An der Erft endete der Krieg zwei Monate früher. In loser Folge berichten wir über die Ereignisse vor 80 Jahren in Bergheim und im Kreis.
Vor 80 JahrenNeue Serie über das Ende des Kriegs in Bergheim und im Kreis

Am 1. März 1945 nehmen amerikanische Soldaten in Bergheim die ersten Gefangenen.
Copyright: Repro: Bernd Woidtke
Die Kriegsgräberstätte Hürtgen liegt an der Bundesstraße 399 in der Eifel. 2997 Tote sind hier begraben. Weitere 2221 gefallene Soldaten wurden in der Kriegsgräberstätte Vossenack zu Grabe getragen. Mehr als 5000 Opfer des Zweiten Weltkrieges waren hier zu beklagen, gestorben in den Kämpfen im Hürtgenwald zwischen Oktober 1944 und Februar 1945.
Vorher, am 6. Juni 1944, waren die westlichen Alliierten in der Normandie gelandet, am 22. Juni 1944 begann die „Operation Bagration“, mit der die sowjetische Rote Armee auf Deutschland vorrückte. Diese Ereignisse signalisierten das bevorstehende Ende des Zweiten Weltkrieges.
Rhein-Erft-Kreis: Luftangriffe auf Bergheim, Lechenich, Erp, Friesheim
Am 8. Mai 1945 unterzeichneten Wilhelm Keitel für das Oberkommando der Wehrmacht, Hans-Georg von Friedeburg für die Marine und Hans-Jürgen Stumpff für die Luftwaffe die Kapitulationserklärung der Wehrmacht. Damit war der Zweite Weltkrieg beendet. Im Kreis Bergheim endete der Krieg schon zwei Monate vorher. Im Oktober 1944 wurde Aachen als erste deutsche Großstadt erobert. Die Schlacht im Hürtgenwald verzögerte das Vorrücken der alliierten Truppen Richtung Köln. Im Herbst 1944 gab es starke Luftangriffe auf Bergheim, Lechenich, Erp, Friesheim.
Anfang November 1944 wurden 92 Prozent des Ortes Hürth-Efferen durch Bomben zerstört. Anlass war möglicherweise der Abschuss und die anschließende Misshandlung eines US-Kampfpiloten, der über Efferen mit dem Fallschirm abgesprungen war. Um dieses Ereignis ranken sich alle möglichen Legenden, über die auch heute noch in Efferen gesprochen wird. Im Frühjahr 1945 fanden die entscheidenden militärischen Kämpfe im Kreis Bergheim statt.
Ein Zeitzeuge aus Glessen berichtete: „Pausenlos schlagen am 2. März Artilleriegeschosse ein. Die Häuser der Familien Maus, Kulartz und Conzen werden getroffen. Parteimitglieder suchen nach Vieh, das sie mit über den Rhein nehmen können. Gegen Mittag des 3. März rücken die ersten US-Soldaten der 104. Division in Glessen ein. Die Soldaten der Wehrmacht leisten vom Weinberg (Wöngelsberg) aus heftigen Widerstand. Nach einem intensiven Beschuss durch die US Army wird der Widerstand gebrochen. Wenig später ist Glessen in amerikanischer Hand. … Die Amerikaner deportieren die Männer aus Glessen nicht wie in Oberaußem in ein Gefangenenlager. Der Pastor von Glessen garantiert mit seinem Leben den Amerikanern, dass der Ort frei von ,Werwölfen' sei, deshalb werden die Männer aus Glessen verschont.“ (Quelle: Wilhelm Weiss, 1945 – Der Krieg im Kreis Bergheim/Erft, S. 240ff)
In loser Folge wird sich diese Zeitung in den nächsten Tagen ausführlich mit dem Kriegsende im Kreis Bergheim beschäftigen. In einem ersten Artikel wird der Ablauf in militärischer Hinsicht im Frühjahr 1945 geschildert. Im zweiten Beitrag kommen Zeitzeugen zu Wort, die in bewegenden Worten ihre Erlebnisse berichten. Der dritte Artikel wird sich dem Übergang zur Demokratie und den Folgen des Krieges im Kreis widmen.
Ein Dank geht an das Kerpener Stadtarchiv und ihre Leiterin Susanne Kremmer, die viele Dokumente zur Verfügung gestellt hat. Eine wichtige Quelle ist die Dokumentation von Wilhelm Weiss, „1945 – Der Krieg im Kreis Bergheim/Erft“. Der Pulheimer Lokalhistoriker Josef Wißkirchen hat zur Geschichte Pulheims geforscht: „Stadt Pulheim – Geschichte ihrer Orte“ und „200 Jahre Geschichte Stommelns“ heißen zwei seiner Werke. Markus Potes, Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Heimatkunde Quadrath-Ichendorf, hat unter anderem die Broschüre „Geschichte und Geschichten um Quadrath-Ichendorf“ sowie weitere großzügige Unterstützung beigesteuert.
Websites der Städte Bergheim, Pulheim, Wesseling, Elsdorf und Brühl sowie des Geschichtsvereins Bedburg und des Heimatvereins Wesseling haben sich als ergiebige Quellen erwiesen. Nicht zuletzt die Vorträge des Frechener Lokalhistorikers Dr. Jochen Menge und des Blessemer Zeitzeugen Albert Esser waren sehr aufschlussreich. Ein Gespräch mit dem Königsdorfer Juristen und Lokalhistoriker Prof. Paul Stelkens war ebenfalls eine große Hilfe. (woi)