Rhein-Erft-KreisSo sind die Städte auf eine neue Flüchtlingswelle vorbereitet
- Die türkische Regierung droht, die Grenze zu Griechenland zu öffnen.
- Tausende Flüchtlinge warten an der türkisch-griechischen Grenze und hoffen auf ein neues Leben in Frieden.
- Wir wollten wissen, wie die Kommunen auf einen mögliche Flüchtlingswelle eingerichtet sind.
Rhein-Erft-Kreis – An der türkisch-griechischen Grenze warten Tausende Flüchtlinge, die in die Europäische Union wollen. Die meisten kommen aus Syrien, wo immer noch Krieg herrscht. Die türkische Regierung droht, die Grenze zu öffnen. 2015 haben die Kommunen im Kreis bewiesen, dass sie kurzfristig viele Geflüchtete aufnehmen können, haben Container aufgestellt, Turnhallen und sogar einen Baumarkt umfunktioniert. Wir wollten wissen, wie die Städte auf einen möglichen erneuten Ansturm eingerichtet sind.
Bergheim
Die Bergheimer Stadtverwaltung geht derzeit nicht davon aus, dass die Bezirksregierung die Kapazitäten der Kreisstadt komplett in Anspruch nehmen wird. 2016 hatte die Stadt Flüchtlingsunterkünfte gebaut, 61 Reihenhäuser in der Größe von Einfamilienhäusern, in der maximal zehn Personen leben können. Im Schnitt seien sie momentan zur Hälfte belegt. „Sollte es jedoch in den kommenden Wochen aufgrund der politischen Situation wieder erforderlich werden, in erheblichem Umfang Flüchtlinge unterzubringen, stünden für die Versorgung von Flüchtlingen noch genügend Plätze zur Verfügung“, schreibt die Verwaltung.
Denn einige Unterkunftsmöglichkeiten für Flüchtlinge würden gerade zu sozialem Wohnraum umgewandelt. Die Bezirksregierung hat noch keine Ankündigungen und Anforderungen an die Stadt Bergheim gestellt, und generell gebe es noch keinen dramatisch erhöhten Flüchtlingsstrom nach Deutschland. „Ich gehe aber davon aus, dass wir kurzfristig in der Lage sein werden, gegebenenfalls unsere Unterbringungs- und Betreuungsanforderungen umfänglich nachkommen zu können“, schreibt Stadtsprecherin Christina Conen.
Elsdorf
Die Stadt Elsdorf sei vorbereitet, die Notfallstrukturen seien noch bekannt, erklärt Stadtsprecher Robert Wassenberg. Vor allem stütze man sich dabei auf Erfahrungswerte. Im Oktober 2015 habe man Konzepte aus dem Boden stampfen müssen, um die Geflüchteten unterzubringen und zu versorgen. „Die Pläne liegen noch in der Schublade.“ Das bedeutet, die Stadt wisse, wo sie Notunterkünfte einrichten könne und welche Stelle was zu tun habe. Zurzeit sei das jedoch noch nicht akut, sondern greife erst, wenn es die Situation erfordere.
Hürth
In Hürth sei man auf neue Flüchtlinge vorbereitet, teilte Sozialdezernent Jens Menzel mit. Die Unterkunftseinheiten, die 2015/16 errichtet wurden, sind erhalten worden. Auch wenn sie derzeit zum Teil bereits genutzt werden, könnten bis zu 300 Betten belegt werden. „Die Unterkünfte sind nicht an ihrer Kapazitätsgrenze“, sagt Menzel. Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse, bestehend aus Bürgermeister, Beigeordneten, Feuerwehr, Ordnungsamt, Schulen und Kindergärten sowie dem Sozialamt und dem Amt für Inklusion, Integration und Flüchtlingshilfe, sei bereit.
Frechen
In Frechen gibt es derzeit etwa 100 freie Plätze für Flüchtlinge. Außerdem hält die Stadt für weitere Flüchtlingszuweisungen 200 Betten und 25 Matratzen, 30 Erstausstattungen, 30 Tische, 100 Stühle und 130 Schränke bereit. Ein Krisenstab ist noch nicht einberufen worden. Wie die Stadtverwaltung erläutert, werden Flüchtlinge zunächst einige Monate in den Unterkünften des Landes untergebracht. Die Zuweisung an die Kommunen erfolgt in NRW durch die Bezirksregierung Arnsberg. Sie berechnet auch regelmäßig die Erfüllungsquoten. In Frechen, wo derzeit 157 Flüchtlinge untergebracht sind, liegt sie bei 91 Prozent. An der Quote könne man auch ablesen, ob Handlungsbedarf bestehe, so die Stadt.
