Drei Eisdielenbetreiber berichten zum Start der Eissaison. Die Preise pro Kugel blieben bei ihnen unverändert zwischen 1,40 und 1,60 Euro.
Neue TrendsIn Elsdorf gibt es Eis mit Dubai-Schokolade – Kugel für 2 Euro

Schon vor offizieller Öffnung bedient Lorenzo Cucco Stammgäste in seiner traditionsreichen Eisdiele.
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Nein, sagt Jörg Rebmann, ganz auf italienisches Eis zu verzichten, könne er sich nicht vorstellen. Und schon gar nicht auf den gemeinsamen Gang mit der Familie zum Eiscafé Segalla in Brühl-Vochem. „Das hat für uns Tradition“, erklärt er. So sei etwa das gemeinsame Eisessen vor allen Ferien ein ungeschriebenes Gesetz. Daher zähle man zur Stammkundschaft.
Roberto Segalla wird solche Sätze gerne hören. Seit 40 Jahren verkauft der gelernte Konditor selbstgemachtes Eis, seit drei Jahrzehnten in dem großen Lokal an der Vochemer Hauptstraße 8. „Die meisten meiner Kunden sind Stammgäste“, sagt er. Preiserhöhungen oder Veränderungen im Sortiment müsse man mit Bedacht angehen. In dieser Saison hat er den Preis für die Kugel bei 1,60 Euro belassen. Lediglich für den Verzehr im Café und auf der Sonnenterrasse nimmt er mit 1,80 Euro 20 Cent mehr als im Vorjahr. Hintergrund ist der höhere Mehrwertsteuersatz beim Verzehr vor Ort.
Das sei knapp kalkuliert, erklärt Segalla, denn viele Zutaten würden beständig teurer. Der 62-jährige Brühler mit italienischem Pass setzt auf Vielfalt: 24 Eissorten hat er im Verkauf, das Spektrum umfasst 50. „Wir tauschen immer wieder aus und versuchen es mit neuen Kreationen, aber die Klassiker gibt es immer“, erklärt er. Während im Frühjahr und Winter Milcheis besonders gefragt sei, steige in der heißen Jahreszeit die Nachfrage nach Fruchteis.
Das Spektrum reicht von Kölscheis über Erdbeer-Basilikum bis zu Birne-Prosecco
Segalla hat schon vieles probiert. Kölscheis, Erdbeer-Basilikum, Zitrone-Gurke und Birne-Prosecco gehören dazu. „Meine Inspirationen hole ich mir auf Reisen und auf Fachmessen“, sagt er. Manche Trends gehe er dabei bewusst nicht mit. „Ich werde nicht der Fünftausendste sein, der Dubai-Schokoladen-Eis macht“, stellt er klar und auch dem intensiv gefärbten blauen Schlumpf-Eis erteilt er eine Absage.

Dagmar Drischmann und ihre Enkelin Zoe genießen die ersten warme Sonnenstrahlen im Eiscafé Rizzardini in Frechen-Buschbell.
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Die umsatzstärkste Zeit, sagt er, sei entgegen landläufiger Einschätzung nicht der Hochsommer, sondern die Wochen von April bis Juni. Aber dennoch bleibe sein Geschäft eines, das vom guten Wetter abhänge. Sorge bereitet ihm die Personalsuche. Früher habe er mal 24 Mitarbeiter gehabt, nun komme er mit Mühe auf 15.
Personal wird aktuell auch im Eiscafé Rizzardini in Frechen-Buschbell gesucht. Die Inhaber, das Ehepaar Maria und Carlos Lopes, wünschen sich eine Teilzeitkraft, die den Familienbetrieb an der Ulrichstraße 64, von 14 bis 18 Uhr unterstützt. Zur Zeit springen zumindest am Wochenende die Schwägerin und der Schwager ein.
Das Ehepaar Rizzardini ist seit fast 20 Jahren selbstständig und zog im vergangenen Jahr mit seiner Eisdiele von Glessen nach Buschbell. Schnell wurden sie zu einer beliebten Institution in dem Ortsteil: Mit nur einem Monat Winterpause und einem Frühstück, selbst gebackenen Kuchen- und Waffelangebot ziehen sie auch in der kälteren Jahreszeit viele Gäste an. Geöffnet ist immer schon ab 10 Uhr.
Frechen: Joghurt-Sanddorn-Eis ist der Renner
Nun beginnt die Saison für das selbst gemachte Speiseeis: 18 bis 20 Sorten stellt Lopes je nach Bedarf in seinem Küchenraum her, für ein Wochenende um die 120 Liter. Als Renner wertet er aktuell das Joghurt-Sanddorneis - dies sei eine besonders gesunde Erfrischung. Auch die Klassiker Vanille und Schokolade seien nach wie vor begehrt. Für diese Saison plant er auch noch neue Varianten wie Joghurt-Pfirsich-Orange- und Joghurt-Holunder-Eis. Und noch weitere Überraschungen sind in Arbeit, werden aber nicht verraten: „Ich habe die Rezepte alle schon im Kopf, dann teste ich sie aus und meine Frau und ich probieren.“
Natürlich sind die Zutaten teurer geworden, aber die Kugel um 10 Cent zu erhöhen, das lohnt sich doch nicht
In dem Buschbeller Eiscafé, das auch eine Außenterrasse mit 40 Plätzen anbietet, kostet die Kugel Eis unverändert 1,40 Euro, die großen Eisbecher im Schnitt zwischen 7 und 8 Euro. „Natürlich sind die Zutaten teurer geworden, aber die Kugel um 10 Cent zu erhöhen, das lohnt sich doch nicht“, so Carlos Lopes, „wir haben stabile Preise.“ In Buschbell findet das Konzept guten Anklang. Der gebürtige Portugiese ist mit der Nachfrage sehr zufrieden: „Die Menschen sind hier wirklich sehr nett, hier wird nicht gespart, manchmal staut es sich sogar bei uns an der Theke.“
Doch nicht nur aus dem Ortsteil kommen die Kunden, sondern auch aus Frechen-Stadt: Mit ihrer Enkelin Zoé sitzt Dagmar Drischmann in den ersten warmen Sonnenstrahlen auf der Terrasse. Mit der Familie mache sie öfters Radausflüge in das Buschbeller Eiscafé, erzählt Drischmann. Der Grund: „Hier gibt es das beste Eis im ganzen Kreis.“

