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„Müssen alle umdenken“So wollen Restaurants in Rhein-Erft den Corona-Winter meistern

Lesezeit 4 Minuten

Karin Will führt ihr Bistro und Café „Will-kommen“ in Erftstadt normalerweise mit zwei Vollzeitkräften, coronabedingt ist sie jetzt allein.

  1. Vor dem anstehenden Winter machen sich die Gastronomen im Rhein-Erft-Kreis Sorgen.
  2. Während in den Sommermonaten viele Gäste im Außenbereich sitzen konnten und die Restaurants wieder gut gefüllt waren, müssen die Gastronomen für den Winter besondere Vorkehrungen treffen.
  3. Drei Gastronomen aus dem Rhein-Erft-Kreis erklären, was sie für die Wintermonate planen.
  4. Eines wird schon jetzt deutlich: Ein Mitbringsel wird für Gäste in diesem Winter besonders wichtig werden.

Rhein-Erft-Kreis – Heizpilze aufstellen, Decken anbieten oder Zelte aufbauen? Die kalten Monate werden Restaurantbetreiber erneut vor eine Herausforderung stellen. Nachdem sie für Wochen, teilweise sogar für Monate schließen mussten, sorgte das gute Wetter im Sommer dafür, dass die Geschäfte wieder ins Rollen kamen. Die Gäste konnten bei angenehmen Temperaturen draußen sitzen und ihr Essen genießen, aber das ist für die meisten jetzt vorbei.

Für viele Restaurantbetreiber ist noch nicht klar, wie es im Winter weitergehen soll. Sie bangen um ihr Auskommen, weil sich viele Gäste im Innenraum unsicher fühlen. Die Aerosole mit möglichen Viren verdünnen sich im Gegensatz zu draußen nicht so schnell und erhöhen das Risiko, sich mit dem Coronavirus anzustecken.

Wir haben drei Restaurants im Rhein-Erft-Kreis besucht und die Betreiber gefragt, wie sie sich auf den Winter vorbereiten.

Erftstadt: Aufgeben ist für das Café „Will-kommen“ keine Option

Karin Will führt ihr Bistro und Café „Will-kommen“ in Erftstadt normalerweise mit zwei Vollzeitkräften, coronabedingt ist sie jetzt allein. Vier Aushilfen unterstützen sie zurzeit, im Winter werden es voraussichtlich nur noch zwei sein. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzustellen, ist gerade keine Option für Will. „Ich weiß ja jetzt noch nicht, wie es im Winter laufen wird.“ Drinnen hat das Restaurant nur zwölf Plätze. Gerade deswegen ist Karin Will auf die Plätze außen angewiesen, da finden 50 Menschen Platz.

„Wir müssen gerade alle umdenken“, sagt sie. Irgendwie müsse man jetzt neue Wege finden. Aufgeben sei für sie aber keine Option. Sie würde sich darüber freuen, wenn Gäste im Winter ihre eigenen Decken mitbringen könnten. Von Heizpilzen hält sie nichts, die seien erstens finanziell nicht tragbar, einfach unpraktisch und der CO2 -Ausstoß sei massiv. Sie hofft, dass sie im Winter ein Zelt aufstellen kann. „Wir müssen jetzt weg vom Eingefahrenen und einfach ausprobieren“, sagt die Cafébetreiberin.

In den kalten Monaten möchte sie im Innenraum Weinabende planen, allerdings mit geringer Besucherzahl. Um das Geschäft wieder zum Laufen zu bringen, denkt sie darüber nach, häufiger „Specials“ anzubieten, um Gäste anzulocken, beispielsweise einen Abend rund um das Thema Austern. Dennoch hänge das Geschäft in den kommenden Monaten zum größten Teil vom Wetter ab. Die Restaurantbetreiberin blickt aber optimistisch in die Zukunft: „Der nächste Sommer wird unserer!“

„Breitenbacher Hof“ in Hürth: Die Hälfte der Gäste bleibt weg

Eine große Terrasse umgibt das Hotel und Restaurant „Breitenbacher Hof“ in Hürth. 120 Menschen finden dort normalerweise Platz, jetzt sind es nur noch 80. Am 17. März musste das Restaurant seine Türen für drei Monate schließen. Mehr als die Hälfte der Gäste kamen nach dem Lockdown nur unter der Bedingung, draußen sitzen zu können. Die Menschen hätten Angst, sagt Geschäftsführer Ivan Beslic. „Wir leben größtenteils von älterem Publikum und das wollte dann natürlich erst mal nicht kommen.“

Monika Brackhane, Rezeptionistin, und Goran Begonja, Kellner, vom Breitenbacher Hof in Hürth

Im August vergangenen Jahres konnte das Restaurant 7000 bis 8000 Gäste verzeichnen, in diesem August fehlen knapp die Hälfte der Gäste. Die 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten aber zum Glück nicht entlassen werden. „Wir müssen jetzt unsere Mannschaft halten“, sagt Beslic. Man dürfe jetzt nicht an den falschen Stellen sparen. Zurzeit kümmert sich der Geschäftsführer um einen Wintergarten, der auf dem Außengelände entstehen soll. Sollte das nicht klappen, müssen Decken und Heizpilze für Wärme sorgen.

„Wir müssen jetzt jeden Tag neu planen, man kann jetzt nicht mehr auf einen langen Zeitraum planen“. Dennoch zeigt sich Ivan Beslic optimistisch. Alle Veranstaltungen, die dieses Jahr hätten ausfallen müssen, seien ins Jahr 2021 verlegt worden.

Kerpen: Gäste sollten Decken mit ins „Lohmeyer“ bringen

Im Juni hat die Stadt Kerpen Udo Tronke, dem Besitzer des Lokals „Lohmeyer“, seinen lang ersehnten Außenbereich genehmigt. Vorher konnte man dort parken, jetzt können dort 28 Gäste sitzen. Seine Plätze im Restaurant musste Tronke nämlich um mehr als die Hälfte reduzieren. „Dieser Außenbereich hat uns wirklich den Sommer gerettet“, sagt er. Knapp die Hälfte aller Gäste hätten das Restaurant nur besucht, weil sie draußen hätten sitzen können. Gerade deshalb bereitet ihm der Winter Sorgen.

Udo Tronke musste seine Plätze im Restaurant „Lohmeyer“ in Kerpen um mehr als die Hälfte reduzieren.

Er sucht nach Lösungen, um das Geschäft weiter draußen führen zu können. Von Heizpilzen hält er nichts, die Hitze würde nur nach oben steigen und der CO2 -Ausstoß sei immens. Nun hat er bei der Stadtverwaltung nachgefragt, ob er Zelte aufstellen darf. Um das Geschäft weiter am Laufen zu halten, bittet er auch um die Mitarbeit der Gäste. Er wünscht sich, dass sie Decken mitbringen, da er aus Hygienegründen keine herausgeben kann. Die müsste er nach jedem Gebrauch durch einen Gast waschen. Jetzt kann er nur noch auf eine Antwort der Stadtverwaltung warten.

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Tronke hofft auf einen Herbst und Winter mit wenig Sturm, Regen oder Schnee und blickt dankbar auf die Gäste zurück, die ihm bislang so viel Zuspruch gegeben haben.