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Heike SteinhäuserSPD-Vorsitzende im Rhein-Erft-Kreis spricht über Zustand ihrer Partei

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Heike Steinhäuser (M.), hier bei einem Auftritt des SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich in Hürth.

Heike Steinhäuser (M.), hier bei einem Auftritt des SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Rolf Mützenich in Hürth mit Ratsfrau Margit Reisewitz, führt die SPD im Kreis seit September.Schmielewski, Frederick Schuh und Margit Reisewitz (v.l.).

Die 65-jährige Pensionärin spricht im Interview mit Dennis Vlaminck über ihre junge Amtszeit und die Zukunft der SPD im Kreis.

Am Samstag, 17. Juni, findet ab 10.30 Uhr in der Gesamtschule Hürth ein Kreisparteitag der SPD statt, auf dem unter anderem ein neuer Kassierer oder eine neue Kassiererin gewählt wird. Heike Steinhäuser aus Bedburg führt die Partei erst seit wenigen Monaten, nachdem Daniel Dobbelstein aus Kerpen bei einem turbulenten Parteitag im September gestürzt worden war.

Frau Steinhäuser, wird es am Samstag ähnlich hoch hergehen wie beim letzten Parteitag, als Sie völlig unerwartet Kreisvorsitzende wurden?

Es ist ein außerordentlicher Parteitag, bei dem neben wenigen Wahlen vor allem inhaltliche Themen auf der Tagesordnung stehen. Da geht es ganz klar um Europa, Arbeit und Gesundheit. Es ist uns gelungen, die Europaabgeordnete Petra Kammerevert zu gewinnen. Sie wird das Thema Europa begleiten, mit einem Impulsvortrag, aber auch mit einem Beitrag in einem Arbeitsforum. Wir wollen inhaltlich weiterkommen, und da sind insbesondere unsere jungen Leute mit dabei, was mich sehr freut. Was das Thema Arbeit angeht: Nachdem der Reviervertrag 2.0 unterschrieben ist, gilt es, das Ganze auch mit Leben und Inhalten zu füllen. Es ist wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen. Die Menschen brauchen Sicherheit fürs Leben.

Was haben Sie seit Ihrer Wahl unternommen, um die SPD in den Griff zu bekommen und Ruhe einkehren zu lassen?

Mein erstes Angebot an alle war: Wenn ihr irgendetwas habt, sprecht mich persönlich an, ich komme gern vorbei. Das hab ich getan. Vor allem im Quartal nach meiner Wahl bin ich in die Ortsvereine gegangen, zu Mitgliederversammlungen und zu Jubilarehrungen kreisweit. Ich habe mir vor Ort ein Bild machen können. Ich kann feststellen: Es wird überall gearbeitet.

Zuviel Ruhe ist auch nicht gut für eine Partei. Mit Dagmar Andres gibt es zwar eine SPD-Bundestagsabgeordnete, aber eigene Landtagsabgeordnete aus dem Kreis hat die SPD nicht. Wo ist die laute Stimme, die die SPD zum Beispiel beim Thema Strukturwandel vertritt?

Das ist bei uns die Lena Teschlade (Anm. d. Redaktion: Landtagsabgeordnete für den Kölner Wahlkreis IV), die uns bei diesem Thema unterstützt und betreut. Da hat sie zuletzt im Rahmen des Reviervertrages unsere Position laut vorgetragen. Wir müssen als Rhein-Erft-SPD die Zeit überbrücken bis zur nächsten Landtagswahl, denn wir haben im Rheinland derzeit leider nur fünf Abgeordnete – die können schon rein zeitlich nicht immer und überall vor Ort dabei sein. Das versuchen wir mit unseren Kreisen und Möglichkeiten zu füllen. Es gibt Ortsvereine, in denen die Themen besetzt werden und Abgeordneten eingeladen werden. Wir sind zusammen lebendig unterwegs. Auch wenn es keine Differenzen gibt – ruhig sind wir deswegen nicht.

In zwei Jahren stehen Kommunalwahlen an. Welche Rolle wollen Sie selbst spielen, wer drängt in den Vordergrund?

Ich war als Vorsitzende der SPD Rhein-Erft auf dem Funktionärskonvent der Landes-SPD in Münster. Dort war eines der Ergebnisse, dass die Kommunikation mit den Unterbezirksvorsitzenden verstärkt werden soll, und es freut mich, dass ich jetzt für den 26. Juni auch eingeladen wurde zum ersten Termin, wo wir in einen direkten Austausch treten wollen.

Auf der einen Seite wird hauptamtlich, auf der anderen ehrenamtlich Politik gemacht. Da bedarf es einer Verzahnung. Dort steht auch die Kommunalwahl 2025 auf der Agenda. Aber wir werden auch aktiv vor Ort tätig. Denn wir sind das Gesicht der SPD, jeder einzelne Genosse, jede einzelne Genossin. Personalentscheidungen sind noch nicht getroffen.

Mit welchen Themen will die SPD punkten?

Wir stellen uns auf mit den Themen Europa, Arbeit und Gesundheit. Gesundheit deswegen, weil die örtliche Gesundheitsversorgung wichtig ist für alle Menschen, ältere Menschen vor allem. Ein weiteres Thema wird in dem Zusammenhang die Krankenhausplanung sein. Wird sich die Krankenhauslandschaft verändern? Wenn ja wie? Haben wir dann demnächst noch ein Notfallkrankenhaus in Bedburg? Das werden wir sehen. Wichtig ist erstmal, Vertrauen zu den Menschen vor Ort zu bekommen. Wir sind weiterhin da, und das machen wir gern und mit Freude.