Im Eiscafé Segalla in Brühl-Vochem setzt man auf eine Mischung aus neuen Kreationen und Klassikern.
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Besteck klappert, Mitarbeiter der Eisdiele Cucco’s in Elsdorf karren eimerweise frisches Obst heran, in der Eisküche macht sich eine Maschine geräuschvoll bemerkbar und im Hintergrund trällert ein italienischer Sänger aus den Lautsprechern. In der Eisdiele von Lorenzo Cucco herrscht schon am Vormittag reger Betrieb – nach Mittag sollen es frühlingshafte 20 Grad und mehr werden.
Der Chef, seine Lebensgefährtin Nicoletta Bez und ihre Mitarbeiter wappnen sich für den ersten größeren Ansturm des Jahres. In Elsdorf hat die Eissaison schon Mitte Februar begonnen. „Unsere Kunden können nicht so lange warten“, lacht Nicoletta Bez, denn das Cucco’s ist hier auch einer der letzten beliebten Treffpunkte. Mütter mit Kindern, Senioren, Freunde und Familien – alle kommen in die Eisdiele an der Ecke, die hier seit knapp 66 Jahren besteht und in dritter Generation geführt wird.

Maria und Carlos Lopes führen den Familienbetrieb, das Eiscafé Rizzardini, in Frechen-Buschbell. Sie stellen das Eis, unter anderem auch Snickers-Eis, selber her.
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Schon eine Dreiviertelstunde vor offizieller Öffnung haben sich Hannelore Kurth-Klimmeck und Tochter Renate Gebhardt einen Terrassenplatz in der Frühlingssonne gesichert. Sie kannten noch Lorenzo Cuccos Vater Andrea und feierten jede Zeugnisübergabe der Kinder in der Traditionseisdiele. „Sobald offen war, sind wir losgerannt“, schmunzelt Kurth-Klimmeck. Für sie bedeutet der Start der Eissaison: „Jetzt kommt bald der Sommer.“
Elsdorf: Für das Dubai-Eis braucht es Frischmilch und Kakao
Auch in dieser Saison wird es im Cucco’s wieder eine neue Spezialität geben. Die neuen Sorten kreieren Nicoletta und Lorenzo in der Winterpause, wenn es in die italienische Heimat geht. „Dubai-Schokolade ist der Renner“, weiß Nicoletta – so haben sich die beiden eine entsprechende Eissorte ausgedacht. „Wir machen das Eis noch selbst und nur aus frischen und natürlichen Zutaten“, betont Lorenzo, geprüfter Speiseeishersteller, der die Eisdiele 1996 von seinem Vater übernommen hat.
Für das Dubai-Schokoladen-Eis braucht es Frischmilch und Kakao – die Pistaziencreme und das Engelshaar muss das Paar allerdings einkaufen. „Das Dubai-Eis kommt gut an. Die Leute freuen sich immer, wenn es neue Sorten gibt“, weiß Nicoletta. 1,50 Euro kostet eine Kugel Eis; das Dubai-Schokoladen-Eis wird mit 2 Euro pro Kugel berechnet.
Gut läuft auch das vegane und mit 80 Prozent Kakao hergestellte Zartbitter-Eis. „Die Kinder mögen das unglaublich gern, ich finde das gut“, sagt Nicoletta. Der Dauerbrenner bei den Bechern ist seit jeher das Spaghetti-Eis. „Das lieben alle – Kinder und Erwachsene“, sagt Lorenzo. „Das ist seit 65 Jahren so und wird auch so bleiben.“ Auch im Winter kommen die Fans des hochwertigen Eises nicht zu kurz, stehen doch an mehreren Orten mittlerweile Eis-Automaten. „Im Winter war das After-Eight-Eis als erstes ausverkauft“, erzählt Nicoletta lachend. „In Panik“ hätten die Kunden über die sozialen Medien um Nachschub gebettelt.
Im Frühling und Sommer aber seien nach wie vor die Klassiker Vanille, Schoko, Erdbeere und Stracciatella die beliebtesten Sorten. Vor allem Vanilleeis geht schnell weg – das wird schließlich für das Spaghetti-Eis benötigt. Auch Kurth-Klimmek hat sich den Dauerbrenner bestellt. „Das lasse ich mir jetzt schmecken, man gönnt sich ja sonst nichts“, freut sie sich. Und weiß: „Wenn es bald wieder warm wird, stehen die Leute Schlange auf der Straße.“