Im „Letzte Hilfe-Kurs“ lernen Angehörige, wie sie in der letzten Lebensphase für schwer kranke und sterbende Menschen sorgen können.
Trauerbegleiterin aus Pulheim„Angehörige können Sterbenden mit einfachen Mitteln den Tod erleichtern“
„Viele Angehörige sind hilflos“, sagt Petra Schenzler (55), Sozialarbeiterin, Trauerbegleiterin und Koordinatorin im ambulanten Hospiz Pulheim. Sie bietet gemeinsam mit ihrer Kollegin Stefanie Neiken regelmäßig „Letzte Hilfe-Kurse“ an. Die Frage: „Wie sorge ich für Schwerkranke und Sterbende in ihrer letzten und schwierigsten Lebensphase“ berührt und beschäftigt immer mehr Angehörige. Im vierstündigen Kurs erfahren sie, was Menschen am Ende ihres Lebens wirklich brauchen.
Frau Schenzler, wie kommt es zu dieser Hilflosigkeit? Haben wir inzwischen den Bezug zum Sterben und dem Tod verloren?
Früher war der Tod selbstverständlicher Teil des Lebens. Die Großeltern verstarben oft im Haus und Familienangehörige und Freunde konnten in Ruhe Abschied nehmen. Danach gingen mit der Zeit die Berührungspunkte verloren. Viele Menschen verbringen ihre letzten Stunden in Pflegeheimen oder Krankenhäusern und der Tod ist für die Angehörigen nicht mehr gegenwärtig. Aber es gibt eine Gegenbewegung.
Was hat sich geändert?
Durch die Möglichkeit der ambulanten Pflege- und Palliativversorgung werden wieder mehr Schwerkranke und Sterbende zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt. Diese stehen dann oft da und wissen gar nichts. Der Bedarf an Informationen ist riesig, besonders von Menschen mittleren Alters. Unsere Kurse sind immer sehr schnell ausgebucht.
Was sind die Hauptanliegen und Fragen der Angehörigen?
Was bedeutet am Lebensende Lebensqualität? Wie kann ich meine schwerkranken Angehörigen sinnvoll unterstützen? Wie können wir vorsorgen? Wir ermutigen alle, mit den Sterbenden, wenn es noch möglich ist, vertrauensvoll zu reden. Auch wenn es schmerzt, ist es wichtig, sie ins Vertrauen zu ziehen und zu wissen, was sie wirklich wollen. Sprechen Sie miteinander auch über eine Patientenverfügung, das Testament und die Bestattung. Will der Sterbende keine lebensverlängernden Maßnahmen? Und was bedeutet das überhaupt? Auf all das gibt es im „Letzte Hilfe-Kurs“ von mir und meiner Kollegin Stefanie Neiken aus dem pflegerischen Bereich Antworten.
Wie können Angehörige das Leid der Schwerkranken lindern?
Zunächst einmal ganz praktisch mit einem Pflegebett und einem regelmäßigen Pflegedienst. Fragen Sie den Hausarzt, ob er auch wirklich bei Bedarf nach Hause kommt. Wichtig ist auch die Palliativversorgung am Ende des Lebens. Wir arbeiten mit dem ambulanten Palliativteam Frechen „No pain“ zusammen. Dort gibt es eine Rufbereitschaft rund um die Uhr und einen Palliativarzt. Unter bestimmten Voraussetzungen ist diese Unterstützung möglich. Ebenso sind Schmerzmittel ein Thema.
Was kann darüber hinaus helfen?
Angehörige können auch mit ganz einfachen Mitteln für Linderung sorgen. Wenn der Schwerkranke nicht mehr essen kann, helfen kleine Eiswürfel mit dem Lieblingsgetränk, ein schöner Raumduft oder klein geschnittenes Obst. Schenken Sie Nähe, reichen Sie Sterbenden liebevoll die Hand. Aber respektieren Sie deren Grenzen. Wir nennen das „Absichtsloses Dasein.“
Woran erkennt man, wenn Schwerkranke Abschied vom Leben nehmen?
