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Rock zum ZweitenWer Landrat ist, möchte es bleiben – auch in Rhein-Erft

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Foto ist Landrat Frank Rock zu sehen.

Ob Frank Rock 2074 noch Landrat sein wird? Wie auf dem Bildschirm zu sehen, könnte er in 49 Jahren aussehen, im Alter von 104. Diese Animation war Teil einer Präsentation zur Zukunft des Rhein-Erft-Kreises 2024 in Pulheim-Brauweiler.

CDU-Mann Frank Rock möchte bis 2030 weitermachen. Seine bisherige Amtszeit wurde zu Beginn durch die Pandemie bestimmt.

Überraschungen sehen anders aus. Frank Rock hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er eine weitere Amtszeit als Landrat anstrebt. Er hat erst eine hinter sich – und was sind in der Politik schon fünf Jahre? Er wäre bei seiner Wiederwahl im September 55 Jahre alt; selbst eine dritte Kandidatur 2030 wäre da nicht verwunderlich.

Landräte besitzen eine lange Verweildauer, erst recht in Regionen, in denen ihre jeweilige Partei mehr oder minder unangefochten den Ton angibt. Im benachbarten Rhein-Kreis Neuss beispielsweise ist Hans-Jürgen Petrauschke seit 2009 Landrat. Der CDU-Mann ist 68 Jahre alt. Er tritt allerdings nicht mehr an. Sein Parteifreund Sebastian Schuster im Rhein-Sieg-Kreis ist seit 2014 im Amt. Der 59-Jährige geht für eine dritte Amtszeit ins Rennen.

Im Kreis Mettmann ist der Landrat seit 1999 im Amt

Einmal Landrat, immer Landrat: Das ließe sich über Thomas Hendele sagen, ebenfalls Christdemokrat. Seit 1999 steht der 71-Jährige an der Spitze des Kreises Mettmann. Doch für ihn ist das Karriereende absehbar – Hendele kandidiert kein weiteres Mal. 2030 wäre er 76.

In dem Alter werden andernorts Präsidenten ins Amt gewähl t und jonglieren mit der Weltkugel, als ob Politik ein einziges großes Spiel wäre. Wieder anderswo lassen unwesentlich jüngere Präsidenten ihre Widersacher mir-nichts-dir-nichts inhaftieren, um nicht aus dem Amt gewählt zu werden.

Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich kaum mit der Kreisstadt Bergheim

Solche Geschehnisse sollten uns bei so manchem Unverständnis und vielerlei berechtigter Sorgen über politische Entwicklungen in unserem Land demütig werden lassen: Und so können mehr als 400.000 Frauen und Männer im September eine freie und unabhängige, weil demokratische Entscheidung treffen. Das ist ein hohes Gut, und wir sollten nicht vergessen, uns daran zu erinnern, dass das für unsere Eltern oder Großeltern zwischen 1933 und 1945 nicht selbstverständlich gewesen ist.

Aber zurück zum Landkreis, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen feiert; was angesichts des Selbstbewusstseins und der Eigenständigkeit der zehn Städte, der Zergliederung des Kreisgebiets und der gering ausgeprägten Identifikation der Bürgerinnen und Bürger zu ihrer Kreisstadt Bergheim zu einer Randerscheinung gerät.

Auch aus einem weiteren Grund ist das nicht verwunderlich. Erklären Sie mal einem Liblarer oder einem Lechenicher, dass er in Erftstadt wohnt. Oder einem Türnicher oder einem Horremer, dass er Kerpener ist. Da darf man heilfroh sein, wenn einem die Freundschaft nicht sofort gekündigt wird. Ein Zugehörigkeitsgefühl zu einem Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis, ist dann nur schwerlich zu erwarten.

Das macht das Dasein eines Landrats oder einer Landrätin nicht eben einfacher. Den Menschen in den Städten ist dann eben die Bürgermeisterin oder der Bürgermeister näher. Es sei denn, der Chef der Kreisverwaltung tritt   spürbar öffentlich in Erscheinung oder initiiert Projekte, die für die Bürgerinnen und Bürger wahrnehmbar sind.  Für Rock wird es in den kommenden Monaten des Wahlkampfes darauf ankommen, sein Wirken für den Kreis und mehr noch für die einzelnen Städte herauszustellen.

Impfarzt Guido Seegmüller setzte Landrat Frank Rock 2022 eine Impfung am letzten Tag des Impfzentrums.

Impfarzt Guido Seegmüller setzte Landrat Frank Rock 2022 eine Impfung am letzten Tag des Impfzentrums.

Ehrlicherweise musste sich der Hürther in der ersten Phase nach seiner Wahl 2020 als Krisenmanager beweisen: Die Pandemie nahm seine Behörde in Bergheim weitgehend in Beschlag und ließ das politische Tagesgeschäft und die Weiterentwicklung des Kreises in den Hintergrund treten.

Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund erscheint es nachvollziehbar, dass Rock alles daran setzen wird, im Amt zu bleiben. So erklärt es sich vielleicht auch, dass er in den Wahlkampf startete, noch bevor seine Partei ihn nominiert hat und die Mitglieder ihn gewählt haben. Jetzt liegt es an der CDU, wieder synchron zu laufen.