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Freie AusbildungsplätzeVielen Unternehmen in Rhein-Erft fehlt noch der Nachwuchs

Lesezeit 3 Minuten
„Azubis gesucht“ steht auf einem Banner bei einer Berufsorientierungsmesse.

Vielen Unternehmen fehlt der Nachwuchs.

Auszubildende werden im Rhein-Erft-Kreis dringend gesucht. Die Gewerkschaft macht auf enorme Aufstiegschancen aufmerksam.

Für viele Auszubildende beginnt im August der Start ins Berufsleben. Doch noch fehlt vielen Unternehmen der Nachwuchs. Bei der Agentur für Arbeit sind laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rund 900 freie Ausbildungsplätze gemeldet – und die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein.

„Allein in der Herstellung von Lebensmitteln und Getränken bieten Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis noch 31 Ausbildungsplätze“, sagt Marc Kissinger, Geschäftsführer der NGG Köln. „Und in der Gastronomie und Hotellerie warten 30 Ausbildungsstellen im Rhein-Erft-Kreis auf Jugendliche, die Spaß daran haben, kreativ zu kochen oder sich um Gäste zu kümmern.“ Laut Kissinger würden viele Unternehmen mittlerweile Eigeninitiative ergreifen, um Auszubildende zu suchen, etwa über Online-Portale oder Social-Media-Kanäle.

NGG Köln kritisiert „bedauerliche Trägheit“ bei Nachwuchsförderung in Rhein-Erft

Für den Geschäftsführer der NGG Köln wird die duale Ausbildung mittlerweile „unter Wert gehandelt“. „Es ist wie ein Reflex: Wer sein Abi oder die Fachhochschulreife in der Tasche hat, meint studieren zu müssen“, sagt Kissinger. Dabei böten gerade Industrie, Handwerk und Dienstleistung enorme Chancen. „Die Zeiten, in denen nur ein Studium ein überdurchschnittliches Einkommen garantiert, sind lange vorbei. Außerdem kann auf eine Ausbildung oft auch ein Studium draufgesattelt werden.“ Wer in der Lebensmittelindustrie starte, könne beispielsweise ein Studium in Lebensmittelchemie, Anlagenbau oder Betriebswirtschaft anschließen. In der Gastrobranche biete sich ein Studium im Tourismus-, Hotel-, Kultur- oder Eventmanagement an.

Die NGG Köln kritisiert eine „bedauerliche Trägheit“ bei der Nachwuchsförderung im Rhein-Erft-Kreis. Es werde grundsätzlich zu wenig ausgebildet – in der Gastronomie genauso wie in der Industrie. „Die Wirtschaft braucht einen neuen Azubi-Mut“ , sagt Kissinger. Den müsse die Politik aber auch unterstützen. „Wird ein Azubi nach der Ausbildung übernommen, dann darf es dabei künftig keine Befristung mehr geben.“

Kissinger empfiehlt Betrieben, bei der Suche nach Auszubildenden weniger auf die Noten im letzten Schulzeugnis zu schielen. „Sie sollten versuchen, die Talente der jungen Leute zu entdecken. Das bedeutet, dass Unternehmen mehr Gespräche zum persönlichen Kennenlernen führen. Aber auch, dass sie mehr Praktika anbieten.“ In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Ausbildungsmarkt im Kreis drastisch gewandelt. Das belegt ein Blick in die Zahlen der Brühler Agentur für Arbeit: 2013 waren in Brühl 3390 Bewerber und 1670 Ausbildungsstellen gemeldet. 2023 herrschte mit 2130 Bewerbern und 2060 Stellen fast Gleichstand.

Das betrifft einige Branchen stärker als andere. Etwa den Hochbau – hier gibt es doppelt so viele freie Ausbildungsstellen wie Bewerber. Beliebt sind beim Nachwuchs hingegen die Berufe Chemikant, Bürokaufmann oder -frau, medizinischer Fachangestellter und Kfz-Mechatroniker. Unbeliebt bei den Bewerben sind die Berufe Verkäufer und Lagerlogistiker. Ausgeschriebene Stellen bleiben häufig unbesetzt.