Kosten von Zehntausenden EuroSchnelltestanbieter in Rhein-Erft warten noch auf Geld
Rhein-Erft-Kreis – Lange mussten Bürger auf kostenlose Corona-Schnelltests warten, jetzt sind sie im Rhein-Erft-Kreis Voraussetzung dafür, weiterhin im Einzelhandel einkaufen gehen zu können. Doch während im Kreis seit Anfang März bereits 80.000 Bürger einen kostenlosen Bürgertest in Anspruch genommen haben, warten die privaten Schnelltestanbieter immer noch auf das Geld von Bund und Land.
Covimedical, einer der bundesweit größten Anbieter für Schnelltests, schlug deshalb vor einigen Tagen Alarm und schickte ein Schreiben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, in dem das Unternehmen auf die brenzlige Situation aufmerksam machte: „Stand jetzt werden unsere Mittel kurz nach Ostern nach Durchführung von dann mehr als 350.000 kostenlosen Bürgertests leider ausgeschöpft sein.“
Rhein-Erft: Kosten von Zehntausenden Euro für Schnelltestanbieter
Auch im Rhein-Erft-Kreis warten die Schnelltestanbieter nach wie vor auf ihr Geld. „Die Auszahlung der Kosten für die Corona-Schnelltests ist weiterhin ein Problem. Wie es jetzt aber aussieht, bekommen wir wohl im Laufe des Aprils Geld von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV)“, sagt Marc Schurath. Er ist mitverantwortlich für mehrere Medicare-Schnelltestzentren in NRW, darunter auch der Standort in Pulheim. Pro Test, so rechnet Schurath vor, fallen sechs Euro für die Schnelltestanbieter an. Oben drauf kämen dann noch Kosten für Miete, Personal und Schutzanzüge.
Zwar sei Medicare bislang gut über die Runden gekommen. Es gebe jedoch auch Anbieter, die ohne Geldgeber keine Schnelltests anbieten könnten. „Wenn Sie am 1. April einen Standort eröffnet hätten, der sofort gut läuft und 200 bis 300 Personen pro Tag testet, müssen Sie schon mit Kosten in einem höheren fünfstelligen Bereich pro Monat rechnen“, schätzt Schurath. „Für die Schnelltests müssen Sie in Vorkasse gehen, denn auch die Lieferanten wollen Sicherheiten haben.“
Dennoch sieht er Licht am Ende des Tunnels. Alle Rechnungen, die bis zum 6. April eingereicht wurden, sollen laut KV im Laufe des Monats gezahlt werden.
Hürther Laserfabrik muss Kosten erstmal selbst tragen
Ähnlich schätzt auch Jan Eiserloh die Lage ein. Er ist gemeinsam mit Daniel Brune Geschäftsführer der Laserfabrik in Hürth. Weil das Unternehmen wegen der Corona-Krise seit Monaten keine Lichtshows fürs Künstler und Produktionen durchführen kann, hat es umgesattelt und sich kurzerhand dazu entschieden, Corona-Schnelltests durchzuführen. Seit Anfang März bieten sie nun auf dem Besucherparkplatz des Euronova Campus in Hürth Corona-Tests an – mittlerweile gibt es sogar kostenlose Bürgertestungen. „Wir rechnen die Bürgertests mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab und rechnen damit, dass wir innerhalb der nächsten 30 Tage das Geld für unsere Bürgertests im März erhalten werden“, sagt Eiserloh. Bis dahin muss die Laserfabrik die Kosten für Tests und Personal jedoch selbst zahlen.
Wie hoch die Ausgaben dafür bislang waren, sagt der Laserfabrik-Geschäftsführer nicht. Über die Ostertage habe das Drive-In-Testzentrum jedoch seine maximale Kapazität von 60 Tests pro Stunde erreicht. „Die Kosten variieren stark – je nachdem wie hoch die Auslastung ist. Wir gehen aktuell aber davon aus, dass wir kostendeckend arbeiten können“, betont Eiserloh.
„Dann können wir das Schnelltestzentrum nicht weiter betreiben“
Auf die Kosten für das Schnelltestzentrum angesprochen bestätigt auch Christoph Damaschke, dass bislang noch kein Geld von Bund und Land überwiesen worden sei. Im Testcenter Rheinland in Brühl, das Damaschke aktuell betreibt, werden täglich 500 Personen getestet. Das Geld für Schnelltests und Mitarbeiter musste auch das Brühler Testcenter bislang selbst zahlen. „Man muss natürlich in der Lage sein, mit so viel Geld in Vorkasse gehen zu können. Wir waren darauf jedoch vorbereitet“, betont Damaschke, der außerdem geschäftsführender Gesellschafter einer Brühler Marketingagentur ist.
Die Unterlagen haben er und seine Kollegen bereits an die KV weitergegeben. Aktuell gehen sie davon aus, dass sie kostendeckend arbeiten. Er merkt jedoch auch an: „Wenn es nicht kostendeckend sein sollte, können wir das Schnelltestzentrum nicht weiter betreiben.“
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein hat gegenüber dieser Zeitung mitgeteilt, dass die erste reguläre Zahlung im Mai erfolgen soll. „Aus Kulanz hat die KV aber auch Abrechnungen des Monats März, die bis zum 6. April eingetragen wurden, für die Abrechnung des Monats April berücksichtigt. Die ersten Gelder sollten somit am 22. April gezahlt werden“, erklärte Sprecher Sven Ludwig.
Gesundheitsministerium: Bürger können sich mehrmals pro Woche testen lassen
Doch wie viel Geld sollen die privaten Anbieter dann pro Corona-Test erhalten? Eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums hat aufgeschlüsselt, mit wie viel Geld sie rechnen können. Zum einen gebe es große kommunale und andere „Testzentren“, die eine Vollkostenerstattung (allerdings ohne Gewinne) nach der Bundestestverordnung erhalten. „Für weitere Teststellen zahlt der Bund eine Pauschale von 12 Euro beziehungsweise 15 Euro pro Test sowie die Sachkosten für den Test“, so die Sprecherin. Den höheren Betrag von 15 Euro erhalten demnach lediglich Ärzte und Zahnärzte.
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Darüber hinaus fördere das Land den Aufbau von Teststellen mit einem „Einrichtungszuschuss“ von 1000 Euro und einer monatlichen Pauschale von 1000 Euro. Diese Landesgelder sollen laut Gesundheitsministerium „zeitnah ausgezahlt werden“. „Hierzu startet in dieser Woche eine Abfrage bei den Kommunen, die das Geld dann weiterleiten.“
Auf Nachfrage machte das NRW-Gesundheitsministerium im Übrigen deutlich, dass sich Bürger laut Bundestestverordnung auch häufiger als einmal pro Woche testen lassen können. „Testungen einmal pro Woche sind wünschenswert und sinnvoll. Es kann aber auch Situationen geben, in denen Bürgerinnen und Bürger das Angebot mehr als einmal in Anspruch nehmen. Wir sind überzeugt davon, dass die Menschen damit verantwortungsvoll umgehen werden.“