Zu viele andere EinsätzePolizei nahm einen Radunfall in Kerpen nicht auf
Kerpen-Sindorf – „Die Polizei muss auch Radunfälle aufnehmen“, schreibt Axel Fell in einer Pressemitteilung. Er ist Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Kerpen und nimmt Bezug auf einen Fahrradunfall, der sich am Montagabend der vergangenen Woche in Kerpen-Sindorf ereignet hatte.
An der Erfttalstraße in Höhe des Hit-Marktes habe es einen Unfall zwischen einer Radfahrerin und einem Radfahrer gegeben, bei dem „erheblicher“ Sachschaden entstanden sei, schreibt Fell: „Die Polizei wurde angerufen, kam aber nicht zur Unfallaufnahme mit der Begründung, es gebe gerade zu viele Einsätze.“ Stattdessen sei der Geschädigten nahegelegt worden, nach Kerpen zur Wache zu kommen.
„Die Unfallbeteiligten hatten sich aber bereits verständigt“
Fell hält es für „eine schlichte Zumutung“ mit einem beschädigten Rad in den Abendstunden drei Kilometer bis zur Wache zu laufen. „Das riecht ein wenig nach Behandlung von Radfahrern und Radfahrerinnen als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse“, findet er. „Ich frage mich, ob das auch so geschehen wäre, wenn ein Auto am Unfallgeschehen beteiligt gewesen wäre.“
Das wies ein Sprecher der Rhein-Erft-Kreis-Polizei zurück: „Wir behandeln Radfahrer genauso wie Fußgänger und Autofahrer und alle anderen Verkehrsteilnehmer.“ Am selben Abend habe es einen großen Einsatz gegeben, der sehr viele Polizeikräfte gebunden habe, sagte der Sprecher weiter. Außerdem sei zufällig ein Polizeikollege in seiner Freizeit am Unfallort in Sindorf gewesen, der die beiden beteiligten Radfahrer beraten habe, so der Sprecher: „Die Unfallbeteiligten hatten sich aber bereits verständigt. Der Kollege hat den Unfall telefonisch der Wache gemeldet.“
Inzwischen habe die Geschädigte bei der Polizei in Düren alles zu Protokoll gegeben, berichtete ADFC-Sprecher Fell: „Bleibt zu hoffen, dass der Fall eine unrühmliche Ausnahme war. Hier muss sich die Geschädigte jetzt selber um alles kümmern und das ohne beweissichernde Unfallaufnahme, die zum Beispiel die Schuldfrage geklärt hätte.“
Die Kreispolizei sicherte zu: „Wir rücken auf jeden Fall zu jedem Unfall aus, aber manchmal müssen wir Prioritäten setzen, wenn es andernorts Verletzte oder größere Schäden gibt.“