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Überraschende FundeRaupen in Rhein-Erft so dick wie ein kleiner Finger

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Foto ist eine große braune Raupe zu sehen, daneben ein blauer Sneaker.

Diese Raupe des Weidenbohrers haben Leser in Bedburg entdeckt.

Die Raupe des Weidenbohrers braucht bis zu vier Jahre, um ihre stattliche Größe zu erreichen. Sie kriecht aus den Bäumen gerade ins Freie.

Auf den Artikel über die rund zehn Zentimeter lange Raupe des Weidenbohrers Ende September haben sich einige Leserinnen und Leser in der Redaktion gemeldet. Horst Engel, Vorsteher des Unterhaltungsverbandes Pulheimer Bach, hatte sie zwischen dem Naturschutzgebiet Große Laache und dem Pulheimer See entdeckt.

In Bedburg hat ein Ehepaar Tage später ein ähnlich großes Exemplar entdeckt. Auch am Lauwersmeer in Holland wurde eine Raupe des Weidenbohrers gesichtet. Sie war mit rund sieben Zentimetern etwas kleiner als ihre im Rhein-Erft-Kreis entdeckten rot-schwarzen Artgenossinnen.

Nur wer ein geübtes Auge hat, entdeckt die Nachtfalter

Die Größe sei nicht ungewöhnlich, weiß Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. „Sie sind immer sieben bis neun Zentimeter lang und so dick wie ein kleiner Finger einer Männerhand.“ Vor dem Gespräch mit der Redaktion hat sich der Biologe mit dem Erftstädter Jochen Rodenkirchen ausgetauscht. „Er ist einer der besten Schmetterlingskenner, die wir im Rheinland haben.“ Der Fachmann habe ihm erzählt, dass er an einem günstigen Tag in der Wahner Heide 16 Raupen des Weidenbohrers entdeckt habe.

Der nachtaktive Falter mit der an eine Baumrinde erinnernden Färbung fliege von Ende Mai bis Anfang August. „Tagsüber sitzt er gut getarnt vor Fressfeinden auf der Rinde“, so Christian Chmela. Nur wer ein geübtes Auge habe, entdecke die Nachtfalter.

Wir haben in Bäumen, die im Rahmen von Pflegemaßnahmen an Gewässern entfernt werden mussten, Bohrgänge gefunden, die über einen Meter lang waren
Christian Chmela

Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in der Regel in Weichholz ab, also in Weiden und Pappeln, aber auch in Birken und Schwarzerlen ab. Die Lebensräume dieser Bäume seien an Bächen und Flüssen, an Fließgewässern, zu finden. Chmela: „Der Weidenbohrer war ursprünglich ein typischer Auenbewohner.“ Da der Mensch diese Bäume auch an anderer Stellen pflanze, sei der Weidenbohrer auch dort zu finden, sogar in Obstbäumen.

Um sich im Holz auf die stattliche Größe von neun oder zehn Zentimetern „zu fressen“, brauche es zwei bis vier Jahre. „Holz enthält Lignin, es macht das Holz so stabil. Der Nährstoffgehalt ist allerdings nicht groß.“ Die Raupe fresse sich durch das Holz. „Wir haben in Bäumen, die im Rahmen von Pflegemaßnahmen an Gewässern entfernt werden mussten, Bohrgänge gefunden, die über einen Meter lang waren.“

Damit fing alles an: Horst Engel, Verbandsvorsteher Pulheimer Bach, hatte eine etwa zehn Zentimeter lange Raupe des Weidenbohrers entdeckt.

Damit fing alles an: Horst Engel, Verbandsvorsteher Pulheimer Bach, hatte eine etwa zehn Zentimeter lange Raupe des Weidenbohrers entdeckt.

Irgendwann krieche die Raupe ins Freie, um sich ins Erdreich einzugraben. „Das passiert genau jetzt, im Spätsommer und im Herbst, jetzt sind die Raupen anzutreffen.“ Jochen Rodenkirchen habe ihm erzählt, dass die Raupen sehr stark nach Essig riechen.

Was im Erdreich passiert, beschreibt der Biologe so: Die Raupen bilden einen Kokon, sie verpuppen sich, schließlich findet die Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling statt. „Zur passenden Zeit im Mai des folgenden Jahres schlüpfen die Schmetterlinge, sie leben ein paar Wochen.“

Die Raupen des Weidenbohrers können Schäden verursachen

Christian Chmela kann sich noch genau an die Stelle erinnern, an der er zum ersten Mal eine Raupe des Weidenbohrers gesehen hat. „Es war in den Siegauen, auf einem Radweg zwischen Siegburg und Bonn. Sie kroch am Radweg entlang.“ Es sei schon ein besonderes Naturerlebnis, weil man die Raupen eher selten sehe. „Man nimmt sie eher nicht wahr, es sei denn, sie sind stark behaart, besonders bunt oder groß. Dieses Exemplar ist außergewöhnlich dick“, so Christian Chmela über die Raupe, die Horst Engel in Pulheim entdeckt hat.

Der Weidenbohrer ist aus Sicht des Biologen weit verbreitet, „als häufig würde ich ihn nicht bezeichnen. Die Raupen können Schäden verursachen, aber ich kenne keine Region, wo er größere Schäden verursacht hat. Der Weidenbohrer ist Bestandteil unserer Natur“. Es gebe keinen Grund, die „Tierchen zu beeinträchtigen“.