Leben im alten GemäuerSchallenburg in Schwadorf – Einst von Rittern verteidigt
- Mehr als 50 Burgen, Schlösser und Herrensitze gibt es im Rhein-Erft-Kreis.
- Manche sind weltbekannt wie Schloss Gymnich, andere so verborgen, dass selbst die Menschen aus den Nachbarorten kaum von ihrer Existenz wissen.
- Wir haben Menschen gefunden, die uns einen Blick hinter die alten Mauern gewährt haben.
- Diesmal: die Schallenburg.
Brühl-Schwadorf – Die Schießscharten im alten Mauerwerk der Schallenburg lassen allenfalls noch erahnen, dass es dort nicht immer so friedlich zugegangen ist wie heute. „Früher war die Burg ein Rittersitz, ein festes Haus, das verteidigt wurde“, sagt Maria Lennartz als Vertreterin der Familie, die das historische Anwesen bewohnt.
Die heute bestehende bauliche Anlage geht zum Großteil auf das späte 17. Jahrhundert zurück. Wesentlich älter ist allerdings der gotische Treppengiebel. Auf die wehrhafte Zeit der Burg verweisen der Wassergraben, die Schießscharten und die beiden diagonal versetzten Türme. „Von dort oben konnten alle vier Seiten der Burg verteidigt werden“, sagt Lennartz.
„Eine solche Immobilie verpflichtet“
Seit 14 Jahren ist die Schallenburg ihr Zuhause. 1850 ging die Burg in den Besitz ihrer Familie über. „Auf dem zugefrorenen Wassergraben sind wir früher im Winter Schlittschuh gelaufen“, erinnert sie sich. Dankbar sei sie, dort wohnen zu dürfen. „Aber eine solche Immobilie verpflichtet auch“, meint sie. Immer gebe es Arbeit, auch im Park.
Die Historie
Schon in der Ritterzeit gab es die Schallenburg. Darauf deutet der gotische Treppengiebel in. Schießscharten und Türme lassen erahnen, dass einst scharf geschossen wurde. Die heutige Anlage stammt aus dem 17. Jahrhundert. Sie ist umgeben von Wasser aus dem Dikopsbach. Auf einer Insel stand bis ins 19. Jahrhundert die Vorburg, die abgebaut und auf der Rückseite der Schallenburg wieder aufgebaut wurde. Seit 1850 ist die Burg im Familienbesitz, Besichtigungen sind nicht möglich. (mkl)
Seit 1986 steht die Schallenburg unter Denkmalschutz. „Doch schon nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Sanierungsmaßnahmen in Absprache mit dem Landeskonservator umgesetzt“, sagt Lennartz. Tatsächlich zählt die Schallenburg heute zu den wenigen noch intakten Wasserburgen im Rhein-Erft-Kreis.
Vorburg als Wirtschaftsgebäude genutzt
Der nahe Dikopsbach speist den Wassergraben, der rund um die Schallenburg angelegt ist. Die Burg selbst steht auf einer Insel. „Nach heftigen Regenfällen steigt auch der Wasserspiegel im Burggraben“, weiß Lennartz. Im Keller gebe es eine Stelle, bei der bei Starkregen immer ein bisschen klares Grundwasser hochgedrückt werde. Aber der Lehmboden sei gestampft und bisher sei das Wasser immer genauso schnell wieder im Boden versickert, wie es gekommen sei.
Mit Lehm ist auch der Grund des Wassergrabens abgedichtet. Auf einer zweiten Insel stand früher die in Fachwerk gebaute Vorburg. Diese sei im 19. Jahrhundert zurückgebaut und auf der Rückseite der Burg wieder aufgestellt worden. Lennartz geht davon aus, dass die Vorburg als Wirtschaftsgebäude für die Lagerung von Vorräten und Gerätschaften genutzt wurde.
Im Park immer ein paar Grad kühler als in Schwadorf
Und spätestens als die großen barocken Fenster in die Mauerfassaden und die Turmzimmer eingebaut wurden, war die Zeit der Verteidigung vorbei: Die Schallenburg wurde Wohngebäude. Sogar die Schießscharten sind bewohnt. „In eine ist vor Jahren ein Turmfalke eingezogen und hat sich dort sein Nest gebaut“, erzählt Lennartz. Wie kaum eine Zweite kennt sie jeden Winkel des Gebäudes und jeden Baum im Park.
„Es ist ein angenehmes Wohnen hier“, sagt sie. Der Lehmputz habe positive Auswirkungen auf das Wohnklima. Das dicke Mauerwerk schütze zudem vor Hitze. „Auch im Sommer bleibt es in der Burg immer angenehm kühl“, sagt Lennartz. Im Park sei es im Sommer sogar stets zwei bis drei Grad kühler als im nur wenige hundert Meter entfernten Schwadorf.
Ein Ort der Ruhe und Weite
Das Heizmanagement im Winter sieht sie jedoch als Herausforderung. Nie würden alle Räume beheizt, und im Treppenhaus bleibe es immer kühler. „Aber daran habe ich mich längst gewöhnt“, sagt sie. Abends ziehe sie sich einfach einen Pullover über oder wickele sich in eine Decke. „Hier ist ein ganz besonderer Platz“, sagt Lennartz. Es sei ein Ort der Ruhe und Weite, an dem Gegenwart und Vergangenheit allgegenwärtig seien.
Im Park und im Burggraben wimmelt es allerdings von jungem Leben. Viele Tiere haben sich dort angesiedelt. „Hier nistet sogar ein Eisvogel“, berichtet Lennartz. Zahlreiche Singvögel haben ihre Nester in den Baumkronen gebaut. Sie geben tagsüber und vor allem am Morgen den Ton im „Konzertsaal“ des Parks an. Im Frühjahr mischt sich dazu das muntere Quaken der Frösche, die im Burggraben auf Brautschau gehen.