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Mühlentag in Rhein-ErftSchon früher war die Windenergie von großer Bedeutung

Lesezeit 4 Minuten
Die Grottenhertener Windmühle ist noch voll funktionstüchtig und wird bei gutem Wind am Mühlentag mahlen.

Die Grottenhertener Windmühle ist noch voll funktionstüchtig und wird bei gutem Wind am Mühlentag mahlen.

Im Rhein-Erft-Kreis beteiligen sich am 29. Mai 2023 von 11 bis 17 Uhr zwei Wind- und zwei Wassermühlen an diesem Aktionstag.

Am Pfingstmontag (29. Mai) findet bereits zum 30. Mal der Deutsche Mühlentag der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung statt. An diesem Tag geben Besitzerinnen und Besitzer von Mühlen, Vereine zur Erhaltung und Pflege von Mühlenbauwerken, aber auch Museen Einblicke in die Mühlentechnik und die soziale Bedeutung des Mühlenwesens.

Im Rhein-Erft-Kreis beteiligen sich von 11 bis 17 Uhr zwei Wind- und zwei Wassermühlen an diesem Aktionstag und bieten neben Führungen auch Speisen und Getränke an: die Windmühle Oberaußem, die Paffendorfer Mühle, die Grottenhertener Windmühle und die Gymnicher Mühle.

Die Nutzung von Wind und Wasser zur Energieerzeugung hat eine lange Geschichte

Um den Ausbau von Mühlen, die Bereitstellung von Flächen, die herfür benötigt werden, das Tempo, in dem neue Anlagen errichtet werden, diskutieren Politiker, Kommunen und Bürger derzeit intensiv. Bloß heißen diese Bauwerke nicht Strommühlen, wie man sie auch nennen könnte, sondern Windräder, weshalb nicht sogleich deutlich wird, dass die Nutzung von Wind und Wasser zur Energieerzeugung eine lange Geschichte hat.

Früher wurde diese von der Natur gelieferte Energie allerdings nicht erst in Strom umgewandelt, sondern direkt zum Mahlen von Getreide und Ölpflanzen, zum Sägen und Schleifen oder für die Herstellung von Papier genutzt.

Noch bis 1970 wurde die Grottenhertener Windmühle betrieben

Die alten Mühlen sind faszinierende technische Bauwerke, die ganz auf ihre Funktion ausgerichtet sind. In deren Geschichte spiegeln sich zudem gesellschaftliche Veränderungen. So existierte bis Ende des 18. Jahrhunderts vielerorts der Mühlenbann, der die Bauern zwang, ihr Getreide in der Mühle mahlen zu lassen, der sie zugeordnet waren.

Erst 1798 schafften die Franzosen im Rheinland diese Bestimmung endgültig ab, was den Bauern ermöglichte, eine Mühle unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten frei zu wählen. Das löste einen regelrechten Mühlenboom aus. Auch über solche Hintergründe wird auf dem Mühlentag informiert.

Heinz-Willi Bickendorf ist der Besitzer der Grottenhertener Windmühle. Sein Vater Josef war der letzte Müllermeister, der noch bis 1964 hauptberuflich und bis Ende der 1970er Jahre nebenberuflich die Mühle betrieben hat. Das Besondere: Die Grottenhertener Windmühle ist dank der Unterstützung eines engagieren Fördervereins und öffentlicher Gelder wieder voll funktionsfähig.

In der Paffendorfer Mühle ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 fast noch vollständig erhalten.

In der Paffendorfer Mühle ist die Mühlentechnik aus der Zeit um 1900 fast noch vollständig erhalten.

„Als Privatperson wäre es nicht finanzierbar gewesen, zum Beispiel das Flügel- und das Drehwerk zu erneuern“, erzählt Bickendorf, „da kommen schon mal für eine einzelne Maßnahme fünf- bis sechsstellige Summen zusammen“. Er hofft für Pfingstmontag auf guten Wind, um den Besuchern das Mahlen mit Windkraft nicht nur erklären, sondern auch vorführen zu können.

Wegen eines Bergschadens, der zur Absenkung des Bodens führte, könne die Paffendorfer Mühle leider nicht mehr betrieben werden, berichtet die Eigentümerin Dagmar-Heß Graf. Und das, obwohl die technische Ausstattung, die weitgehend aus der Zeit um 1900 stammt, und der Elektromotor noch fast vollständig erhalten sind. Das Mühlrad existiert zwar nicht mehr, aber die Wasserradwelle ist noch vorhanden. Auch hier kommen diejenigen, die sich für die technischen Details des Mahlvorgangs interessieren, voll auf ihre Kosten.

Die Mühle Oberaußem wurde seit 2005 denkmalgerecht restauriert und wird jetzt als Veranstaltungsort genutzt.

Die Mühle Oberaußem wurde seit 2005 denkmalgerecht restauriert und wird jetzt als Veranstaltungsort genutzt.

Die Mühle in Oberaußem verfüge über kein Mühlrad mehr und die Mühlentechnik sei im 2. Weltkrieg geplündert worden, berichtet Albert Nicolin. Er hat das Gebäude in Erbpacht von der Stadt Bergheim übernommen und restauriert es seit 2005 mit großem persönlichem Einsatz und einigen engagierten Mitstreitern unter der Aufsicht der Denkmalschutzbehörden. So kann die Mühle jetzt als Veranstaltungsort genutzt werden, zum Beispiel als Heimatmuseum mit wechselnden Exponaten zur Geschichte Oberaußems und der Mühlen.

Das Foto zeigt die Gymnicher Mühle von außen.

In der Gymnicher Mühle ist die Mühlentechnik nicht mehr erhalten.

In der Gymnicher Mühle ist die Mühlentechnik ebenfalls nicht mehr erhalten. Sie verfügt noch über ihr Wasserrad und die wasserbaulichen Anlagen. In den Mühlengebäuden untergebracht ist das Naturparkzentrum und bietet mit Einrichtungen wie der Wasserwerkstatt und dem Erftmuseum zahlreiche natur- und kulturkundliche Lernangebote für alle Altersgruppen. Am Mühlentag findet unter anderem von 11 bis 12.30 Uhr eine Führung zum Thema „Wasser und Brot – Die Erft als Lebensgrundlage der Menschen“ statt.

Der Programmflyer zum Mühlentag mit kurzen Abrissen der Mühlengeschichten und der geplanten Aktionen kann über die Homepage heruntergeladen werden.