ganz zur Seite legen. „Hobbymäßig“ hilft er nun im Salon Wimmer an der Kerpener Hahnenstraße aus.