Pulheimer WalzwerkDer Traum vom eigenen Schwimmbad

Tempo, Tempo, Mädels, und möglichst im Takt der Musik bleiben: Anja Michaelsen macht den Kursteilnehmerinnen die Übung vor.
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Pulheim – Wasser ist ihr Element. „Ich hatte immer was mit Wasser zu tun“, schwärmt die Geyenerin Anja Michaelsen. Vor einem Jahr hat sie sich ihren Lebenstraum erfüllt: seit dem 1. August 2013 laufen in der „Walzwerkwelle“ im Walzwerk, Rommerskirchener Straße 21, die verschiedensten Aqua-Angebote für Babys, Kinder und Erwachsene sowie Medical-Aqua-Kurse. Das Einjährige feiert das Walzwerkwellen-Team am Sonntag, 3. August, ab 12 Uhr, mit einem Tag der offenen Tür.
Ihr Faible für „alles, was mit Schwimmen zu tun hat“ hat den Berufsweg von Anja Michaelsen maßgeblich geprägt: Die gebürtige Duisburgerin, die sich früh im Behindertensportverband engagierte und mit 18 den Übungsleiterschein „Behindertensport“ und den Wassergymnastikschein beim Deutschen Roten Kreuz erwarb, studierte Sport in Köln und Saarbrücken. Um das Jahr 1988, zum Ende ihres Studiums, als es um ein Thema für ihre Diplomarbeit ging, kam ihrem Faible für das kühle Nass noch einmal eine Schlüsselrolle zu: Frei nach dem Motto »du hast doch etwas mit Wasser zu tun, kannst du nicht mal eine Arbeit schreiben«, bat ihr Professor sie, einem Phänomen auf den Grund zu gehen. Bei einer USA-Reise hatte er beobachtet, „dass sich die Menschen vertikal durch das Wasser bewegten, bekleidet mit einer Weste“. Um „alle möglichen Daten zu sammeln,“ reiste die damals 24-Jährige, die zu der Zeit mit einem US-Amerikaner liiert war, in die USA, unter anderem nach Seattle und Oregon. „Interessanterweise habe ich fast nichts gefunden. Von zwei Artikel und drei Büchern abgesehen.“ Da sie nicht auf Literatur zurückgreifen konnte, suchte Anja Michaelsen den Kontakt zu Trainern, beobachtete die Übungen, die Frauen und Männer im Wasser vollbrachten. Mal mit Auftriebsmitteln wie Westen, Gürteln, Hanteln oder Beinschwimmern, mal ohne Zusatzgeräte. Das Gesehene und Gehörte brachte sie kurzerhand zu Papier. „Ich habe alles dokumentiert.“ Der Titel ihrer Diplom-Arbeit: „Rahmenbedingungen und methodische Leitlinien für eine Wassertherapie nach Sport- und Unfallverletzungen“.
Training im Wasser
Da sie in den USA gesehen hatte, „dass es alle machten“, fing sie Anfang der 90er-Jahre an, „eine andere Form der Wassergymnastik zu trainieren – das Aqua-Jogging/Aqua-Fitness für alle“. 1993, bei einer weiteren USA-Reise, folgte ein weiteres Schlüsselerlebnis: bei einem Kongress lernte sie Mary E. Sanders kennen. Die Dozentin der University of Nevada/Reno hat ein Kraft-, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining im Wasser mit speziell konzipierten Trainingsgeräten und Musik entwickelt. Von der Reise brachte Anja Michaelsen ein neues Trainingsgerät – eine Nudel mit Griffen – mit und den Wunsch, sich zur Aqua-Fitness-Instruktorin ausbilden zu lassen. Nach dem Speedo-Aqua-Fitness-System von Mary E. Sanders. Bei der nächsten Gelegenheit ließ sie sich „bei euch um die Ecke“ (so Mary E. Sanders) im englischen Brighton in einer fünftägigen Schulung zur Instruktorin ausbilden. „Ich habe alle Prüfungen zu 100 Prozent bestanden“, freut sich Anja Michaelsen noch heute. Die bestandene Prüfung war Grundlage für ihr zweites Standbein: Seit 1994 bildet Anja Michaelsen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg Instruktoren aus. Monat für Monat, in zwei Schulungen.
Ihr Lebenstraum hat sich für Anja Michaelsen, die sich permanent mit den anderen Speedo-Instruktoren austauscht, im Januar 2011 erfüllt: Sie fand ihr „eigenes Schwimmbad, wo ich all die Konzepte, die ich im Kopf habe, umsetzen kann“. Fast eineinhalb Jahr sind mit Planung und Umbau ins Land gegangen. Seit dem 1. August 2013 laufen im wohltemperierten Salzwasser der „Walzwerkwelle“ Dutzende Kurse. Auch ein Zirkel-Training auf Laufband, Trampolin, Fahrrad und mit kleineren Geräten ist im Angebot. „Es läuft gut“, sagt Anja Michaelsen, die mit fünf weiteren Kursleiterinnen den Laden schmeißt.