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„Reiner Vandalismus an Naturgütern“Naturschützer sind fassungslos über gefällte Bäume in Pulheim

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt abgesägte Bäume auf der Landstraße zwischen Stommeln und Fliesteden.

Ausgetrocknet und erbärmlich sehen die einst schönen Bäumchen aus, die von Unbekannten an der Landstraße zwischen Stommeln und Fliesteden einfach abgesägt wurden.

Eine sinnlose Tat. In der Nacht auf den 12. Mai wurden an der Kreisstraße zwischen Stommeln und Rommerskirchen 23 junge Bäume abgesägt.

Für Gärtnermeister Michael Becker ist es eine Schande: „Diese Allee war einfach wunderschön“, sagt er. Keine 600 Meter von seinem Betrieb, dem Gartenhof Becker, standen die Ahornbäume, von denen mehrere Exemplare die Nacht zum 12. Mai nicht überlebten. Unbekannte hatten 23 Bäume in Pulheim abgesägt. Die Polizei ermittelt, doch bisher konnten die Täter noch nicht ermittelt werden.

„Das muss reiner Vandalismus gewesen sein – pure Gewalt“, ist Becker überzeugt. „Die Bäume haben mich und viele unserer Kunden richtig froh gestimmt“, erzählt er. Ihm habe es gut getan, sie an der Kreisstraße 24 zwischen Stommeln und Rommerskirchen stehen zu sehen. „Oft habe ich gedacht, dass es noch viel mehr solcher Alleen geben muss“, so Becker.

Die Bäume seien optisch in gutem Zustand gewesen – schlank und hochgewachsen und herrlich belaubt. „Bis sie einen solchen Habitus erreicht haben, müssen die Bäume viele Male angepackt, versetzt und geschnitten werden.“ Da stecke richtig viel Arbeit drin.

Bäume sind Stau- und Lärmfilter und sorgten für eine gute Optik

Das weiß auch der Leiter des Regionalforstamts Rhein-Sieg-Erft, Stephan Schütte. Auch er sprach in Bezug auf die Baumzerstörungen in Pulheim von „reinem Vandalismus an Naturgütern, die der Allgemeinheit gehören“. Es gebe bessere Methoden, seine Aggressionen abzubauen, als Bäume abzusägen. „Da sollte wirklich alles drangesetzt werden, um die Täter zu schnappen“, so Schütte. „Das können nur absolut dumme Leute gewesen sein“, ist er überzeugt.

Bäume böten doch nur Vorteile. Sie seien Staub- und Lärmfilter, sorgten für eine gute Optik, seien Sauerstoffspender und kühlten im Sommer die Umgebung. „Jeder Baum ist ja eine richtige kleine Klimaanlage“, erklärt Schütte.

Revierförster Frank Pechtheyden hält ein etwa drei Jahre altes Ahornbäumchen in der Hand. Bis daraus ein stattlicher Baum gewachsen ist, vergehen auch im Ville-Wald Jahre.

Revierförster Frank Pechtheyden hält ein etwa drei Jahre altes Ahornbäumchen in der Hand. Bis daraus ein stattlicher Baum gewachsen ist, vergehen auch im Ville-Wald Jahre.

Umso schlimmer, dass die Ahornallee kein Einzelfall ist: Umwelt-Frevler haben sich auch an den Linden, die entlang des Fliestedener Wegs zwischen Stommeln und Fliesteden, stehen zu schaffen gemacht und mehrere Bäume abgesägt. Vor einigen Tagen hat es auch eine etwa drei Meter hohe Weißbirke an der Talsperre in Pulheim-Sinthern erwischt. Auch sie ist von Unbekannten in Kniehöhe abgesägt worden.

„In meiner Anlage hat es vor Jahren einmal einen ähnlichen Vorfall gegeben“, erinnert Becker sich. Es sei die Zeit um den 1. Mai gewesen, als Unbekannte – vielleicht in dem Glauben, es seien Birken – einige Bäume nachts abgesägt und mitgenommen hätten. Mittlerweile ist Beckers Baumschule eingezäunt und kameraüberwacht.

Der gesunde Menschenverstand müsste es einem doch verbieten, einfach so Bäume abzusägen.
Frank Pechtheyden

Einzäunen kann Revierförster Frank Pechtheyden den Ville-Wald nicht. Doch auch dort fallen nicht nur Bäume im Rahmen der Waldpflege, um anderen Platz für ihr Wachstum zu schaffen. Im Villewald haben sich in der Nacht zum 1. Mai ebenfalls Unbekannte an den Weißbirken-Beständen zu schaffen gemacht. „Und sie haben eine abgesägte Birke quer auf dem Waldweg liegen gelassen“, empört er sich. Somit sei zusätzlich auch noch eine Unfallgefahr geschaffen worden.

Nachvollziehen kann auch Pechtheyden solche Untaten nicht. „Der gesunde Menschenverstand müsste einem doch verbieten, einfach so Bäume abzusägen“, sagt er. Jeder gepflanzte Baum sei doch gerade in Anbetracht des Klimawandels gut.

Pechtheyden und seine Kollegen wissen, wie viel Arbeit hinter der Aufzucht der Bäume steckt. Sturm und der Borkenkäfer hatten am Südhang am Untersee im Villewald den Fichtenbestand völlig zerstört. Dort wurde mit mehr als 3000 jungen Baumsprossen ein Wald der Zukunft gepflanzt. Kirschen, Flatterulmen, Stieleichen und Ahorn sollen künftigen Wetterextremen trotzen.