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Start-up Zwei Pulheimerinnen berichten von ihrem steinigen Weg in die Selbstständigkeit

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Unternehmensgründerin in einem Gewächshaus bei der Ernte von Tomaten.

Tanja Schlote von „Bürger machen Landwirtschaft“ bei der Tomaten-Ernte.

Corinne Le Pellec und Tanja Schlote haben sich ihren Traum vom eigenen Unternehmen erfüllt. Sie berichten, wie schwierig der Neuanfang war.  

„Machen!“, sagte Corinne Le Pellec bestimmt. Tanja Schlote stimmte ihr lachend zu. „Dabei aber nicht blauäugig an die Sache herangehen. Doch mit Mut und viel Leidenschaft kann das klappen.“ Corinne Le Pellec gibt diesen Tipp jungen Frauen, die von der Selbstständigkeit träumen, gerne mit auf den Weg. Die beiden Gründerinnen berichteten jetzt im Rittergut Haus Orr im Rahmen des internationalen Frauentags von ihrem spannendem, aber auch steinigen Weg und ihrem Neuanfang als Unternehmerinnen.

Marion Funk, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pulheim, moderierte den Abend. „Frauen gründen seltener als Männer“, erklärte sie. „Die Herausforderungen sind vielfältig, Kinderbetreuung und Finanzierung oft ein Problem.“ Tatsächlich waren in NRW im Jahre 2023 bei 534 Start-up-Neugründungen nur 18 Prozent Frauen die Gründerinnen oder Geschäftsführerinnen. Da war die Tendenz schon steigend. (Quelle: Wirtschaft.NRW)

Pulheimerin eröffnete Laden für französische Delikatessen

Woran liegt das? Corinne Le Pellec blickte zurück auf die Anfänge ihrer Selbstständigkeit. „Einfach war es für mich nicht“, gestand sie. Die Maschinenbauingenieurin in der Automobilbranche kam im Jahr 2000 nach Deutschland und stellte fest, dass es hier nur wenige Delikatessen aus Frankreich zu kaufen gab. Die Idee vom eigenen Laden war geboren. Als sich ihr 2017 eine finanzielle Möglichkeit bot, sagte sie: „Jetzt oder nie.“

Dann ging es los, Versicherungen, Formulare, Business-Plan. Klappt das mit dem Familienalltag? All das dauerte mehrere Monate. Ein Gründerprogramm vom Arbeitsamt half ihr. „Und Netzwerke bilden, vor allem mit Frauen, das halte ich für essenziell“, berichtete Corinne Le Pellec. Mit ihrem französischen Delikatessenladen in Pulheim ist vor sieben Jahren ihr Traum von der Selbstständigkeit wahr geworden.

Das Foto zeigt die Unternehmensgründerin mit einer Quiche in ihrem Laden.

Unternehmerin Corinne Le Pellec bringt in ihrem Laden „Coco Vin“ französisches Flair nach Pulheim.

Tanja Schlote, ebenfalls Maschinenbauingenieurin, begann 2014 mit ihrem Projekt „Gemüsegärtchen“. Als sie sah, dass ihr Konzept aufging, gründete sie im Jahre 2000 das Demeter-Projekt „Bürger machen Landwirtschaft“. Auch sie ging einen steinigen Weg, es stellten sich viele Fragen. „Wo gibt es Förderprogramme? Social Media? Wie läuft das mit den Demeter-Kontrollen?“, erinnerte sich die Gründerin.

Heute versorgt die Unternehmerin gemeinsam mit ihrem Team mehr als 150 Haushalte der solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) mit Gemüse und anderen regionalen Lebensmitteln. „Den Gemüseanbau habe ich von meinen Eltern und Großeltern gelernt“, sagte Tanja Schlote. „Ich fahre auch gern selbst den Trecker. Dann winken viele, wenn ich vorbeifahre. Ja, ich brenne wirklich für die Landwirtschaft. Das macht mich glücklich.“

Pulheim: Unternehmerinnen bereuen Schritt in die Selbstständigkeit nicht

Und nicht nur sie. Das Projekt lebt von der Gemeinschaft miteinander und der Solidarität untereinander. Es gibt jede Woche frisches Gemüse und jeder, der will, könne auch mal zum Ackern auf den Hof nach Rommerskirchen kommen oder auf die Felder und in das Gewächshaus in Pulheim.

Beide Unternehmerinnen haben ihren Schritt in die Selbstständigkeit nicht bereut. „Man hat schon am Ende des Monats weniger Geld in der Tasche als früher“, gestand Corinne Le Pellec. „Aber wenn es den Leuten in meinem Delikatessen-Laden schmeckt, bin auch ich glücklich.“ Tanja Schlote stimmte ihr zu. „Ich habe bei der Arbeit immer das gute Gefühl, zu wissen, für wen ich das tue. Hier geht es um Wertschätzung, und die ist unbezahlbar.“