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Reisen ist beliebtWas Schüler aus Brühl und Kerpen nach ihrem Abi vorhaben

Lesezeit 6 Minuten
Das Bild zeigt das Europagymnasium in Kerpen. Im Vordergrund stehen Fahrräder und Bäume.

Nach ihrem Abitur wollen viele Schüler des Kerpener Europagymnasiums und des Brühler Max-Ernst-Gymnasiums auf Reisen gehen.

Fünf Abiturienten aus Kerpen und Brühl erzählen, was sie jetzt nach der Schule vorhaben. Von Reisen bis Studium.

Fünf von etwa 90.000 Abiturientinnen und Abiturienten in NRW haben dieser Zeitung ihren Blick auf die Erfahrungen in der Schule und ihre Zukunftsvisionen ausgebreitet: Liv Grafe, Amelie Stratmann und Leon Tzikas vom Europagymnasium der Stadt Kerpen sowie Franziska Gies und Yannick Labertz vom Max-Ernst-Gymnasium in Brühl.

Liv Grafe will bei einem Naturschutzprojekt mithelfen

Liv Grafe blickt mit gemischten Gefühlen auf die Abiturprüfung zurück: „Das war schon enormer Stress, obwohl ich eine seltsame Ruhe vor dem Abi verspürte.“ Ihre Jahrgangsstufe hat die Corona-Zeit voll durchlebt, sie erinnert sich mit Schrecken daran. Am meisten habe der soziale Kontakt gefehlt: Sich mit Freundinnen nicht treffen zu dürfen, um sich gemeinsam auf Klausuren vorzubereiten, das sei schrecklich gewesen.

Das Porträtbild zeigt Abiturientin Liv Grafe. Sie hat blondes Haar, trägt eine Brille, eine türkise Bluse und eine Perlenhalskette.

Abiturientin Liv Grafe fliegt vier Wochen auf die Galapagos-Inseln.

Bis heute seien soziale Gepflogenheiten, wie Umarmen oder Händeschütteln, nicht bei allen zurückgekehrt, das empfindet sie als verstörend. Ihre gesamte Schulzeit empfand sie als angenehm, vor allem die sehr unterschiedlichen Lehrmethoden hat sie als bereichernd erlebt. „Im Sommer sind die Lehrer freier, lustiger. Wenn die Sonne scheint, sind sie mit uns rausgegangen, wir haben uns auf dem großen Schulgelände verteilt und gelesen, das war toll!“

Livs Zukunftspläne haben eine soziale und ökologische Komponente: Zunächst wird sie vier Wochen auf Galapagos bei einem Naturschutzprojekt mithelfen. Dann will sie zweimal für ein halbes Jahre eine Au-Pair-Stelle annehmen. Anschließend öffnen sich ihr zwei mögliche Wege: Plan A ist ein internationales Studium, beispielsweise im Bereich Marketing, International Business. Plan B wäre ein Lehramtsstudium.

Noch keine Idee für die Zukunft hat Amelie Stratmann

Amelie Stratmann ist noch nicht so entschieden wie Liv, was ihre Zukunft angeht. Kurzfristig steht der Führerschein an, dann geht es mit einer Freundin ins Haus der Oma in Spanien. Im August wird sie eine Sprachschule in Nizza besuchen, um ihre Französisch-Kenntnisse zu optimieren. Südamerika könnte ein weiteres Ziel sein, sie ist sprachenaffin, fragt sich aber selbstkritisch, ob das für eine berufliche Perspektive ausreichen würde.

Das Porträtbild zeigt Abiturientin Amelie Stratmann. Sie hat braunes Haar, trägt eine Halskette und ein schwarzes Top.

Lehrerberuf oder Botschafterin – Amelie Stratmann ist sich noch nicht sicher.

Der Lehrerberuf liegt auch in ihrem Fokus, allerdings findet sie es nervig, dass so viel über die Sicherheitsaspekte (Verbeamtung, Einkommen usw.) gesprochen wird und so wenig über die konkrete Tätigkeit. Ihren politischen und sozialen Überzeugungen sowie ihren sprachlichen Interessen könnte die Tätigkeit einer Botschafterin nahekommen, aber: „Ich habe keine Ahnung, wie man das wird.“

Amelie hat, wie ihre Freundin Liv hervorhebt, auch kreative Kompetenzen. Sie zeichnet und fertigt Video-Animationen auf hohem künstlerischen Niveau an. „Ob das aber für eine berufliche Perspektive ausreicht?“ Amelie hat eine klare Einstellung in Hinblick auf das viel diskutierte Thema „Work-Life-Balance“: „Ich finde die Diskussion manchmal etwas übertrieben. Meine Mutter ist Zahnärztin, sie kommt oft erst spät nach Hause, aber man merkt ihr an, dass die Arbeit ihr Spaß macht. So ähnlich könnte ich mir mein Verhältnis zur Berufstätigkeit auch vorstellen.“

Leon Tzikas plant ein Duales Studium

Leon Tzikas hat präzise Ideen für seine berufliche Zukunft. Sie basieren auf einer selbstkritischen Einschätzung: „Wenn meine Tage keine äußere Struktur haben, kann ich mich durchaus gehen lassen. Schlafen bis mittags – kein Problem. Deshalb brauche ich klare Anforderungen.“ Er kann sich ein duales Studium im kaufmännischen Bereich vorstellen, wobei er seine englischen Sprachkenntnisse nutzen will; er hat den bilingualen Englisch-Zweig am Europagymnasium besucht.

