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Kommentar

Kommentar zu Blitzer-Pannen
Kreisverwaltung in Rhein-Erft braucht mehr als einen Geistesblitz

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Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Foto ist die mit Plastik verhüllte Lasermessanlage an der B59 in Pulheim zu sehen.

Teure Anschaffung, bisher kein Nutzen und kein Geld durch Bußgelder für den Kreis.

Erst passten beim Austausch der neuen gegen die alten Blitzer die Anschlüsse nicht. Bei einer Anlage in Pulheim ist der Stromanschluss nicht freigeschaltet.

Wie war das noch mit Murphys Gesetz? Alles, was schiefgehen kann, wird auch mit Sicherheit schiefgehen. Oder wie es Andreas Brehme gesagt haben soll – was er später bezweifelte: „„Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“

Was Murphy und Brehme mit dem Rhein-Erft-Kreis zu tun haben? Nun, wer aufmerksam verfolgt, von welchen Pannen und Rückschlägen die Installation der mehr als 600.000 Euro teuren Blitzer seit vorigem Herbst begleitet wird, den wundert eigentlich nichts mehr. Oder doch?

Seit März 2024 steht der „Tower“: ohne Strom keine Fotos

Seit März 2024 steht eine solche Messanlage – beim Rhein-Erft-Kreis spricht man von „Tower“ – an der B 59 zwischen Pulheim und Rommerskirchen. Allerdings hat sie in all den Wochen noch kein Foto von einem Raser geschossen, die unter Strom zu stehen scheinen.

Was wiederum auf die Lasermessanlage nicht zutrifft. Der Netzbetreiber habe den Stromanschluss noch nicht freigeschaltet, teilte ein Sprecher der Kreisverwaltung in Bergheim in dieser Woche mit. Wohlgemerkt nach drei Monaten nicht!

Keine Sache von Tagen oder Wochen, sondern schon von Monaten

Nun weiß jeder, der schon mal umgezogen ist, aus leidvoller Erfahrung, wie schwierig und nervenaufreibend es sein kann, bis im neuen Heim der Telefonanschluss endlich funktioniert. Weil der Techniker des Anbieters den zugesagten Termin kurzfristig abgesagt hat, oder irgendwelche abstrusen Leitungen zum nächsten Verteilerkasten zunächst überprüft werden müssen – oder eine andere zur Beruhigung des Laien erdachte Begründung angeführt wird. Aber selbst das ist keine Sache von Wochen oder gar von Monaten, sondern von Tagen.

Woraus wir dennoch in beiden Fällen lernen: Scheint irgendwie schwieirig zu sein mit der Technik.

Was bei diesen Aussetzern wundert: Allem Anschein nach nehmen die Verantwortlichen im Kreishaus und im Rathaus Pulheim den Umstand, dass die Raserstrecke B 59 immer noch nicht entschärft werden kann, mit Gelassenheit hin.

Aus dem Dezernat des Dezernenten Martin Gawrisch hieß es schon mal an anderer Stelle, allein das Vorhandensein der Messanlagen führe dazu, dass die Verkehrslage dauerhaft nicht eskaliere. Beherzt abbremsende Ortsunkundige und der Umstand, dass der Kreis keine Sachstandsmeldungen mehr darüber abgebe, welche Anlage gerade funktioniere, führten zu geringerem Tempo.

Polizei zählte reihenweise Verstöße gegen die Geschwindigkeit

Ob diese These auch auf Pulheim anwendbar ist, darf getrost bezweifelt werden. Selbst für Verkehrsteilnehmer, die mit schwächerer Sehkraft ausgestattet sind, ist von Weitem deutlich zu erkennen, dass die Blitzer-Säule in wetterfeste schwarze Plastikfolie eingekleidet ist. Da dürfte der erwünschte Effekt vermutlich begrenzt sein. Den Beweis hat die Polizei im Mai selbst erbracht: Bei einer Kontrolle registrierte sie in acht Stunden mehr als 90 Geschwindigkeitsverstöße.

Eine gewisse Uninteressiertheit scheint auch in Pulheim zu herrschen. Auf Nachfrage ließ Bürgermeister Frank Keppeler (CDU) ausrichten, dass er daran interessiert sei, dass die Anlage – so schnell es möglich sei – in Betrieb gehe. Nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Verantwortung beim Kreis liegt. Also bei Landrat Frank Rock (CDU).

Bleibt zu hoffen, dass sich keiner von beiden wird erklären müssen, wenn es – wie schon 2023 – zu Verkehrstoten auf der B 59 kommt.