Da gibt es handfeste Hinweise. Schwerkranke treten kurz vor ihrem Tod den Rückzug vom Leben an. Sie haben kaum noch Interesse an der Außenwelt. Sie sind ganz bei sich, viele haben in ihren letzten Tagen einen Tunnelblick nach innen. Die Durchblutung lässt nach und das Gesicht verändert sich. Einige mögen auch keinen Körperkontakt mehr. Und sie essen und trinken kaum noch. Das besorgt viele Angehörige. Doch Schwerkranke essen ja nicht mehr, weil sie sterben. Wenn sie den Kopf wegdrehen, die Lippen zusammenpressen, ist das ein eindeutiges Zeichen, das respektiert werden sollte. Wir sprechen da von liebevollem Unterlassen.
Was sollten Angehörige nach dem Tod eines geliebten Menschen tun?
Erst einmal in Ruhe Abschied nehmen, um in Ruhe zu begreifen. Sie müssen nicht sofort losrennen und den Arzt oder Bestatter anrufen. Viele öffnen auch das Fenster, damit die Seele entweichen kann. Bieten Sie auch den Kindern an, sich liebevoll von dem verstorbenen Angehörigen zu verabschieden. Es reicht, wenn der Hausarzt am nächsten Tag kommt und den Totenschein ausstellt.
Was nehmen Sie von den intensiven „Letzte Hilfe-Kursen“ mit?
Zunächst mal haben wir schon viele ehrenamtliche Helfer durch die Kurse gewonnen. Wenn alle nach der Abschlussrunde zufrieden nach Hause gehen, dann sind wir es auch. Es ist auch für uns ein Geschenk, wenn etwas hängenbleibt.
Der nächste „Letzte Hilfe-Kurs“ am Samstag, 18. Januar 2025, 14-18 Uhr in der Pulheimer Alloheim Senioren-Residenz ist bereits ausgebucht. Für den „Letzte Hilfe-Kurs“ am Samstag, 6. September 2025, 14-18 Uhr im Hospiz Pulheim, Forum im Zanderhof, Hackenbroicher Straße, sind noch Plätze frei. Die Teilnahmegebühr beträgt 15 Euro. Anmeldung unter: 02238/52713 oder anmeldung@hospiz-pulheim.de
Weitere „Letzte Hilfe-Kurse“ im Rhein-Erft-Kreis:
Hospiz Frechen in Kooperation mit VHS Frechen, Johann-Schmitz-Platz 2: „Letzte Hilfe – Am Ende wissen, wie es geht. Das kleine 1 × 1 der Sterbebegleitung“, Dienstag, 14. Januar 2025 von 15 bis 19 Uhr. Anmeldung über die Website der VHS Frechen unter www.vhs-frechen.de
Ambulantes Hospiz Kerpen, Stiftsplatz 14-16: „Letzte Hilfe-Kurs für Erwachsene“ am Samstag, 8. Februar 2025 von 10 bis 14 Uhr und Samstag, 15. November 2025 von 10 bis 14 Uhr, Anmeldung unter: 02237/5064253 oder: mboehm@hospiz-kerpen.de
Hospiz Hürth in Kooperation mit VHS Hürth, Lessingstraße 48: „Letzte Hilfe-Kurs – Am Ende wissen, wie es geht“ am Freitag, 14. März 2025 von 14 bis 18 Uhr, Anmeldung über VHS Hürth, www.vhs-rhein-erft.de
Hospiz Bedburg Bergheim Elsdorf e. V., Zeiss Straße 6, Bergheim: „Letzte Hilfe-Kurs für Erwachsene“ am Samstag, 29. März 2025 von 10 bis 14 Uhr, Anmeldung unter: 02271/45303 oder: bergheim@hospiz-erft.de