NachhaltigkeitStadt Kerpen will ihre Verbrenner durch E-Autos austauschen

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Ein Elektroauto, das an eine Ladesäule angeschlossen ist.

Das Ladestationennetz in der Kolpingstadt ist gut ausgebaut.

Bis Ende des Jahres will die Stadt Kerpen ihren kompletten Fuhrpark auf Elektroautos umstellen.

Das Ordnungsamt fährt elektrisch, der Bürgermeister und die meisten Verwaltungsmitarbeiter, die den städtischen Fuhrpark nutzen. Nur noch zwei Autos der Stadt Kerpen haben einen Verbrennermotor. Bis Ende des Jahres sollen auch sie durch Elektroautos ersetzt werden. Neben Klimaschutz führt die Verwaltung auch die vorteilhaftere Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen an. Der Kämmerer ist skeptisch.

Der Kauf von zwei Elektroautos als Ersatz für die verbliebenen zwei Verbrenner sei aus Klimaschutzgründen, aber auch unter wirtschaftlichen Kriterien ratsam, heißt es in einer Vorlage der Stadt. In den vergangenen Jahren hätten sich die Bedingungen für Elektroautos deutlich verbessert. Zum Beispiel hinsichtlich Ladedauer, Reichweite und Ladeinfrastruktur. Aktuell besitzt die Stadt sieben Elektroautos, teilweise finanziert mit Fördermitteln.

UWG-Stadtverordnete und Kämmerer lehnen neue Autos ab

Der Stadtrat sprach sich in seiner Sitzung mehrheitlich für den Verwaltungsvorschlag aus. Die AfD-Fraktion und die Stadtverordnete Alessa Flohe enthielten sich. Eine Gegenstimme gab es lediglich von der UWG-Stadtverordneten Rébecca Neumann hielt. „Ich fände eine Gegenüberstellung der Kosten sinnvoll“, sagte Neumann in der Sitzung. „Grundsätzlich ist es für mich zwar wichtig, auf Nachhaltigkeit Wert zu legen. Aber zu Nachhaltigkeit gehört für mich auch, Fahrzeuge so lange zu nutzen, bis sie nicht mehr wirtschaftlich nutzbar sind.“

Eine ähnliche Position vertritt auch Kämmerer Thomas Schaaf. Ohne Wirtschaftlichkeitsberechnung könne er den betriebswirtschaftlichen Vorteil nicht abschließend beurteilen, heißt es in einer Stellungnahme des Kämmerers. „Aus reiner Finanzsicht kann ich mich dem Verwaltungsvorschlag deshalb nicht anschließen.“

Vergleich des ADAC weckt Zweifel an Einsparungen

90.000 Euro sollen die beiden Autos die Steuerzahler kosten. Aus Sicht der Stadt sparen sie aber auch viel Geld: Mindestens bis zum 31. Dezember 2030 muss die Stadt nämlich keine Kfz-Steuer für Elektrofahrzeuge zahlen. Außerdem gebe es Vergünstigungen bei Hauptuntersuchungen und bei Inspektionen, heißt es in einer Verwaltungsvorlage. Auch sollen die laufenden Kosten geringer sein, weil Laden günstiger als Tanken ist und es weniger Verschleißteile in einem Elektro- als in einem Verbrennerfahrzeug gibt.

Zumindest in puncto Tanken ist die Ersparnis für die Stadt deutlich. Aktuell kostet eine Kilowattstunde Strom für das Laden eines Elektroautos um die 40 Cent. Bei einem Verbrauch von 18 Kilowatt auf 100 Kilometern fallen also Kosten von 7,20 Euro für eine Strecke von 100 Kilometer an. Superbenzin kostet aktuell 1,80 Euro je Liter, Diesel ist mit 1,60 Euro etwas günstiger. Bei einem Verbrauch von acht Litern je 100 Kilometer zahlt der Fahrer eines Benziners mit 14,40 Euro also etwa das Doppelte für die Strecke.

Doch es spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Ein Vergleich des ADAC zwischen Autos mit Verbrennermotor und solchen mit Batterie zeigt, dass Verbrenner auf Dauer durchaus kostengünstiger sein können. Im Jahr gefahrene Kilometer und Anschaffungspreis entscheiden darüber, ob ein Elektroauto wirtschaftlicher ist. Bei den beiden Verbrennern handelt es sich um Modelle mit den Baujahren 2011 und 2015. Die Durchschnittslebensdauer eines Autos mit Verbrennermotor liegt bei etwa zwölf Jahren. 

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