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Verlängerung Stadtbahnlinie 4Verband sieht in Plänen Gefahr für Denkmäler in Pulheim

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Freimersdorf und die Brauweiler Mühle liegen in einem Denkmalbereich, den der Stadtrat 1996 beschlossen hat.

Pulheim – Noch ist nicht klar, ob die Stadtbahnlinie 4 von Köln-Bocklemünd über Brauweiler bis nach Niederaußem verlängert werden kann. Bislang gibt es eine Vorstudie. Die erforderliche Machbarkeitsstudie wird die Stadt Köln erst noch in Auftrag geben. Bis sie vorliegt, dürften rund zwei Jahre vergehen.

Vorsorglich hat sich der Regionalverband Rhein-Erft des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in einer Stellungnahme zu dem Verkehrsprojekt geäußert. Adressiert ist sie an die Kooperationspartner – die Städte Köln, Bergheim und Pulheim sowie den Rhein-Erft-Kreis.

„Denkmalbereich in Pulheim wurde weder erwähnt, noch berücksichtigt“

Dr. Ulrich Stevens und Dr. Frank Kretzschmar, beide im Vorstand des Regionalverbandes, sorgen sich um Freimersdorf. Der Ort und die Brauweiler Mühle liegen in einem Denkmalbereich, den der Pulheimer Stadtrat 1996 per Satzung beschlossen hatte. Ziel ist es, „den Weiler in seinen charakteristischen Merkmalen als Einheit im Einklang mit dem landschaftlichen Ort, seiner landwirtschaftlich genutzten umgebenden Feldflur zu erhalten und in seinem Bestand zu sichern“, heißt es in der Begründung. Dazu gehört auch der Schutz der Blickbezüge zur Abtei, zur Mühle sowie zu den innerörtlichen und anliegenden Freiflächen.

Aus der Vorstudie „wird nicht deutlich, dass die Trasse den Denkmalbereich empfindlich durchschneidet“, sagt Ulrich Stevens in einem Telefonat mit der Redaktion. Dass der Denkmalbereich weder erwähnt, noch berücksichtigt werde, sei ein erheblicher Mangel der Planung.

„Wir wollen die Verlängerung der Stadtbahnlinie nicht verhindern“

„Wir wollen die Verlängerung der Stadtbahnlinie nicht verhindern. Es ist sicher vernünftig, eine Bahnanbindung in den Rhein-Erft-Kreis zu schaffen“, sagt der ehemalige stellvertretende Landeskonservator und Leiter der Abteilung Restaurierung des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland. Ihnen sei allerdings wichtig, dass die Denkmäler und der Denkmalschutz in die Abwägung einfließen würden, und nicht nur Golfplätze.

Der heilige Donatus könnte den Stadtbahnplänen im Weg stehen.

Durch die in der Vorstudie vorgeschlagene Trasse würden auch innerhalb von Brauweiler wichtige historische Verbindungen zerschnitten, so Stevens und Kretzschmar in ihrer Stellungnahme. Das hätte wohl zur Folge, dass „das aufwändig gearbeitete“ Standbild des heiligen Donatus von seinem angestammten Platz an der Donatusstraße/Ecke Helmholtzstraße weichen müsste.

„Einige sagen, dass man es verrücken kann. Wir sind nicht dafür, es wie ein Möbelstück zu verrücken. Es steht dort seit 1779“, meint Ulrich Stevens. Die Figur des Heiligen in der Brauweiler Feldflur sei so platziert, dass sie am Wegesrand zwischen dem Kloster und dem großen landwirtschaftlichen Hofverbund des Klosters um Freimersdorf gelegen habe. Das seien alte Wegebeziehungen, beispielsweise alte Prozessionswege, die heute noch erhalten seien. „Jeder konnte im Vorbeikommen ein Vaterunser beten und den Schutz dieses für die Ernte so wichtigen Heiligen erflehen.“

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Die Stadt Pulheim hat bislang lediglich mit einer Eingangsbestätigung auf die Stellungnahme reagiert. Stevens: „Das Amt für ÖPNV des Rhein-Erft-Kreises hat uns eine ausführliche Antwort geschickt und uns zugesichert, dass unsere Belange in der Machbarkeitsstudie berücksichtigt werden.“