Pulheimer Meisterin im HürdenlaufFührerschein kostete mehr Nerven als die Wettkämpfe
Pulheim/Rhein-Erft-Kreis – Mit zwei deutschen Meistertiteln über die 100-Meter-Hürden in der Klasse der Damen und der U23 hatte die Pulheimerin Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Jahr 2022 eine überaus erfolgreiche Saison, die für die 20-Jährige im ersten Aktiven-Jahr durchaus überraschend kam. Kenner der Leichtathletikszene würden hingegen sehr wahrscheinlich behaupten, dass der Weg zum Erfolg für Marlene Meier durch ihre Gene vorherbestimmt war.
Eltern waren ebenso erfolgreiche Sportler
So gewann Mutter Heike Meier-Henkel im Hochsprung Gold bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona und jeweils einen Welt- und Europameistertitel. Der Vater, Paul Meier, sicherte sich als vielseitiger Leichtathlet bei den Zehnkämpfern einmal WM-Bronze. Doch Meiers Trainingspartnerin Lilliet Schreurs ist sich sicher, dass der diesjährige Erfolg ihrer Freundin viel mehr an ihrem Eifer als an ihren Eltern festzumachen ist: „Natürlich hat sie das Talent. Aber Marlene hat in den letzten Jahren sehr viel harte Arbeit und Liebe in den Sport gesteckt. Gerade in diesem Jahr hat sie versucht, sich in allen Bereichen ständig weiterzuentwickeln und immer ihr Bestes zu geben.“
Trotz des sportlichen Elternhauses war Marlene Meiers Weg zum Erfolg und zur Leichtathletik tatsächlich nicht so vorherzusehen, wie manch einer denken mag. „Der Vereinssport wurde mir nie aufgezwungen. Ich hatte aber als Kind einfach sehr viel Energie. Da hat meine Mutter irgendwann vorgeschlagen, Sport als Ausgleich zu betreiben. Aber mir wurde keine Richtung vorgegeben“, erinnert sich Marlene Meier mit einem Lächeln zurück.
Traum vom Profi-Sport stand früh fest
Ihre Energie verlor sie zunächst beim Ballettunterricht und beim Kinderturnen, ehe sie als Viertklässlerin bei den Bundesjugendspielen Gefallen an der Leichtathletik fand und beim TSV Glessen ihre ersten Schritte im Mehrkampf machte.
Mit elf Jahren wechselte die Sportlerin zum TSV Bayer 04 Leverkusen, zu dem Verein, bei dem auch ihre Eltern früher trainierten. Mit dem Wechsel reifte in ihr auch erstmals der Gedanke, Profi-Sportlerin zu werden. „Zu dem Zeitpunkt habe ich mir erstmals gedacht: Das will ich machen, das wird mein Weg“, sagt Meier.
Erster deutscher Meistertitel im Hochsprung im Sommer
Erst in Leverkusen kristallisierte sich der Hürdensport als ihre Paradedisziplin heraus. Sie wurde schnell immer besser und schaffte ihre erste Einzel-Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften.
„Erst danach habe ich mich voll auf die Hürden fokussiert“, erklärt Marlene Meier, die, wenn sich die Möglichkeit bietet, immer noch gerne den ein oder anderen Weitsprung-Wettkampf mitnehmen möchte.
Der Fokus auf die Hürden hat sich mit dem ersten Deutschen Meistertitel ihrer Laufbahn, den sie sich im Juni auf der Bahn des Berliner Olympiastadions sichern konnte, ausgezahlt. Doch der Gewinn des Titels im Erwachsenenbereich kam für die junge Leichtathletin im ersten Moment so überraschend, dass die Tage danach sehr verwirrend und überfordernd für sie gewesen seien.
Größter Erfolg: Das Bestehen des Autoführerscheins
Inzwischen kann die Studentin für nachhaltiges Design ihren Erfolg aber einordnen: „Mir sagte jemand: Du bist die Deutsche Meisterin 2022. Das ist etwas, was nicht mehr in der Masse untergeht und du für immer behalten wirst. Es ist egal, ob mir das nie wieder oder noch ganz oft passiert.“
Im August folgte dann der U23-Titel, den sie sich als Top-Favoritin in Wattenscheid sichern konnte. Auf die Nachfrage, was ihr persönlich größter Erfolg in ihrem Leben bisher war, erklärt Marlene Meier allerdings überraschenderweise: „Das Bestehen meines Autoführerscheins. Ich war da einfach super aufgeregt, weil mir Prüfungssituationen sehr unangenehm sind. Da war ich wirklich aufgeregter als bei der Deutschen Meisterschaft.“
Das könnte Sie auch interessieren:
Für die kommende Saison nimmt sich die Pulheimerin trotz des erfolgreichen ersten Jahres bei den Erwachsenen nicht unbedingt Ziele in Form von weiteren Siegen vor. „Für mich ist es wichtig, Schrittchen für Schrittchen zu gehen“, befindet die Sportlerin zurückhaltend und erklärt ausführlich: „Ich will bei der nächsten U23-EM auf meinem Leistungshöhepunkt einfach bestmöglich performen. Der Einzug ins Halbfinale mit einer persönlichen Bestleistung ist das Ziel, der Einzug ins Finale der Traum.“
Marlene Meier: Hoffnung auf Olympische Spiele in Paris
Angesprochen auf weitere Karrierehöhepunkte über das kommende Jahr hinaus stellt sie klar: „Für mich ist nur wichtig, was im nächsten Jahr ansteht und was ich erreichen kann. Mich interessiert nicht, wo das in vier Jahren hingehen könnte. Natürlich sind die Olympischen Spiele in Paris ein Traum von mir, allerdings weniger ein Ziel, da sich erst im Verlaufe des nächsten Jahres herausstellt, ob dies realistisch für mich ist.“
Motivation für ihre kommenden Ziele bezieht Marlene Meier zwar unter anderem auch aus den erfolgreichen Karrieren ihrer Eltern, dennoch würde sie gerne weniger hören, dass sie in irgendwelche Fußstapfen treten müsse. „Selbstverständlich gehören meine Eltern zu meiner Geschichte dazu, und natürlich will ich diese Familientradition fortsetzen. Ich fände es nur schöner, etwas mehr für mich zu stehen.“