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Kaum FreilaufflächenBesitzer fordern mehr Hundewiesen im Rhein-Erft-Kreis

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Öffentlich zugänglich, umzäunt und eintrittsfrei ist die Hundefreilauffläche in Manheim-neu.

Rhein-Erft-Kreis – Immer mehr Deutsche legen sich einen Hund zu. Nach Angaben des Verbands für das Deutsche Hundewesen (VDH) sind im Jahr 2020 im Vergleich zu den Vorjahren 20 Prozent mehr Hunde gekauft worden. Damit steigt auch die Zahl der Hunde im Kreisgebiet.

Doch vielerorts herrscht Leinenzwang. Es gibt Probleme mit Verunreinigungen durch Hundekot und mit freilaufende Hunden, die außer Kontrolle sind. Viele Hundebesitzer wünschen sich deshalb eingezäunte Freilaufflächen für ihre Tiere.

Rhein-Erft-Kreis fehlen öffentliche Spielwiesen

Solche eingezäunten Gebiete, die nicht an eine Vereinsmitgliedschaft oder an eine Hundeschule gebunden sind, gibt es im Kreis kaum. Im Nordkreis findet sich lediglich im Kerpener Stadtteil Manheim-neu eine eingezäunte kommunale Hundewiese, die ohne Gebühr frei zugänglich ist. Sie wurde im Rahmen der Umsiedlung des Ortes angelegt. Die Manheimer Wiese wird nun auch von auswärtigen Hundehaltern aufgesucht – etwa von Sarah Hahn aus Sindorf.

Hundewiese Rhein-Erft

Die Stadt Kerpen hat für die Nutzung des Platzes Regeln erlassen.

Denn die Hundewiese, die die Stadtverwaltung im Sindorfer Mühlenpark ausgewiesen habe, sei nicht eingezäunt und damit „ein Witz“, findet Hahn: Drum herum führe ein Weg, auf dem Jogger und Radfahrer unterwegs seien: „Besonders für Radfahrer kann das sehr gefährlich werden, wenn die tobenden Hunde sich ein kleines Stück von der Wiese weg bewegen.“ Zudem gebe es keine Abgrenzung zur Erfttalstraße, auch sei eine Spielwiese für Kinder gleich in der Nähe. „Ich gehe aufgrund dieser Tatsachen nur noch sehr, sehr ungern mit meinem Hund auf diese Wiese“, sagt Hahn.

Anwohnerin fordert Hundewiese in Kerpen-Sindorf

Ähnlich denkt Melanie Dahm. Sindorf – immerhin ein Ort mit fast 20.000 Einwohnern – brauche eine eigene, umzäunte Hundewiese, fordert sie. Dass solche Freilaufflächen nicht nur für die Hundebesitzer und ihre Lieblinge von Vorteil sind, betont auch der Kerpener CDU-Stadtverordnete Karl-Hans Giesen. Er hat bei der Stadtverwaltung beantragt, eine weitere Freilauffläche auf dem Marienfeld bei Horrem zu schaffen. Das ist mit seinem Papsthügel und dem Boisdorfer See ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Hundewiese_Giesen

Der CDU-Stadtverordnete Karl-Hans Giesen – hier mit seinem Griffon Anja – fordert eine Hundespielwiese auf dem Marienfeld.  

An den Leinenzwang dort halten sich viele Hundehalter nicht. Das sorgt immer wieder mal für Spannungen – etwa zwischen Hundebesitzern und Spaziergängern ohne Hund. Eine Spielwiese könne dazu beitragen, dieses „Spannungsfeld“ aufzulösen, meint Giesen. Bevor die Stadt darüber nachdenke, die Leinenpflicht auf dem Marienfeld strenger zu kontrollieren, müsse sie erstmal mit der Hundewiese ein Art „Puffer“ schaffen. „Hunde brauchen ein Ventil, wo sie frei laufen können.“

Giesen, der vor seinem Ruhestand Tiefbauamtsleiter bei der Kerpener Stadtverwaltung war, will nicht locker lassen. Die Verwaltung prüft den Antrag nun, verweist aber schon mal auf die schlechte Haushaltslage und darauf, das umzäunte Hundewiesen teuer seien. Zudem brauche man dafür ein geeignetes Grundstück.

