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Lebensretter KameraPolizei Rhein-Erft macht auf Gefahren des toten Winkels aufmerksam

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In den Rückspiegeln können die Lkw-Fahrer schon große Flächen einsehen. Doch Menschen, die im toten Winkel stehen, werden übersehen.

  1. Immer wieder kommt es zu Unfällen von Fahrzeugen und Passanten, weil diese im toten Winkel übersehen werden.
  2. Assistenzsysteme wie Kameras können zusätzliche Sicherheit bieten – doch vielen Speditionen sind die Hilfsmittel zu teuer.
  3. Immer wieder weist die Polizei im Rhein-Erft-Kreis, vor allem an Schulen, auf diese besondere Gefahr im Straßenverkehr hin.

Rhein-Erft-Kreis – Solche Unfälle vergessen selbst hartgesottene Polizisten nicht. Im November 2017 ist ein zehnjähriges Mädchen auf dem Weg zur Schule von einem Lkw auf der Lindenstraße in Bedburg angefahren und schwer verletzt worden. Der Lkw war nach rechts abgebogen. Im gleichen Augenblick befand sich die Schülerin im toten Winkel des Fahrzeugs. Ein Rettungshubschrauber brachte das Mädchen in eine Spezialklinik – der Lkw-Fahrer erlitt einen schweren Schock.

Speditionen scheuen Kosten der Kameras

Immer wieder ereignen sich solche Unfälle. Die Polizei versucht an Schulen, auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Peter Alff, Direktionsleiter Verkehr bei der Polizei im Rhein-Erft-Kreis: „Wir machen viel im Bereich Prävention und weisen auf die Gefahren hin. Wir haben aber auch die Brummis im Blick und überprüfen, ob die Spiegel richtig eingestellt sind.“

Eine Kamera an der Beifahrerseite überträgt die Bilder.

Warnsysteme sind inzwischen auf dem Markt, die melden, wenn sich Menschen im toten Winkel aufhalten. Doch viele Speditionen scheuen noch die Kosten, nicht zuletzt wegen des großen Konkurrenzkampfes im Speditionsgewerbe.

Menschen erscheinen so groß wie Playmobil

Vertriebsleiter Torsten Hermsen von der Firma BTS/DAF in Frechen, die neue Lastwagen verkauft und Fahrzeuge wartet sowie pflegt: „Die Technik ist da. Ein Abbiegeassistent kostet etwa 1800 Euro. Inzwischen bestellt jeder zweite Kunde das System.“ Rainer Nowotny überführt häufig neue Führerhäuser an die Kunden. Wenn er auf dem Fahrersitz Platz genommen hat, sitzt er etwa zwei Meter hoch.

Torsten Hermsen zeigt den Abbiegeassistenten. Auf einem Monitor kann der Bereich des toten Winkels eingesehen werden.

Wenn ein Mensch am Lkw steht, erscheint er so groß wie ein Playmobil-Männchen. Zwar helfen ihm die sechs unterschiedlich großen Spiegel an der Fahrerkabine, doch der Abbiegeassistent mit Monitor, Kamera und den Sensoren zeigt ihm an, wenn sich jemand im Bereich des toten Winkels aufhält. „Man darf eines nicht vergessen: An einer Kreuzung haben wir ja nicht nur auf die Fußgänger und Radfahrer zu achten.“ Aus dem meterhohen Fahrerhaus seien bestimmte Bereiche der Straße nur schwer oder überhaupt nicht einsehbar, sagt Nowotny.

Dringlichkeit ist Minister bewusst

Dass der Abbiegeassistent beim Rechtsabbiegen das Leben von Radfahrern und Fußgängern retten kann, ist auch schon bei der Politik angekommen. Bereits im Koalitionsvertrag der Bundesregierung gibt es eine Vereinbarung, dass der Weg für den Abbiegeassistenten freigemacht werden soll. Auf der Homepage des Ministeriums kündigt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die „Aktion Abbiegeassistent“ bereits an.

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Auch die Dringlichkeit scheint dem Minister bewusst zu sein. „Ich würde lieber heute als morgen Abbiegeassistenten verpflichtend einführen“, wird er zitiert. Doch nur mit einem Bundesgesetz scheint das Problem nicht zu lösen zu sein. Dafür ist offenbar eine EU-weite Regelung erforderlich. Das Problem: Brüssel sieht die Einführung einer solchen Pflicht erst ab dem Jahr 2022 vor. „Das ist mir zu spät“, so der Minister.

Bis an jedem Lkw ein Abbiegeassistent montiert sein wird, kann also noch einige Zeit ins Land gehen. Bis dahin bleibt der Polizei nur übrig, weiter auf Prävention zu setzen und allen Kindern immer wieder zu raten: „Haltet euch fern von Lastwagen.“