Es sei nicht nachvollziehbar, dass etablierte medizinische Abteilungen geschlossen werden sollen, kritisiert die SPD-Kreistagsfraktion.
Köln werde bevorzugtSPD nennt NRW-Pläne für Kliniken in Rhein-Erft skandalös
Als skandalös bezeichnet die SPD-Kreistagsfraktion die geplante Schließung aller Orthopädien im Rhein-Erft-Kreis. Eine entsprechende Abteilung soll es nach dem Willen des NRW-Gesundheitsministeriums nur noch am St. Katharinen-Hospital in Frechen geben. Dies war Mitte Juni bekannt geworden.
Auch darüber hinaus kritisiert die SPD den Stand der Verhandlungen zur Krankenhausplanung. Neben der Schließung ganzer Fachabteilungen, trotz oft hervorragender Zertifizierungen, würden andere dramatisch eingeschränkt. So solle das Cellitinnen-Krankenhaus Maria-Hilf in Bergheim statt 4025 beantragter Fälle für die innere Medizin nur 2900 erhalten.
Laut SPD weist der Rhein-Erft-Kreis die geringsten Bettenzahl aus
In der Chirurgie sei der Kahlschlag beispielhaft am Sana-Krankenhaus Hürth zu sehen. Statt 2870 beantragter Fälle in der Leistungsgruppe sollen es nach dem Willen von Landesregierung und Krankenkassen nur 1600 werden.
Die SPD-Gesundheitspolitikerinnen und -politiker Iris Heinisch, Hildegard Venghaus und Torsten Rekewitz befürchten daher, dass die Landesregierung die ohnehin in vielen Bereichen prekäre Versorgung im Rhein-Erft-Kreis noch weiter verschlechtern werde. Schon jetzt weise der Rhein-Erft-Kreis die geringste Bettenzahl pro Einwohner ganz NRW auf.
Die Erwartung des Landes, dass alle Patienten in Zukunft nach Köln fahren sollen, sei unsozial und vollkommen unpassend. „Köln ist vollkommen überversorgt und soll nun trotz fehlender Zertifizierungen Fachbereiche mit extrem hoher Expertise aus dem Kreisgebiet übernehmen.“ Weder der Kahlschlag in vielen Fachbereichen, noch die dann zu erwartende Schließung als dessen Folge werde diesen Zustand verbessern, heißt es in einer Pressemitteilung.
Rekewitz beklagt eine Ungleichbehandlung zwischen der Metropole und dem ländlichen Raum: „Dass dem Sana-Krankenhaus trotz deutlicher Übererfüllung der Anforderungen die Ausweisung der ,Intensivmedizin hochkomplex' verweigert werden soll, macht die Finanzierung des Krankenhauses deutlich schwerer.“
Bürgermeister haben Brandbriefe an die Landesregierung gechrieben
Die SPD-Kreistagsfraktion befürchtet, dass die Notfallversorgung der Patienten ins Wanken geraten kann. Wer nicht ausbilden kann, verliere Personal. Wer nicht alle Fachbereiche – beispielsweise in der Herzmedizin – vorhält, dürfe viele Angebote nicht mehr aufrechterhalten. Wer keine Krankenhäuser hat, die sich finanzieren können, verliere Notfallstandorte. „Wo und durch wen sollen unsere Notfälle in Zukunft behandelt werden?“, fragen die SPD-Politiker.
In Brandbriefen an die Landesregierung hatten die Bürgermeister von Bergheim, Bedburg und Hürth auf die folgenschweren Auswirkungen des Krankenhausplans auf die Kliniken vor Ort und ihre Städte hingewiesen. Die Linke/BSW/+ hatte eine kurzfristige Einberufung der Kommunalen Gesundheitskonferenz gefordert.