Keine Hundewiesen in Bergheim und Bedburg

Da es in Bedburg und Bergheim keine öffentlich-rechtlichen Hundespielwiese gibt, haben Maria und Kai Börsch eine solche Fläche in Eigenregie angelegt. Die 3500 Quadratmeter große Wiese in Glesch befindet sich an der Niederembter Straße gegenüber dem Wasserwerk. An Sonn- und Feiertagen ist sie von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Im Gegensatz zu Manheim-neu wird hier eine Gebühr von fünf Euro pro Hundehalter und Hund erhoben, um die Kosten zu decken. „Wir sind seit drei Jahren erfolgreich“, berichtet Börsch: „Es gibt viele Angsthunde und Hunde, die man nicht von der Leine lassen kann. Doch auch die müssen sich einmal frei bewegen können“, sagt er. Auf Hundewiesen könnten die Tiere untereinander ihr Sozialverhalten einüben.

Der zwölf Wochen alte Yoda (r.) spielt ausgelassen mit dem schon ausgewachsenen Bexter.

Auch Liane Vogel bietet in Elsdorf-Esch eine gebührenpflichtige Hundespielweise an, die aber nicht so ohne Weiteres genutzt werden kann. „Bei mir gibt es auch immer eine fachliche Begleitung der Hundehalter dazu“, sagt sie. Fünf Euro nimmt Vogel je Spielstunde dafür. Öffentlich-rechtliche Freilaufflächen, die in der Hand der Kommunen sind und gebührenfrei genutzt werden könne, kenne sie – bis auf die in Manheim-neu – im Kreis nicht, sagt Vogel.

Doch es gibt noch eine weitere öffentliche Freilauffläche: in Wesseling im Landschaftspark Eichholz. Die Einrichtung stoße auf immer größeres Interesse, berichtet Stadtsprecherin Andrea Kanonenberg. „Andere Städte rufen bei uns an und wollen wissen, wie das klappt.“ Aus ihrer Sicht wäre es schön, wenn viele andere Kommunen nachzögen und Hundewiesen errichtete. „Dann kämen zu uns nicht so viele Hundebesitzer von außerhalb und wir hätten dort keine Parkplatzprobleme.“

Hundewiesen in Rhein-Erft: Das sagen die Tierschutzverbände

Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH), hält mehr öffentliche Hundespielwiesen in Deutschland für sinnvoll. Hunde, die mit Artgenossen spielen könnten, seien entspannter und damit auch sozialverträglicher. Dafür profitierten auch Menschen, die selbst keinen Hund oder sogar Angst vor Hunden hätten. Da die Städte Hundesteuer einnähmen, sollten sie auch darüber nachdenken, mehr Spielwiesen zu finanzieren, meint Kopernik.

Der Deutsche Tierschutzbund sieht die Städte hier in einer Pflicht: Grundsätzlich gehöre es zur artgerechten Hundehaltung im Sinne von § 2 Nr. 2 Tierschutzgesetz i.V.m. § 2 Abs. 1 Satz 1 der Tierschutz-Hundeverordnung (TierSchHundeV), dass der Hund auch ohne Leine frei laufen könne, sagt Sprecherin Hester Pommerening. Das Hinauslassen eines Hundes auf den Balkon, den Hinterhof oder in den eigenen Garten biete keine ausreichenden sensorischen Reize, die der Hund für sein Wohlbefinden benötige.

Auch sei es oft so, dass Hunde auf Wiesen oder im Wald – besonders während der Brut- und Brunftzeiten – aus Naturschutzgründen nicht von der Leine gelassen werden dürften. Die Kommunen müssten deshalb andere Angebote schaffen. „Ein Leinenzwang ohne genügend geeignete Hundewiesen ist aus Tierschutzsicht inakzeptabel, da die in den jeweiligen Gebieten lebenden Hunde sonst kaum Möglichkeiten haben, ihre grundlegenden arteigenen Bedürfnisse nach Bewegung und sozialem Kontakt zu Artgenossen auszuleben.“ Solche Hundewiesen müssten für alle Hundehalter zumutbar erreichbar sein.