In Frechen gibt es 28 Plätze für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge, 24 davon sind belegt. Die Zuweisungen erfolgen über das Landesjugendamt. Dringend benötigt werden Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge. Vermieter können sich im Rathaus unter 02234/ 5011583 an Nadine Ohrem wenden.
Wesseling
Derzeit stehen in Wesseling etwa 19 Unterkünfte mit 126 Plätzen für neue Flüchtlinge zur Verfügung. Insgesamt verfügt die Stadt über 465 Plätze, die überwiegend noch belegt sind. Weitere Vorkehrungen hat die Stadtverwaltung nach eigener Aussage bisher noch nicht getroffen.
Brühl
„Wir sind in Brühl auf verstärkte Zuweisungen gut vorbereitet, auch dank unserer Erfahrungen aus 2015 und 2016“, erklärte die städtische Beigeordnete Stephanie Burkhardt. Einen Anlass für die Einrichtung eines Krisenstabs sehe man derzeit nicht. Zumal ein neuer, größerer Zustrom an Geflüchteten zunächst in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes untergebracht und erst nachfolgend an die Kommunen verteilt werde. „Insoweit hätten wir noch Zeit, um uns vorzubereiten“, so Burkhardt. Von den derzeit 701 Plätzen in den städtischen Unterkünften sind laut Verwaltung 552 belegt.
Auch im Umgang mit minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen habe man Erfahrung gesammelt. „In der Vergangenheit ist es uns gelungen, viele dieser Jugendlichen bei privaten Familien unterzubringen“, erklärt Burkhardt.
Pulheim
Auch die Stadt Pulheim ist darauf vorbereitet, im Falle des Falles Neuankömmlinge aufzunehmen. 18 städtische Unterkünfte gibt es im Stadtgebiet, 437 Flüchtlinge (Stichtag: 2. März) waren dort zuletzt untergebracht, teilt Stadtsprecherin Ruth Henn mit. „Aktuell stehen etwa 260 freie Plätze in den Unterkünften zur Verfügung.“ Die Verwaltungsspitze beschäftige sich seit der Flüchtlingswelle im Jahr 2015 kontinuierlich mit dem Thema und beobachte die aktuellen Entwicklungen genau. „In den vergangenen Monaten hatte sich die Situation deutlich entspannt.“
Erftstadt
Die Lage in den Gemeinschaftsunterkünften in Erftstadt ist angespannt. „Wir verfügen derzeit über etwa 30 freie Plätze,“ sagt Stadtsprecherin Margret Leder. Das sei vor allem der Tatsache geschuldet, dass im Stadtgebiet nur schwer freie Wohnungen zu finden seien. Deshalb müssten auch anerkannte Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften bleiben. In diesen Unterkünften und in Wohnungen, die die Stadt gemietet hat, leben derzeit etwa 200 anerkannte Flüchtlinge. Die Notunterkunft im ehemaligen Schulungsheim der Allianz in Erp wurde im August 2019 geräumt. Sie diene als stille Reserve für 100 Menschen. 2015 habe die Stadt einen Krisenstab gebildet, weil sie auf den Ansturm nicht eingerichtet war.
Kerpen
Die Stadt Kerpen verfügt immer noch über reichlich Aufnahmekapazitäten. An ursprünglich drei Standorten – am Schulzentrum Horrem-Sindorf, an der Humboldtstraße und in Buir-Süd – waren Containersiedlungen aufgestellt. „Die Container in Buir-Süd sind bereits abgebaut und verkauft“, sagt Kerpens Pressesprecher Erhard Nimtz. Die Container an den anderen Standorten würden derzeit umfangreich renoviert. „Wir haben dort 350 Plätze und fühlen uns daher gut aufgestellt.“
Bedburg
Zahlen über freie Unterkünfte kann die Bedburger Stadtverwaltung zwar nicht nennen, fühlt sich aber dennoch gut gewappnet für eine Zuweisung von Flüchtlingen. „Wir stehen in Kontakt mit der zuständigen Bezirksregierung in Arnsberg“, sagt Sprecher Robert Heinen. „Im Fall des Falles hätten wir ausreichend Vorlaufzeit. Schon bei der letzten großen Flüchtlingssituation standen schließlich Flächen zur Verfügung, die sonst nicht für die Unterbringung vorgesehen sind.“