Kaum Schutz, Eltern ignorieren EmpfehlungTageseltern in Rhein-Erft schlagen Alarm
Kerpen – In der Corona-Krise fühlen sich viele in der Kindertagespflege Tätige, sogenannte Tageseltern, vom Land im Stich gelassen. Sie betreuen anstelle eines Kindergartens die ihnen anvertrauten Kinder im Auftrag der jeweiligen Kommune zu Hause oder in angemieteten Räumen.
Doch während die Kindergärten ihre mit den Eltern vereinbarten Betreuungszeiten seit Anfang der Woche zumindest um zehn Stunden kürzen dürfen, um so Hygieneregeln besser einhalten zu können, ist dies für Tageseltern nicht möglich. Sie sollen ihre Arbeit, die sie als Selbstständige ausüben, uneingeschränkt aufrechterhalten. Lediglich sechs Corona-Tests bis Ostern will das Land pro Person ermöglichen.
Rhein-Erft-Kreis: Tageseltern fühlen sich ungeschützt
Nicole Halver ist Sprecherin der Interessengemeinschaft Kindertagespflege Bergheim. Rund 40 Mitglieder vertritt sie. Die Stimmung sei eher schlecht. Man fühle sich ungeschützt. „Die Kinder werden schniefend und hustend zu uns gebracht, es gibt für sie aber keine Schnelltests des Landes.“ Erkranke eine Tagespflegeperson an Covid oder werde sie unter Quarantäne gestellt, würden die Zahlungen eingestellt.
Auch landesweit ist die Unzufriedenheit groß. Tanja Böttcher vom Netzwerk Kindertagespflege NRW berichtet: „Mich erreichen seit Tagen Hunderte Nachrichten verzweifelter Kolleginnen und Kollegen.“
Allein in Kerpen sind 350 Kinder in der Tagespflege
Allein in Kerpen gebe es rund 350 Jungen und Mädchen in der Kindertagespflege, berichten Alexandra Schulz-Knevel und Marcus Knevel, die gemeinsam Kommunalsprecher Kerpen des Berufsverbands für Kindertagespflegepersonen NRW sind. Im ganzen Kreis seien es rund 2000 Kinder, um die sich 500 Tagespflegepersonen kümmerten. Die Zahlen zeigten, dass Kindertagespflege nicht „unwichtig“ sei, sagt Marcus Knevel. Man leiste professionelle Arbeit. Deshalb sei auch die früher verwendete Begriffe Tagesmutter oder -vater nicht mehr passend.
„Es ist für unsere Eltern natürlich toll, wenn ihre Kinder bei uns in der Tagespflege wie bisher uneingeschränkt betreut werden“, sagt Alexandra Schulz-Knevel. „Doch wir selbst sind darüber nicht glücklich.“ Durch Corona verschärfe sich die Situation in der Kindertagespflege, weil viele Tageseltern neben den betreuten Jungen und Mädchen auch eigene Kinder hätten, die zurzeit nicht zur Schule oder nur noch begrenzt in den Kindergarten gehen könnten. So müssen die Tageseltern ihren Job ausüben, gleichzeitig die eigenen Kinderversorgen, ihnen möglicherweise gar beim Homeschooling helfen.
Zwar müssen Eltern im Januar keine Elternbeiträge mehr zahlen oder sie bekommen sie zurückerstattet: Doch die Bitte des Landes an die Eltern, ihre Kinder „freiwillig“ nicht zur Betreuung zu bringen, werde kaum befolgt, sagt Halver: „Bei uns in Bergheim werden ab Montag 90 Prozent der Kinder in die Tagespflege kommen.“
Kerpen: Die Stadt ist auf der Suche nach Lösungen
Barbara Lieske, Landesvorsitzende des Berufsverbandes, wünscht sich deshalb, dass das Land wie schon im Frühjahr nur eine „Notbetreuung“ für Kinder – etwa von Eltern in systemrelevanten Berufen und für Kinder aus schwierigen Verhältnissen – ausrufen würde. Denn dann gebe es klare Regeln. „Es kann nicht sein, dass die Eltern die Beiträge zurückbekommen, uns aber ihre Kinder trotzdem vorbeibringen, weil sie Hausputz machen möchten.“ Die Zahlen müssten sinken. Dann könnten Gruppen verkleinert und das Infektionsrisiko reduziert werden. Man bemühe sich gerade darum, mit dem Land über Verbesserungen ins Gespräch zu kommen.
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Die Kerpener Stadtverwaltung teilt mit, dass die Mitarbeiter des Jugendamtes sich bemühten, für Tageseltern Lösungen zu finden. So akzeptiere man in Kerpen etwa, wenn diese nach Absprache mit der Stadt ihre Betreuungszeiten reduzieren würden. „Die Geldleistungen der Stadt werden dann weiter bezahlt.“