Projekt BergaufJugendliche sollen mehr Hilfe bei der Suche nach einem Job bekommen
- Bergauf ist ein Projekt aus Bergheim, das jetzt kreisweit Schule macht.
- Sozialarbeiter aller zehn Städte des Kreises, Arbeitsagentur und Jobcenter wollen zusammenarbeiten.
- Niemand soll auf dem Weg zwischen Schule und Arbeitsleben verloren gehen.
Bergheim/Rhein-Erft-Kreis – „Das Projekt Bergauf hat mir echt weitergeholfen. Damit habe ich einen Job und den Weg aus meiner Krise gefunden“, sagt eine 24-jährige Bergheimerin. Bergauf ist ein Projekt aus Bergheim, das jetzt kreisweit Schule macht. Sozialarbeiter aller zehn Städte des Kreises, Arbeitsagentur und Jobcenter wollen dabei zusammenarbeiten und Jugendliche auf den Berufsweg bringen. Die junge Frau war aus der Spur geraten, als sie vor vier Jahren Mutter wurde, die Tochter allein erziehen musste und mit dem Jobcenter allein nicht weiterkam.
Hürde Arbeitsamt oft zu hoch
Plan der neuen Jugendberufsagenturen für 18- bis 25-Jährige, die sich nach der Schulpflicht abgekoppelt haben, ist die Wiedereingliederung. Durch aufsuchende Sozialarbeit, eigenen Antrieb oder Jugendgerichtshilfe gelangen die Jugendlichen in die neue Betreuung. „Früher haben wir, nach der Lösung der privaten Probleme und dem Entwickeln der Fähigkeiten, wie Sprache oder Bewerbung schreiben, den Jugendlichen gesagt, dass sie nun zum Jobcenter oder zum Arbeitsamt gehen sollen. Oft war diese neue Hürde dann wieder zu hoch“, erzählt Angelika Klein, die bei der Stadt Bergheim am Projekt Bergauf mitarbeitet.
Jetzt werden die Schritte der einzelnen Etappen enger verzahnt. Idealerweise steht dafür in den Städten ein gemeinsames Büro der drei Behörden offen, in denen die Betroffenen an Fallbetreuer weitervermittelt werden. „In den zehn Städten arbeiten die Berater mit gemeinsamer Philosophie“, lobt Herbert Botz, Geschäftsführer des Jobcenters. „Für junge Menschen ist das Projekt sehr nötig. Es hilft dabei, dass sich Arbeitslosigkeit nicht verfestigt.“
Tolles Zeichen
Als „tolles Zeichen“ lobte Rainer Imkamp, Geschäftsführer der Brühler Arbeitsagentur die Zusammenarbeit. „Es ist ein intelligentes Projekt, das dagegen hilft, dass Jugendliche nach der Schulpflicht abtauchen und bald kaum noch integrierbar sind“, sagt Bergheims Sozialdezernent Matthias Esser.
In Bergheim konnte in den zwei zurückliegenden Projektjahren 116 Jugendlichen der Weg in die Zukunft gewiesen werden. Das kann ein Arbeitsplatz, eine Ausbildungsstelle oder weiterer Schulbesuch sein. Im Hintergrund haben die Agenturen einen Pool von heimischen Unternehmen, die kleine Praktika oder gar Ausbildungsplätze anbieten. „Besonders hohe Fallzahlen und schwierige Fälle gibt es bei Jugendlichen mit Hauptschulabschluss oder ohne Schulabschluss“, sagte Klein.
Zusammenarbeit wichtig
Rund ein Drittel hätten einen Migrationshintergrund, oft gelte es, zunächst das Rüstzeug für den Arbeits- oder Ausbildungsmarkt zu vermitteln. „Wir haben schon vor zehn Jahren festgestellt, dass Jugendliche uns durchs Netz gehen und begonnen, dagegen zu arbeiten“, sagte Klein. Oft könnten Eltern nicht helfen. „Wenn die Familie nicht aufpasst, wird es für die Schulabgänger oft schwierig“, sagte sie.
Wichtig sei daher die Zusammenarbeit zwischen den Sozialleistungsträgern für Grundsicherung (Jobcenter), Arbeitsförderung (Agentur für Arbeit) und Kinder- und Jugendhilfe (Jugendämter). „Es wird höchste Zeit für die engere Zusammenarbeit“, befanden Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach und Elsdorfs Sozialfachbereichsleiter Ralf Cazin einmütig. Viele blieben bislang im Jobcenter stecken oder fielen ganz aus dem System. Durch die „spannende Schnittstelle“ (Solbach) könne erreicht werden, „dass niemand auf dem Weg zwischen Schule und Arbeitsleben verloren geht“.
Die Berater betonten, dass gemeinsame Fallbesprechungen zunächst anonym blieben. Erst die Betroffenen selbst könnten nach der Weiterleitung zur nächsten Beratungsstation ihre Identität lüften. Das gebiete schon der Datenschutz.
Familiäre Probleme
In einem Videofilm erzählte Patrick (20), dass er in die Obdachlosigkeit gerutscht sei, nachdem er familiäre Probleme durchlebt und Jobs abgebrochen habe. „Jetzt werde ich mein Abitur nachholen und eine Ausbildung beginnen“, sagt er. Auch Aijou, die vor gut zwei Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kam, ist „glücklich, dass es voran geht. Man kommt den Berg nicht immer alleine rauf“.
Motivation und Begeisterung sei die „halbe Miete“, das „verzahnte Angebot“ könne den Betroffenen dabei „sehr hilfreich“ sein. Kontakt zu den Jugendberufsagenturen ist über die städtischen Jugendämter möglich.