Das Porträtbild zeigt den Abiturienten Leon Tzikas. Er trägt ein weißes T-Shirt und hat kurze, braune Haare.

Leon Tzikas hat einen Plan B.

Auch er hat einen Plan B, wenn man aber seinen Enthusiasmus bei der Darstellung dieses Plans spürt, dürfte es wohl eher Plan A sein: Fluglotse. Er hat bereits mehrfach Simulationen in diesem Bereich erprobt, kennt die Arbeitszeiten und Anforderungen, ignoriert auch nicht den psychischen Stress, der in diesem Berufsfeld unvermeidlich ist. Auch er kann der Work-Life-Balance-Diskussion nicht viel abgewinnen: „Ich komme aus einer Arbeiterfamilie, mein Vater ist Grieche, meine Mutter Ukrainerin. Sie haben sich durch harte Anstrengung hochgearbeitet, sie sind für mich ein Vorbild.“

Den Berg Arafat erklimmen möchte Franziska Gies

Für Franziska Gies (18), die am Max-Ernst-Gymnasium Brühl ihr Abitur abgelegt hat, soll es nach der Schulzeit schnell mit dem Studium weitergehen. Dabei fiel ihre Wahl recht spontan auf den Studiengang der Regionalwissenschaften Ost- und Mitteleuropa, für den sie sich zum Sommersemester an der Uni Köln einschreiben will. „Der Osten Europas findet heute viel zu wenig Beachtung, obwohl man an den aktuellen Entwicklungen sieht, dass wir uns in Zukunft stärker dorthin orientieren müssen“, begründet sie ihr Interesse.

Das Porträtfoto zeigt Abiturientin Franziska Gies. Sie hat lange, dunkelbraune Haare und trägt ein weißes Top.

Abiturientin Franziska Gies vom Max-Ernst-Gymnasium hat nach dem Abitur Ausflüge geplant.

Außerdem schätzt Franziska die Vielfalt eines regionalwissenschaftlichen Studiengangs. „In so einem Studium lernt man die verschiedensten Aspekte einer Region kennen – Sprache, Literatur, aber auch Recht, um nur ein paar Beispiele zu nennen.“ Für Franziska, die sich so schnell nach der Schule noch nicht auf ein einzelnes, konkretes Berufs- oder Inhaltsfeld festlegen will, ist dies also ein durchaus abwechslungsreiches Angebot. Auf den juristischen Bereich hat sie bei ihrem Studiengang einen Schwerpunkt gelegt, für ihr Studium kann sie sich auch vorstellen, eine neue Sprache wie etwa Serbokroatisch zu lernen.

Neben ihrem Studienwunsch hat Franziska für die Zeit nach dem Abi aber auch noch einige Ausflüge geplant, etwa zum Weltjugendtag der katholischen Kirche, den sie mit ihrer Schwester in Lissabon besuchen wird. Mit ihrem Vater möchte sie außerdem in die Türkei reisen, wo sie zusammen den 5137 Meter hohen Berg Ararat erklimmen wollen – den Berg, auf dem der Legende nach die Arche Noah gestrandet sein soll.

Für Yannick Lambertz gehts nach London, Lloret de Mar und Ibiza

Yannick Lambertz (17), ebenfalls Abiturient des Max-Ernst-Gymnasiums, plant nach dem Schulabschluss erst einmal, ausgiebig zu reisen. „Nach dem Abiball geht’s nach London, im Sommer nach Lloret de Mar und Ibiza“, erzählt Yannick – schon nächste Woche wird er also zur ersten Reise aufbrechen. Um die Zeit bis zum von ihm geplanten Dualen Studium zu überbrücken, zieht es Yannick danach noch weiter in die Welt hinaus.

Im Winter möchte er in Australien eine vier- bis fünfmonatige Phase mit Work-and-Travel verbringen, was ein gerade bei jungen Schulabgängern ein beliebter Weg ist, weite Reisen durch Arbeiten im Gastland mitzufinanzieren. Schließlich plant Yannick noch eine Kanada-Reise, bei der er einen Monat lang auf einem Roadtrip von Toronto bis Vancouver das gesamte Land und seine vielfältigen Landschaften durchqueren will.

Mit einem Dualen Studium hat man im Vergleich zum klassischen Studium einen höheren Praxisbezug.
Yannick Lambertz

Aber auch bezüglich dessen, was nach dem Reisen kommen soll, hat er bereits einige konkrete Vorstellungen, in Köln möchte er im Rahmen eines dualen Studiums den Beruf des Anlagenmechanikers im Sanitär- und Heizungsbereich erlernen. „Mit einem Dualen Studium hat man im Vergleich zum klassischen Studium einen höheren Praxisbezug, was gerade in so einem Berufsfeld von Vorteil ist, zudem dauert es nicht so lange“, begründet Yannick seine Wahl.

Mit dem Studium wird er nach seinen Reisen voraussichtlich im nächsten Jahr beginnen – dabei wird er sowohl im theoretischen Bereich ausgebildet als auch bei einer Kölner Firma bereits mit technischen Aufgaben konfrontiert werden.